Die Vogelgrippe rückt näher!

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Wegen der Vogelgrippe dürfen Hühner derzeit nicht nach draußen. Alle Eier, die nach dem 13. Februar gelegt werden, müssen als Eier aus Bodenhaltung deklariert werden. Foto: Sonny Adam
Wegen der Vogelgrippe dürfen Hühner derzeit nicht nach draußen. Alle Eier, die nach dem 13. Februar gelegt werden, müssen als Eier aus Bodenhaltung deklariert werden. Foto: Sonny Adam

Die Abteilung Veterinärwesen am Landratsamt Bamberg rät Geflügelhaltern, auf größtmögliche Hygiene zu achten.

"Es rückt näher!" So kommentiert Amtsveterinärin Dr. Gabriele Pflaum die jüngste Entwicklung bei der Geflügelpest. Nach Fällen im Landkreis Neustadt-Aisch hat das Virus auch den Nachbarlandkreis Haßberge erreicht.
Seit dem 21. November gilt im Landkreis Bamberg eine Aufstallungspflicht für Geflügel, seit 24. November darf es auch keine Geflügelausstellungen mehr geben. Um einer möglichen Ansteckung so weit wie möglich vorzubeugen. Die Vogelgrippe ist zwischenzeitlich in 15 von 16 Bundesländern nachgewiesen, die einzige Ausnahmen bildet noch das Saarland.


100 bestätige Fälle

Allein in Bayern gibt es zwischenzeitlich 100 bestätigte Fälle. "Es hat eine sehr hohe Dynamik", beschreibt die Amstveterinärin (Landratsamt Bamberg, Abteilung Veterinärwesen) die Situation. Nur an einem Tag letzte Woche sind 15 neue bestätigte Fälle bekanntgeworden.

Gabriele Pflaum kann nicht nachvollziehen , wie das Virus in Großbetriebe mit 100 000 Legehennen und entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen gelangen kann. Dort sei kein Kontakt mit Wildvögeln möglich.

Für kleinere Bestände hält sie dagegen eher eine Erklärung für möglich: Das Virus wird entweder durch direkten Kontakt mit infizierten Wildtieren übertragen, über deren Kot, oder die Innereien, nachdem das Tier verendete oder geschossen wurde. Schuhe hält sie für eine Schwachstelle: "Wer sieht schon ständig nach, ob an seinen Schuhsohlen Vogelkot haftet." Deshalb rät sie gerade kleineren und Hobbyhaltern, bevor sie in ihre Ställe gehen, die Schuhe zu wechseln und natürlich auch keine Fremden in ihre Bestände zu lassen.

Die extreme Dynamik bei den Fällen führt die Tierärztin auch auf den lang anhaltenden Frost zurück. Der schwäche die Wildtiere einerseits, andererseits zwingt er Wasservögel auf der Nahrungssuche weiter aufs Land zu ziehen, wobei auch das Virus in weitere Bereichen gelange.


Stallpflicht über drei Monate

Ein Ende der bereits über drei Monate währenden Stallpflicht für Geflügel (außer Tauben) sieht die Amtstierärztin derzeit nicht in Sicht. Warum nicht Tauben: Die selber sind zwar nicht von dem Virus betroffen, können es aber übertragen. Weil Tauben oft auch mit anderem Geflügel gehalten werden, wolle man die Übertragung bei Ausstellungen vermeiden.

Gabriele Pflaum erinnert indes daran, dass alles Geflügel (Hühner, Enten, Gänse, Puten und dergleichen) in Ställen gehalten werden muss, beziehungsweise dessen Auslauf so befestigt ist, dass sie mit Wildvögeln und deren Kot nicht Kontakt kommen, sie deswegen nach oben abgedichtet sein müssen. Es habe zwischenzeitlich auch etliche Meldungen gegeben, dass Halter das noch nicht umgesetzt hätten. Dem sei man nachgegangen, "es gab keine Uneinsichtigen", lobt sie.

"Wir hoffen, dass sich die Lage beruhigt, wenn es wärmer wird." So ein Seuchengeschehen hätte man noch nicht gehabt. Es betreffe 23 Staaten in Europa. Dieses Virus komme vermutlich aus Russland und sei über Zugvögel verbreitet worden.


Gegen die Langeweile

Für die weiter unter "Stallarrest" stehenden Hühner rät Gabriele Pflaum Stroh und Sägespäne gegen die Langeweile, dann können sie scharren. Und auch das Futter zu verteilen, so dass die Tiere mit dem Suchen beschäftigt sind.

Mit diesem Montag läuft für die Freilandeier produzierenden Betriebe die Frist aus, bis zu der sie Eier - bei von den Behörden verhängter Aufstallung - als Freilandeier titulieren dürfen. Danach ist nur noch "aus Bodenhaltung" erlaubt. Die Preiseinbußen würden freilich nicht ersetzt.
Abschließend legt die Tierärztin allen Geflügelhaltern noch einmal ans Herz, auf größte Hygiene zu achten.

Mehr Hintergründe und Informationen zum Thema Vogelgrippe finden sich auch auf der Homepage des Bayerischen Bauernverbands (BBV) unter www.bayerischerbauernverband.de


Familie Beil hat bei Eiern große Einbussen 
Zwar befindet sich im Landkreis Bamberg kein Geflügel-Großbetrieb. Die Existenz der vierköpfigen Landwirts-Familie Beil basiert aber immerhin zu 50 Prozent auf dem, was sie mit Geflügel erwirtschaftet. Wir haben mit Jürgen Beil über die aktuelle Situation gesprochen.

Herr Beil, Sie gehören zu denjenigen Landwirten im Landkreis, die vom Geflügel leben, wie wirkt sich die Vogelgrippe aus?
Jürgen Beil: Weil wir nicht so viel Stallfläche haben, wurden bereits 50 Prozent unserer Tiere geschlachtet. Wir halten Gänse, Enten, Hähnchen und Hühner. Derzeit stehen 450 Hühner im Stall.

Mit dem heutigen Montag dürfen Sie die Eier
Ihrer ansonsten draußen laufenden Hühner nicht mehr als Eier aus Freilandhaltung deklarieren, was sind die Folgen?
Für Freilandeier aus der konventionellen Haltung, wie wir sie betreiben, erlösen wir pro Stück zwischen 22 und 26 Cent. Ab heute dürfen wir sie nur noch als Eier aus Bodenhaltung verkaufen, was bedeutet, dass wir pro Ei etwa sieben Cent einbüßen. Das bedeutet enorme Einbußen, und man weiß nicht, wie lange die Aufstallpflicht noch gelten wird. Wenn wir nur von den Eiern leben müssten, wäre das eine Katastrophe. Aber zum Glück ist die Landschaftspflege mit den Merino- und Fuchsschafen sowie der Fleischerlös daraus unser zweites betriebliches Standbein.

Wie versuchen Sie, Ihren Betrieb vor der Vogelgrippe zu schützen?
Durch verschiedene Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört, dass wir keinen Fremden auf unseren Hof und zu den Tieren lassen. Wir selbst ziehen Schutzkleidung an und benutzen über den Schuhen Einmalplastiktüten. Worüber ich mich wundere, ist freilich, wie Vogelgrippe in die Großbetriebe gelangen kann, wo doch keine Wildvögel reinkommen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es auch andere Übertragungswege geben müsste.

Wie halten Sie eigentlich die an Freilauf gewohnten Hühner bei Laune?
Wir haben Heunetze aufgehängt, so dass sie ihr Futter hier herauspicken müssen und beschäftigt werden.

Die Fragen stellte Anette Schreiber