"Hirschaid ist bunt" - unter diesem Motto fand vor dem Hirschaider Rathaus ein Fest statt, dass die Verbundenheit der Marktgemeinde mit ihren ausländischen Mitbürgern zeigen sollte.
Die Veranstaltung sollte dazu dienen Kontakte zu knüpfen bzw. zu intensivieren und bestehende fortzuführen. Gleichzeitig wurden E-Mail-Adressen bzw. Telefonnummern gesammelt, um ein "Netzwerk gegen Rechts" aufzubauen. Zahlreiche Hirschaiderinnen und Hirschaider nahmen die Gelegenheit wahr, sich zu informieren und vielleicht einmal eine Hochzeitssuppe aus Eritrea oder eine afghanische Tomaten- Kartoffelsuppe zu versuchen. So mancher Besucher erinnerte sich vielleicht daran, dass seine Großeltern auch als Flüchtlinge nach Hirschaid gekommen waren. Diese kamen zwar nicht aus dem Senegal, aus Aserbeidschan oder aus Sierra Leone, dafür aus Rumänien, aus Polen, aus Russland oder aus der heutigen Tschechischen Republik und haben in Hirschaid ihre neue Heimat gefunden.
"Wirklich willkommen" Hirschaids Bürgermeister Klaus Homann (CSU) sprach bei seiner Begrüßung davon, wie wichtig es
sei, den Flüchtlingen und Asylsuchenden das Gefühl zu gegeben, "wirklich willkommen zu sein". Für ihn ist dieses "Willkommensfest" ein Zeichen für "Offenheit, Toleranz und Verständnis". Ganz deutlich stellte er fest, dass "Hirschaid bunt ist" und erteilte jeglichem rechtem Gedankengut eine klare Absage. Homann dankte insbesondere dem Organisationsteam um Horst Auer, Christian Büttel, Albert Demel, Sebastian Frank, Sigrid Oppelt und Richard Simon, das "binnen 14 Tagen ein tolles Fest auf die Beine gestellt" habe.
Durch die Veranstaltung führte Marktgemeinderat Horst Auer (SPD), der mit seinem Team ein buntes Programm zusammengestellt hatte. Dieser zeigte sich begeistert, wie viele Hirschaider gekommen waren, "um Flagge zu zeigen" und sich für "ein buntes und offenes Hirschaid engagieren wollen". Für die Unterhaltung der Besucher sorgten der Auftritt einer Kindergruppe aus der Kindertagesstätte Mikado, die Darbietung von
Viola Fabreddi, die jungen Damen von Tanzrhythmus Hirschaid, eine Trommelgruppe von Body & Soul und das Hirschaider Blech. Dazwischen berichteten die Vertreter vom Verein "Freund statt fremd", dem Migrationssozialdienst der Awo Bamberg und der Caritas Kinder- und Jugendhilfe über ihre Arbeit vor Ort.
Im Kernort Hirschaid werden zur Zeit 23 unbegleitete minderjährige Jugendliche von der Caritas Kinder- und Jugendhilfe Pettstadt betreut. Sie kommen aus den Krisen- und Kriegsgebieten diese Welt und haben manchmal monatelange Odysseen hinter sich, ganz zu schweigen von den körperlichen und seelischen Misshandlungen, die sie in ihrem jungen Leben schon erfahren haben. Christian Schleicher, einer der Gruppenleiter der Jugendwohngruppe, lobte die vielfältige Unterstützung durch die Gemeinde, durch ehrenamtlich Engagierte und durch die örtlichen Vereine.
So sind seine Schützlinge mittlerweile gut eingebunden bei der DLRG, beim Fußball, beim Volleyball und ein Jugendlicher aus Gambia ist sogar bei der Feuerwehr aktiv.
Nach dessen Motivation befragt, hatte er geantwortet, dass "er der Gesellschaft etwas zurückgeben will, die ihn hier aufgenommen hat". "Die Jugendlichen wollen alle etwas leisten und sind hoch motiviert", so der Betreuer, und sie hätten auch ganz klare Ziele. Sie wollen so schnell wie möglich Deutsch lernen, einen Schulabschluss schaffen und ein Praktikum machen bzw. eine Lehre beginnen.
Besser informieren wollte sich an diesem Nachmittag auch Jutta Koch und freute sich mit den Organisatoren über die gute Resonanz der Veranstaltung. Für sie ist es wichtig, dass die Bevölkerung Informationen aus erster Hand bekommt. Als Inhaberin eines Friseursalons konnte sie schon einige der Jugendlichen kennenlernen.
Sie lobte die Freundlichkeit und Höflichkeit der Flüchtlinge und sieht die jungen Menschen als Bereicherung für Hirschaid an.
Absage an "Rechts" Darüber hinaus könnte sie sich vorstellen, als Mittlerin tätig zu sein, zum Beispiel im Rahmen ihres Berufsverbands, wenn es um das Thema Praktikumsstellen geht. Absolut kein Verständnis hat Jutta Koch für den Aufmarsch rechter Demonstranten, wie in jüngster Zeit in Aschbach geschehen. Für sie steht es außer Frage, sollte so eine Veranstaltung in Hirschaid stattfinden, ist sie sofort bei der Gegendemo dabei.
Offensichtlich ganz besonders viel Freude machte den Besuchern das Kicker-Turnier, das vom Hirschaider Jugendzentrum organisiert wurde.
Spielt es doch hier keine Rolle, ob zum Beispiel nun der Akademiker aus der Regnitzau gegen einen 16-jährigen Jugendlichen aus Nigeria, der noch wenig zur Schule gehen konnte, antritt - Spaß haben und natürlich gewinnen wollen selbstverständlich beide.
Den offiziellen Abschluss der Veranstaltung bildete eine ökumenische Friedensandacht mit Pfarrer Francis Plakill und Pfarrer Eckhard Mattke. Dieser sprach in seiner Predigt davon, wie wichtig es sei, sich nicht nur bei einem Fest, sondern auch im Alltag und bei jeder Gelegenheit als "Schwestern und Brüder zu begegnen". Er rief dazu auf, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Dies bedeute aber auch, "einander zu schützen, vor Angriffen zu bewahren und gegenseitig für einander einzustehen".