Die Städtische Musikschule zieht auf den Michelsberg

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Kämmerer Bertram Felix (oben) wacht über die Sanierung und die Kosten von immerhin 1,7 Millionen Euro. Fotos: Matthias Hoch
Kämmerer Bertram Felix (oben) wacht über die Sanierung und die Kosten von immerhin 1,7 Millionen Euro. Fotos: Matthias Hoch
Die Ornamente gehören zum Chor der Kirche, der um 1870 für ein Treppenhaus gekappt worden ist.
Die Ornamente gehören zum Chor der Kirche, der um 1870 für ein Treppenhaus gekappt worden ist.
 
Schweres Gerät ist in der alten Propstei im Einsatz.
Schweres Gerät ist in der alten Propstei im Einsatz.
 
Nur während der Arbeiten muss der künftige Konzertsaal im Erdgeschoss gestützt werden.
Nur während der Arbeiten muss der künftige Konzertsaal im Erdgeschoss gestützt werden.
 

Nächstes Jahr um diese Zeit residiert die Städtische Musikschule auf dem Michelsberg. Derzeit wird noch kräftig saniert, und es laufen die Verhandlungen für ein günstiges Musikschul-Ticket.

Frauenkloster, Irrenanstalt, Außenstelle der Universität und Ambulanz der Sozialstiftung war sie schon. Jetzt sieht die ehemalige Benediktiner-Propstei St. Getreu einer Zukunft als städtische Musikschule entgegen.
Bei der laufenden Sanierung geht die Stadt aber zum Glück viel behutsamer vor als um 1870. Als das säkularisierte Klostergebäude damals zur Irrenanstalt umgewidmet und ein neues Treppenhaus benötigt wurde, nahm man dafür einfach ein Stück vom Chor der direkt angrenzenden Kirche her. So kommt es, dass das stilisierte Auge Gottes in einem "halben" Deckengemälde über der Treppe schwebt.

Der brutale Eingriff von damals kann nicht rückgängig gemacht werden. Das Treppenhaus wird gebraucht, um das mehrgeschossige Gebäude auch künftig zu erschließen.
Das erläuterten bei einem Baustellen-Rundgang Bertram Felix, Finanz- und Stiftungsreferent der Stadt, sowie Karin Hamper, die seitens des städtischen Immobilien-Managements die Sanierung betreut.

Das Treppenhaus ist ein Beispiel von etlichen, an denen sich die wechselhafte Geschichte und die damit einhergehenden Veränderungen für das um 1733/1735 entstandene Barockgebäude ablesen lassen. In Absprache mit der Denkmalpflege sollen die historischen Eingriffe nicht getilgt, bei den laufenden Arbeiten aber auch so wenig alte Substanz wie möglich geschädigt werden. Was jetzt entfernt wird, seien nur "Strukturen, die im Zug der Nutzung als Nervenklinik 'rein gekommen sind", versichert Hamper. Felix legt Wert auf die Feststellung, dass die komplette Hausinstallation so verlegt wird, "dass auch jede andere Nutzung möglich ist".

Er meine das in die Zukunft gerichtet, sagte der Stiftungsreferent. Niemand könne heute sagen, welcher Nutzung das Bauwerk, das Justus Heinrich von Dientzenhofer zugeschrieben wird, eines späteren Tages entgegen sieht.
Aktuell wird er für die Bedürfnisse der Musikschule hergerichtet. Bambergs musikalischer Nachwuchs soll nach einem Beschluss des Stadtrats ab dem Schuljahr 2014/2015 Leben in das alte Gemäuer bringen. Die vorhandenen 50 Räume unterschiedlicher Größe sind auch aus Sicht der Musikschul-Leitung ideal.

Von außen gehen die Arbeiten an dem Gebäude, das als Frauenkloster der Bamberger Benediktiner vom Michelsberg errichtet wurde, ihrem Ende entgegen. Wenn die Gerüste fallen, wird man erkennen, was alles getan wurde: Die rund 900 Quadratmeter Dachfläche sind neu mit Schiefer eingedeckt, die Sandsteinfassade ist gereinigt und restauriert. Was niemand sieht: Der Dachstuhl wurde in Stand gesetzt und das Mansarddach gegen Wärmeverlust gedämmt.

Vor Beginn der kalten Jahreszeit werden sich die Arbeiten nach innen verlagern. Da entspricht der Zustand des Bauwerks in etwa dem eines Rohbaus. Einbauten aus jüngerer Vergangenheit sind entfernt. Der Schacht vom alten Speisenaufzug leistete wertvolle Dienste, berichten Hamper und Felix, weil man Bauschutt aus den oberen Etagen bequem durch die Öffnung nach unten befördern konnte.

Beim Ausbau möchte man den Schacht für neue Versorgungsleitungen nützen.
Was diese Denkmal-Sanierung von anderen unterscheidet ist das Augenmerk, das die St.Getreu-Stiftung als Bauherrin auf den Tritt- und Schallschutz legt. Bauphysiker und Akustiker haben ihn für jeden Raum berechnet, damit sich später die Musikschüler nicht gegenseitig hören und stören. Felix: "Wenn oben zehn kleine Kinder lärmen und springen, darf sich der, der drunter gerade seinen Beethoven probt, nicht gestört fühlen."

Musikschul-Ticket für Stadtbus
Apropos Störung: Weil der Umzug der Musikschule mehr Verkehr ins Berggebiet ziehen könnte, kam der Stadtrats-Beschluss nicht bei allen Bürgern gut an. Die Politik hat daher versprochen, das Busfahren attraktiver zu machen, so dass möglichst wenige Kinder mit Autos gebracht und geholt werden.

Ein Jahr vor der Inbetriebnahme laufen die Verhandlungen zwischen der Musikschule und dem Verkehrsbetrieb der Stadtwerke angeblich bereits. Wie Tim Niklas Kubach von der Rathaus-Pressestelle auf Anfrage sagte, "erhalten alle Schüler, die einen Bedarf für den Bus anmelden, ein Musikschul-Ticket". In einer Probephase, über deren Dauer noch nicht entschieden sei, werde es kostenlos zur Verfügung gestellt.

Die Kosten für die Sanierung der ehemaligen Propstei gibt Felix mit 1,7 Millionen Euro an - eine halbe Million mehr als zunächst veranschlagt. "Schuld" an der Steigerung sei der Umfang der Schäden. Weil es Zuschüsse von Bund, Land und Stadt gibt, beschränkt sich der Eigenanteil der St.Getreu-Stiftung auf 300 000 Euro.
Größte Herausforderung bisher war laut Hamper die statische Sicherung der nördlichen Außenwand. Die steht auf der Hangkante zum Ottobrunnen und habe sich bedenklich nach außen geneigt. Mit Stahlträgern an den Innenwänden hat man das Problem behoben.