Dieser Bürgermeister lässt nichts abbrennen

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Man erkannt ihn kaum im Feuerwehreinsatzanzug: Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis ist jetzt auch Feuerwehrmann. Foto: privat
Man erkannt ihn kaum im Feuerwehreinsatzanzug: Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis ist jetzt auch Feuerwehrmann. Foto: privat
Einer im Feuerwehrteam - Bürgermeister Carsten Joneitis,, links hintenFoto: privat
Einer im Feuerwehrteam - Bürgermeister Carsten Joneitis,, links hintenFoto: privat
 
Im Team ist er einer von vielen mit einem Spind, wie ihn jeder Aktive hat - Bürgermeister Joneitis. Foto: Anette Schreiber
Im Team ist er einer von vielen mit einem Spind, wie ihn jeder Aktive hat - Bürgermeister Joneitis. Foto: Anette Schreiber
 
Wie jeder andere - auch im SpindFoto: Anette Schreiber
Wie jeder andere - auch im SpindFoto: Anette Schreiber
 
Bürgermeister Carsten Joneitis im Anzug und mit Einsatzanzug
Bürgermeister Carsten Joneitis im Anzug und mit Einsatzanzug
 
Das sind die Einsatzhandschuhe - noch wenig gebrauchtFoto: Anette Schreiber
Das sind die Einsatzhandschuhe - noch wenig gebrauchtFoto: Anette Schreiber
 
Der Name steht auch im HelmFoto: Anette Schreiber
Der Name steht auch im HelmFoto: Anette Schreiber
 
Stolz: Bürgermeister Carsten Joneitis mit seinem Dienstbuch.Foto: Anette Schreiber
Stolz: Bürgermeister Carsten Joneitis mit seinem Dienstbuch.Foto: Anette Schreiber
 

Wenn's brennt ist Oberhaids Bürgermeister vor Ort. Neuerdings als Feuerwehrmann, damit er die Einsatzkräfte unterstützen kann.

"Das gibt's nicht oft. In ganz Deutschland können sie das vielleicht an zwei Händen abzählen." Truppenführer Markus Günthner ist schon ein bisschen stolz auf den neuen Truppmann, den die Freiwillige Feuerwehr Oberhaid da ganz neu in ihren Reihen hat: den Herrn Bürgermeister höchstpersönlich.

"Im Einsatz würde ich ihm heute unterstehen", stellt Oberhaids Gemeindechef Carsten Joneitis seine neu erworbenen Kenntnisse in Sachen Feuerwehrhierarchie unter Beweis. Vor kurzem hat der 46-Jährige nach bald einem Jahr Ausbildung seine Prüfung zum Truppmann abgelegt.
Der Bürgermeister ist nun also ein Feuerwehrmann. Ist es nicht etwas spät, sich den Jungentraum vom Feuerwehrmann zu erfüllen? Joneitis lacht. "Als Kind wollte ich Polizist werden, nicht Feuerwehrmann." Warum dann der monatelange Stress mit den Ausbildungsmodulen bei der Feuerwehr?

Joneitis holt aus: Als Bürgermeister, der mittlerweile inmitten der zweiten Amtsperiode in Oberhaid agiert, hat er in den letzten Jahren immer wieder feststellen müssen, wie schwer es mittlerweile für die Feuerwehren geworden ist, während des Tages genügend Einsatzkräfte zu aktivieren.


Früher leichter aktivierbar

Früher waren zumeist die Landwirte in den Wehren und damit am Ort leicht aktivierbar. Heute gibt es immer weniger Landwirte und die meisten Oberhaider arbeiten auswärts, so Joneitis. So habe sich bei ihm die Idee entwickelt, sich ausbilden zu lassen, um helfen zu können. Als Bürgermeister habe er immer gefragt, wie er den Feuerwehrleuten am Einsatzort seitens der Gemeinde helfen könne. Gerne hätte er die Kräfte auch praktisch unterstützt.

Aber dafür müsse man auch wissen, wie. Mit der Idee, sich ausbilden zu lassen, sei er an die Wehr herangetreten, die ihrerseits durchaus angetan war. Ehefrau Annette hatte ihn dann schlichtweg für verrückt erklärt. Er habe es aber dennoch durchgezogen. Das heißt, Joneitis ließ sich in zusammen mit 16- bis 19-Jährigen der Gemeindewehren, aber auch aus Bischberg, Trunstadt und Viereth ausbilden. Das habe schon ein bisschen für Verwunderung gesorgt, vielleicht auch ein bisschen zur Motivation beigetragen.

Nach bestandener Prüfung weiß Joneitis nun, wie er Schläuche kuppeln muss und wie beim Löschen vorzugehen ist. Er hat eine Unterweisung in Erster Hilfe erhalten und er weiß beispielsweise auch, wie der Verkehr an der Unfallstelle zu regeln ist. Die Basissachen eben. Damit die weiter sitzen, wird der Bürgermeister auch weiter an Übungen teilnehmen, einer Feuerwehr-Karriere mit Spezialausbildungen freilich erteilt er eine Absage. "Ich möchte einfach nur helfen und die Wehr unterstützen können."

Im Ernstfall, der seit der Prüfung noch nicht eingetreten ist, würde er gemeinsam mit seinem Kämmerer Ludwig Pickel, der ebenfalls bei der Wehr ist, in Richtung Feuerwehrheim losspurten und dort auch auf weitere Gemeindemitarbeiter stoßen. "Wir begrüßen das, wenn Mitarbeiter bei den Wehren Dienst tun, zwingen aber keinen dazu." Mit dem neuen Ehrenamt müssen Besucher, die einen Termin beim Bürgermeister haben nun damit rechnen, dass er von Knall auf Fall weg muss - wenn's brennt oder so.


Ein Signal für andere

Zum Lob von Truppenführer Günthner merkt er an, dass es weitere Bürgermeisterkollegen gibt, die auch in ihre jeweiligen Feuerwehr aktiv Dienst tun: Er nennt hier unter anderem das Frensdorfer Gemeindeoberhaupt Jakobus Kötzner, der als Bürgermeister der Vorreiter gewesen ist und wohl auch den Gundelsheimer Bürgermeister Jonas Merzbacher inspirierte. Bereits vor seiner Bürgermeisterzeit war Hallstadts vorheriger Bürgermeister Markus Zirkel ein sehr aktiver Feuerwehrmann.

Derartiges kann Kreisbrandrat Bernhard Ziegmann nur begrüßen. "Das ist eine hervorragende Geschichte." Zumal er darin auch ein Signal für weitere Menschen sieht, sich bei der Wehr einzubringen.

Joneitis hat sich mit dem Gemeinderat immer für eine gute Ausstattung der Gemeindewehren eingesetzt. In der Praxis sieht er nun, dass gute Ausrüstung mit Material und Maschinen nicht nur für Effektivität bei den Einsätzen sorgt, sondern auch für eine Motivation der Mannschaft. Ebenso wohl ein Bürgermeister, der mitmacht.