Die Droste, das Biedermeier und das Heute

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Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel  Foto: Barbara Herbst
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
Karen Duve Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
 
Tanja Kinkel (links) und Karen Duve vor Beginn der Lesung. Foto: Barbara Herbst
Tanja Kinkel (links) und Karen Duve vor Beginn der Lesung. Foto: Barbara Herbst
 
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
Karen Duve (links) und Tanja Kinkel Foto: Barbara Herbst
 
Buch und Mikrofon - beides unabdingbar für die Lesung. Foto: Barbara Herbst
Buch und Mikrofon - beides unabdingbar für die Lesung. Foto: Barbara Herbst
 
Die Autorin Karen Duve Foto: Barbara Herbst
Die Autorin Karen Duve Foto: Barbara Herbst
 

Im Sassanfahrter Schloss las Karen Duve aus ihrem neuesten Roman "Fräulein Nettes kurzer Sommer". Im Gespräch mit der Schirmherrin des Literaturfestivals, Tanja Kinkel, wurden geschichtliche Parallelen gezogen.

Eine Frau, die anders ist als es ihre adlige Familie und nicht zuletzt die Konventionen ihrer Zeit verlangen - was liegt da näher, als die Lesung von Karen Duve nicht nur in einem Schloss stattfinden, sondern auch noch von Frauen gestalten zu lassen? Oder war es nur ein Zufall, dass die Schirmherrin des Bamberger Literaturfestivals, Tanja Kinkel, sehr kundig durch den Abend führte und es ein ums andere Mal nicht vergaß, Parallelen zwischen der Zeit des Biedermeiers und heute zu ziehen?

Wer jedenfalls am Donnerstagabend das heimische Sofa verlassen und auf einem der zuweilen etwas knarzenden Stühle im zweiten Obergeschoss des Sassanfahrter Schlosses Platz genommen hatte, der wurde mitgenommen in eine Zeit, in der Frauen möglichst sittsam und unauffällig zu sein hatten. Sprachen sie, so waren sie bestenfalls Stichwortgeber für kluge Ausführungen der Männer, zu denen sie bewundernd aufzublicken hatten.

In dieser Zeit wurde aber nicht nur das Korsett unmodisch und die Handtasche salonfähig. Es war auch eine Zeit der Umwälzungen, in der sich so mancher von der Schnelligkeit überfordert fühlte, obwohl die Industrialisierung noch nicht einmal so richtig im kleinstaatlerischen Deutschland angekommen war. Gleichzeitig gab es eine Sehnsucht nach einer deutschen Vergangenheit, die man glaubte, im Mittelalter gefunden zu haben. Diese Gefühlslage brachte auch eine diffuse Abneigung gegen allem Fremden mit sich, das sich besonders auf Juden konzentrierte. Ein Antisemitismus, der sich aus der christlichen Religion ableitete, ohne, dass man sich über die möglichen Auswirkungen, die wir heute kennen, Gedanken gemacht hätte.

Man könne ja gar nicht mehr in Museen gehen, so eine der unsinnigen Aussagen, weil Juden immer so lange vor den Bildern stehen bleiben würden.

Vor diesem Hintergrund entwirft Karen Duve ihren neuesten Roman "Fräulein Nettes kurzer Sommer", bei dem - anders als man das vielleicht nach der Lesung vermutet - nicht immer Annette von Droste-Hülshoff im Mittelpunkt steht. In den Ausschnitten, die die ganz in schwarz gekleidete Karen Duve unaufgeregt, aber eindringlich vorliest, wird deutlich, dass die junge Droste so gar nicht den Konventionen entsprach: Sie las und schrieb nicht, sie sammelte Steine und machte Witze über den allgemein verehrten Wilhelm Grimm.

Gebeugt über Handarbeiten

"Sie wollte immer brillieren" heißt es im Roman und Karen Duve und Tanja Kinkel sind sich einig, dass die "Droste" immer das "Trampelchen" gewesen ist. Diese vorlaute, kurzsichtige, kluge Frau muss für ihre weiblichen Verwandten, die stets mit "symmetrisch gescheitelten Köpfen" über ihre Handarbeiten gebeugt waren und "alles bestickt haben, was nicht bei drei auf dem Baum war" (Duve) eine wandelnde Provokation gewesen sein.

Im Sommer des Jahres 1820 bricht sich eine lang unterdrückte Wut der Familie bahn, die auf eine "Intrige wie bei Dallas und Denver"(Kinkel) sinnt.

Zu Beginn hatte Asli Heinzel im Namen der Organisatoren des Bamberger Literaturfestivals den Sponsoren, die diese Veranstaltung erst möglich machten und der Schirmherrin Tanja Kinkel gedankt.