Die jungen Leute haben das Eis gebrochen

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Anna Hünnerkopf, Franziska Schwab (beide Thüngfeld) und Lara Seeger aus Aschbach (von links) betrachten gemeinsam mit ihrem Lehrer Johannes Krapp einen Bildband aus der Region um Larche. Foto: Seeger
Anna Hünnerkopf, Franziska Schwab (beide Thüngfeld) und Lara Seeger aus Aschbach (von links) betrachten gemeinsam mit ihrem Lehrer Johannes Krapp einen Bildband aus der Region um Larche. Foto: Seeger
 
Anna Hünnerkopf aus Thüngfeld (links) und ihre französische Freundin Caroline im Zwillingslook. Foto: privat
Anna Hünnerkopf aus Thüngfeld (links) und ihre französische Freundin Caroline im Zwillingslook. Foto: privat
 

Vor 50 Jahren wurde der Élysée-Vertrag unterzeichnet. Drei Schülerinnen erzählen, wie deutsch-französische Freundschaft heute mit Leben erfüllt wird.

"Alexandre ist für mich wie ein Bruder", sagt Lara Seeger. Was die 15-jährige Schülerin des Scheinfelder Gymnasiums so einfach in Worte fasst, entspricht exakt den Zielen, die heute vor genau 50 Jahren im Élysée-Vertrag verankert und durch den berühmten "Bruderkuss" zwischen Konrad Adenauer und Charles de Gaulle besiegelt wurden.

Der 22. Januar 1963 war ein historischer Tag: Nach einer langen "Erbfeindschaft" zwischen den beiden Staaten wurde der deutsch-französische Freundschaftsvertrag zum Fundament, auf dem erst das vereinte Europa aufgebaut werden konnte. Jede Generation müsse diese Freundschaft wieder neu mit Leben erfüllen, appellieren zum heutigen Jahrestag Politiker aller Couleur. Die beiden großen Staatschefs setzten schon damals auf die "vertrauensbildende Kraft der Jugend". Die Aussöhnung ist gelungen.

Das Gymnasium in Scheinfeld (Mittelfranken) leistet seit mehr als 30 Jahren einen Beitrag zur deutsch-französischen Freundschaft durch einen permanenten Schüleraustausch. "Bei uns wird Völkerverständigung tatsächlich gelebt", sagt Johannes Krapp aus Possenfelden (Stadtteil von Schlüsselfeld), der als Französisch-Lehrer seit zwei Jahren für den Schüleraustausch verantwortlich zeichnet. Die Partnerschaft zwischen dem "Collège" im französichen Larche/Limousin und der Scheinfelder Schule sei eine der längsten überhaupt, in der "durchgängig", das heißt Jahr für Jahr, ein Schüleraustausch stattfinde.

Alljährlich im Dezember besuchen französische Schüler den Steigerwald, während die Scheinfelder Schüler der neunten Klasse jeweils im Mai ins Limousin fahren. Im Dezember 2012 waren 44 junge Franzosen bei Gasteltern in der Steigerwaldregion untergebracht.

Wie Lara Seeger aus Aschbach empfinden auch ihre Mitschülerinnen Anna Hünnerkopf und Franziska Schwab aus Thüngfeld (Stadt Schlüsselfeld): Echte Freundschaften seien entstanden, die mittels Facebook auch gepflegt werden. Meist sprächen die Schüler des Scheinfelder Gymnasiums besser französisch als umgekehrt ihre Gäste deutsch. "Wir haben die ganze Zeit nur französisch geredet", erzählt Franziska. Den Schülerinnen kam das gerade recht, können sie so die Sprache im Alltag anwenden und die Aussprache besser lernen. Franziska Schwab ist in dem Trio die einzige, die im Mai 2012 bereits beim Schüleraustausch in Larche dabei war.

Große Unterschiede zwischen deutschen und französischen Jugendlichen hat sie nicht festgestellt. Vielleicht, dass die französischen Schüler nach der Ganztagsschule erst einmal etwas unternehmen und sich mit Freunden treffen. Die Hausaufgaben seien erst am späten Abend erledigt worden. Auch beim Essen gebe es nur wenig Unterschiede. Woraus zu schließen ist, dass auch die Essensgewohnheiten immer "europäischer" werden.
Lara und Anna freuen sich jedenfalls auf ein Wiedersehen mit ihren französischen Freunden im Mai in Larche. 37 Schüler des Scheinfelder Gymnasiums werden sich am 29. April für neun Tage auf den 1100 Kilometer weiten Weg in den Süd-Westen der französischen Republik machen.

Ihren Freunden aus dem Limousin habe es im Steigerwald sehr gut gefallen, erzählen die Schülerinnen. In Deutschland hätten Jugendliche viel mehr Freiheiten als in Frankreich. Beim Abschied habe es dann auch herzzerreißende Szenen gegeben.

Larche, etwa so groß wie Schlüsselfeld, liege in einer wirtschaftlich eher schwachen Region, berichtet ihr Lehrer Johannes Krapp. Es gebe nur wenig Industrie und - trotz landschaftlicher Schönheit - auch wenig Tourismus. Finanziert werde der Austausch durch Mittel des Bezirks und des Kultusministeriums. Der Eigenanteil, den die Eltern der Austauschschüler zu leisten haben, sei gering. Was die Jugendlichen jedoch für ihr Leben mitnehmen, sei nicht mit Geld zu bezahlen. Sie wohnen bei Gasteltern und besuchen an einigen Tagen die Schule der jeweiligen Partnergemeinde. Vor allem aber lernen sie Land und Leute kennen. In Deutschland ziehen die nahen Städte Nürnberg, Bamberg und Würzburg, vor allem aber die Weihnachtsmärkte die jungen Franzosen in ihren Bann. "So etwas kennen sie aus ihrer Heimat nicht", erzählen die drei Gymnasiastinnen.