Kita-Plätze sind nach wie vor begehrt in Bamberg. Wer aber wie Helena Garbe eine Kinderkrippe gründen will, tut sich wegen der knappen Immobilien schwer.
Die Suche nach einem Kita-Platz treibt derzeit viele Eltern in Bamberg um. "Die aktuelle Nachfrage ist sehr hoch in allen Altersgruppen, die Einrichtungen haben alle Wartelisten", teilt die Stadt Bamberg dazu mit. Nicht selten folgt auf monatelanges Warten dann irgendwann doch die Absage. Für Abhilfe soll das zehn Millionen Euro schwere Finanzpaket zum Ausbau der Kinderbetreuung sorgen, das der Stadtrat Ende 2016 beschlossen hat. Bis 2020 sollen damit 15 bis 20 Maßnahmen umgesetzt werden, die für 500 bis 600 zusätzliche Betreuungsplätze in allen Altersgruppen sorgen. Auch Helena Garbe möchte ihren Beitrag dazu leisten und unter dem Motto "Lieblingskind" eine Kindertagesstätte gründen, wo Kinder "in Freiheit in Grenzen aufwachsen". Doch bislang scheitert das Vorhaben der Diakonin, Erzieherin und Kleinkindpädagogin auf der Suche nach der richtigen Immobilie, wo sie ihre pädagogischen Vorstellungen verwirklichen kann.
Seit fast einem Jahr bemüht sich Garbe, das Wohnhaus an der Alten Tabakscheune zu einer Kindertagesstätte umgestalten zu dürfen. "Pippi-Lotta-Haus" sollte das Ganze heißen und über eine Krippe im Erdgeschoss, einen Kindergarten im ersten Stock und einen "Schlaf- und Toberaum" im Dachgeschoss verfügen. "Die Eltern sollten nicht nur wohnortnah ein Angebot haben, sondern auch eine pädagogische Alternative. Ich kenne inzwischen viele Einrichtungen in dieser Region, es gibt nichts, was mich komplett überzeugte", sagt die 55-Jährige. "Erziehung funktioniert nur dann, wenn Kinder feste Bindungen zu ihren Bezugspersonen haben. Gelungene Bindungen haben viel mit Vertrauen zu tun." Ihr sei es unter anderem wichtig, dass jede Gruppe von männlichen und weiblichen Erziehern betreut werde, auf die Tabakscheune als Gärtnerhaus bezogen, müsse auch der Garten für die Pädagogik eine sehr große Rolle spielen.
"Die Tabakscheune ist von den Räumlichkeiten her utopisch, solche Objekte sind für Privatpersonen nicht leistbar", sagt Günter Diller, der stellvertretende Leiter des Stadtjugendamtes. Ein entsprechender Umbau des Einzeldenkmals in Besitz der Edgar Wolf"schen Stiftung hätte geschätzte 3,6 Millionen Euro gekostet. Helena Garbe hatte, nachdem sie mit ihrer Wunschimmobilie nicht vorangekommen war, noch Alternativen in der Gartenstadt ins Spiel gebracht. Auf Flyern warb sie schon um potenzielle Mitarbeiter, Eltern und Kinder und bekam darauf auch sehr viel positive Resonanz. "Ich habe sie auch von Anfang an in ihrem Vorhaben unterstützt und werde das auch weiter tun, aber was bisher zur Disposition stand, wäre mit zu großem Umbauaufwand verbunden gewesen", sagt Diller. Er verweist auf die besonderen baulichen Vorschriften für Kinderbetreuungseinrichtungen, vom Brandschutz über Fluchtwege bis hin zum Sanitärbereich. "Für Privatpersonen ist es äußerst schwierig, Kindertagesstätten wirtschaftlich zu betreiben, wir wollen ja auch keinen in die Privatinsolvenz treiben", sagt der stellvertretende Jugendamtsleiter. Helena Garbe will indes ihren Traum vom "Pippi-Lotta-Haus" in der Tabakscheune noch nicht ganz aufgeben, hält aber auch weiter die Augen nach anderen geeigneten Gebäuden offen. "Wenn Frau Garbe wieder Räumlichkeiten vorschlägt, schaue ich mir die gerne an, neben dem pädagogischen Konzept und dem Finanzierungsplan." Hier wünscht sich Diller noch konkretere Unterlagen als die ihm bislang vorgelegten.
Ansonsten erwartet er in den kommenden zwei bis drei Jahren den Abschluss einer ganzen Reihe von Projekten, die für zusätzliche Kita-Plätze sorgen. "Bei baulichen Notwendigkeiten ist halt immer ein gewisser Zeitfaktor da, von der Ausschreibung über Vergabe, Planung, Förderanträge und Finanzierungsbeschlüsse bis zum eigentlichen Bauabschluss können durchaus zwei Jahre vergehen." Und dass der Bedarf aktuell gar so hoch sein könnte, sei vor einigen Jahren auch nicht absehbar gewesen, Bamberg hat heute 5000 Einwohner mehr als noch vor sieben Jahren. "Es sind ja nicht nur die Geburtenzahlen deutlich gestiegen, wir hatten zuletzt auch einen enormen Zuzug und dann kam noch die Flüchtlingswelle mit vielen kinderreichen Familien hinzu."