Die seit 1. Januar wieder selbstständige Gemeinde Walsdorf hat mit einem großen Fest ihren Verwaltungssitz ganz offiziell eingeweiht.
Nach über drei Jahrzehnten Partnerschaft mit Stegaurach unter dem Dach einer Verwaltungsgemeinschaft, und nach fünf Jahren beharrlichem Ringens ist Walsdorf gegen alle Widerstände, aber letztlich mit Zustimmung der Staatsregierung und des Bayerischen Landtages am 1. Januar 2013 unabhängig geworden.
"Ein ungewöhnlicher Vorgang", meinte Staatssekretärin Melanie Huml (CSU) bei der Rathauseinweihung - denn man sei eher darum bemüht, Verwaltungseinheiten zusammenzuführen und auf diesem Weg zu verschlanken.
Die erste Herausforderung, innerhalb kürzester Zeit ein geeignetes Gebäude für das neue Rathaus zu finden und entsprechend umzubauen, habe die Gemeinde glänzend gemeistert, nicht nur logistisch, sondern auch finanziell: "Ein neues Rathaus für 60 000 Euro, das ist schon was."
Die Einweihung und Segnung der neu gestalteten Räume im ehemaligen Verwaltungstrakt der Schule wurde nur
einmal, allerdings für alle Besucher deutlich spürbar, gestört. Es regnete. Zwar nur kurz, aber dafür ordentlich. "Vielleicht waren das ja die Tränen der Stegauracher", sagte Pfarrerin Hedwig Deinzer, was natürlich für allgemeine Heiterkeit sorgte. Kurz danach zeigte auch die Sonne wieder ihr strahlendes Antlitz.
"Gesprengte Ketten" Pfarrer Franz Stemper ging noch einen Schritt weiter. Er sprach, geprägt von dem ihm eigenen Humor, von neu gewonnener Freiheit und gesprengten Ketten. Bürgermeister Heinrich Faatz (CSU) nannte die Einweihung der Verwaltungsräume ein "Jahrhundertereignis im Leben der Gemeinde"; ein Meilenstein, so wie auch die Übergabe des Nahwärmenetzes an die Bioheiz werke Walsdorf GmbH einen Meilenstein darstelle. Und auch einen Schritt in die Unabhängigkeit, nämlich weg von Öl und Gas.
Faatz sprach dem Altendorfer Bürgermeister Wolfgang Rösler als einem "Geburtshelfer" auf dem Weg in die Selbstständigkeit seinen Dank aus.
Neben Rösler waren zahlreiche Landkreis-Bürgermeister der Einladung nach Walsdorf gefolgt, darunter der Bischberger Rathauschef Johann Pfister. Er kam in seiner Eigenschaft als stellvertretender Landrat, sprach sein Grußwort aber als Nachbar. Walsdorf sei eine prosperierende Gemeinde und für die Zukunft gut aufgestellt, so Pfister.
MdL Heinrich Rudrof (CSU) überraschte mit der Aussage, dass Walsdorf bereits in den Jahren 2000/2001, also sechs Jahre vor der Antragstellung, gute Chancen gehabt hätte, die Verwaltungsgemeinschaft zu verlassen. Alle Besucher der Veranstaltung hatten Gelegenheit, sich das Rathaus von innen anzusehen und sich über die Aufgaben der Gemeindeverwaltung zu informieren.
"Zahlreiche EU-Vorschriften und 80 Prozent aller Bundes- und Landesgesetze werden von den Gemeinden vollzogen.
Die Gemeinden bilden die Grundlagen des Staates und des demokratischen Lebens", so Melanie Huml. Das ist es auch, was Verwaltungsleiter Andreas Geck will: eine bürgerfreundliche und -nahe, kompetente Verwaltung mit sozialen und familiären Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter.
Nahwärmenetz Anton Hepple, der Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberfranken (ALE), informierte über den Zusammenschluss der beiden Hackschnitzelheizungen und der in Erlau angesiedelten Biogasanlage. Durch diese Vernetzung könnten nun 14 Anwesen, die Schule, ein Kindergarten, das Seniorenwohnheim und ein Gewerbebetrieb ihren Wärmebedarf ganzjährig aus regenerativen Energien decken.
Die Gesamtinvestition der Energiegenossenschaft belaufe sich auf 732.000 Euro.
Das ALE leiste dazu einen Förderbeitrag in Höhe von 97.000 Euro.
Der offizielle Teil der Veranstaltung war die Pflicht, dann kam die Kür. Für das bunte Rahmenprogramm sorgten die Bläserklassen der Grundschule, das Jugend- und das Hauptorchester der Aurachtaler Blasmusik und die Kinder der beiden Kindergärten Arche Noah und St. Laurentius.