Die Geierwally auf Stehleitern

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Elena Weber spielt die Geierwally Foto: TiG
Elena Weber spielt die Geierwally Foto: TiG

Das Theater im Gärtnerviertel nimmt sich für seine Herbstpremiere einen bekannten Stoffes vor.

In einem Film des Nazi-Regisseurs Hans Steinhoff von 1940 ist sie zu sehen, Barbara Rütting spielte sie zur Hoch-Zeit der Heimatfilme 1956, es gibt eine Trash-Version von Hans Bockmayer von 1988, und die unvermeidliche Christine Neubauer gab sie noch im Jahre des Herrn 2005. Der Stoff ist offenbar unverwüstlich.

Das fand auch Nina Lorenz vom Theater im Gärtnerviertel (TiG), das nun schon zwei Jahre im Bamberger Norden allerhand Aktivitäten entfaltet, und suchte sich die "Geierwally" als Stück für die Herbstpremiere aus. Freilich in einer Adaption fürs Theater von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott, entstanden 2003. Der Roman, verfasst von Wilhelmine von Hillern, entstand 1875 und war ein Bestseller.


Von "archaischer Kraft"

Man mag den in den Lechtal-Alpen angesiedelten und nach einem authentischen Motiv entstandenen Roman sprachlich und inhaltlich für großen Kitsch halten ("Da ward ihr's so eng in der Brust, sie öffnete die Lippen, und wie eine befreite Lerche schwang sich die Freude in einem schmetternden Jodler daraus empor"). Regisseurin Nina Lorenz ist dieser Meinung nicht. Die "archaische Kraft" dieser Prosa erinnert sie eher an die Naturschilderungen Adalbert Stifters. Sowieso ersannen Walser und Ott für ihre Theaterfassung eine ans Bayrische und Tirolerische angelehnte Kunstsprache.

Worum geht es in der "Geierwally"? Es ist eigentlich eine Emanzipationsgeschichte. Die wilde Walburga lebt allein mit ihrem strengen Vater in den Bergen. Als sie das Nest eines Bartgeiers ausnimmt und das Elterntier tötet, wird sie als Heldin respektiert. Allein, die Burschenwelt macht einen großen Bogen um sie, die sich unsterblich in den Bären-Joseph verliebt hat. Ihr Vater jedoch hat sie dem schmeichlerischen Vinzenz versprochen. Als sie nicht gehorcht, verbannt sie der harte Mann in die Einöde einer Hochalm ... Bis sich der Bären-Joseph und die Geierwally gefunden haben, sind noch allerhand Widerstände und -sacher zu überwinden.

Es soll eine witzige und schrille Inszenierung werden, aber kein Klamauk, verspricht die Regisseurin. Zupass kommt dem TiG, dass die Bühnenfassung auch ein Wirtshaus als Schauplatz vorsieht. Also ist das "Ofenstübla" der Brauerei Spezial in der Königstraße mit seinen circa 50 Sitzplätzen als Spielort optimal geeignet.

Das Personal ist stark reduziert, genauer auf drei Protagonisten: Stephan Bach spielt den strengen Vater, eine Magd, den Bären-Joseph und einen Trinker, Elena Weber die Titelrolle und den Geier (!?), Ursula Gumbsch den Vinzenz, eine Magd Afra, einen Hirtenbuben und partiell einen ans antike Theater angelehnten Chor. Die Ausstattung obliegt Olga Seehafer. Die Alpen übrigens werden durch Stehleitern dargestellt.

Termine und Karten:
Die "Geierwally" in der Fassung von Theresia Walser und Karl-Heinz Ott ist im Ofenstübla der Brauerei Spezial, Bamberg, am 12. 10. (Premiere), 13. 10., 9., 10., 11., 16., 17., 18., 23., 24. November zu sehen. Karten im Spezial (Ausschank), bei Betten-Friedrich, Ob. Königstr. 43, Tel. 0951/27578, und beim BVD, Tel. 0951/9808220.