Die neue Bamberger Polizeischule wird riesig und bringt viele neue Arbeitsplätze nach Bamberg. Doch es gibt auch Schattenseiten: Das Projekt macht einen gehörigen Strich durch die Rechnung der Konversionsplaner in Bamberg. Lagardekaserne und Lindenanger sind vorerst unerreichbar.
Die Dimensionen, die Ulrich Delles vom Staatlichen Bauamt Bamberg aufzeigte, sind gewaltig: Wenn die Bundespolizeischule in Bamberg im September 2016 den Betrieb aufnimmt, dann hat sie mit 30 000 Quadratmetern Nutzfläche bereits die Größenordnung der Hochschule in Coburg übertroffen. In der maximalen Ausbauphase ab 2018 wird die Akademie mit 400 Fachlehrern 3000 Polizeianwärter ausbilden - auf 60 000 Quadratmetern. Sie wird damit deutlich größer sein als die bestehende Bamberger Hochschule. "Sie bekommen gewissermaßen eine zweite Universität", sagte Delles.
Das Zahlenbeispiel war nur eines von vielen, mit denen die Verantwortlichen der Bundespolizei, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und des Staatlichen Bauamts im Konversionssenat deutlich machten, um was es geht, wenn die Sicherheitsbehörde ihr sechstes Aus- und Fortbildungszentrum in Deutschland errichtet. Und nicht nur die Größe ist das besondere Kennzeichen der BPOLAFZ, wie die in Potsdam ansässige Behörde die Schule im hauseigenen Chargon abkürzt. Mindestens ebenso sind es die besonderen Umstände, Flüchtlingsströme und Terrorgefahren, die den Bundestag am 6. September dazu brachten, den Stellenplan der größten Polizeibehörde in Deutschland um 3000 Mitarbeiter aufzustocken.
Gut vier Monate nach diesem denkwürdigem Tag schildert Lutz Leide im Bamberger Konversionssenat, wie und warum die Behörden auf Bamberg kamen. Es gab offenbar ganz wenige Liegenschaften, die groß genug für den Zweck waren und so schnell zu aktivieren wie die Warner-Barracks in Bamberg. "Wir haben die Kaserne nicht hingebaut. Sie ist einfach mal da und es gibt keine Alternative", sagte Leide.
Das Ende der Konversion?
Doch so verlockend die Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe auch sein mögen, so sehr die Zahl von 400 neuen Arbeitsplätzen Bamberg auch stärkt. Den Konversionsprozess stellt die Bundespolizeischule erst einmal gründlich auf den Kopf. Nicht nur, dass der anvisierte Verkaufstermin zum 31. Januar 2016 für das nicht beanspruchten Kasernengelände geplatzt ist und von der Bima nicht einmal erwähnt wurde. Es gibt, von der Offizierssiedlung einmal abgesehen, gar nichts, was in den nächsten Jahren nicht von der Bundespolizei in Anspruch genommen würde. Die beiden US-Schulen, Verwaltungsgebäude und Mannschaftsunterkünfte der Lagardekaserne, selbstverständlich die Häuser des Lindenangers werden in der ersten oder zweiten Ausbauphase benötigt. Nicht einmal zu verbindlichen Zusagen sahen sich die Vertreter der Bundespolizei für die Zeit in der Lage, wenn die Akademie in den Jahren nach 2020 allmählich in den etwas schwächeren Regelbetrieb übergeht und sowohl Lindenanger und die Lagardekaserne freigegeben werden könnten.
Stieringer: Sechser im Lotto
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und die Stadträte aller Fraktionen machten in ihren Reden den Zwiespalt deutlich, in dem man in Bamberg steckt. Einerseits hießen sie die Bundespolizei herzlich willkommen. Klaus Stieringer (SPD) sprach gar von einem Sechser im Lotto, Bamberg sei einer der Gewinner dieser Krise. Andererseits warben sie mit Engelszungen dafür, dass der Bund die Lagardekaserne doch früher freigeben oder wenigstens verbindliche Termine nennen könnte. Nicht völlig erfolglos, wie es scheint: Es soll noch einmal geprüft werden, ob es auch ohne "Lagarde" gehen könnte.
"Auch wir Kommunen müssen nicht alles brav über uns ergehen lassen", hatte zuvor Ursula Sowa (GAL) kritisch angemerkt und an den zweijährigen mit einer halben Million Euro geförderten Planungsprozess erinnert. Herbert Lauer (FW) hatte gefordert, Alternativen zu prüfen, die den Bamberger Plänen nicht unnötig im Weg stehen. Von einem lachenden und weinenden Auge sprach Norbert Tscherner. Der Bürger-Block-Chef freut sich zwar über die Arbeitsplätze, fürchtet aber, dass durch die Verknappung des Wohnraumes die Mietpreise in Bamberg weiter steigen werden.
Ohne Zäune geht es nicht
Dass der anfangs zitierte Vergleich mit einer Hochschule doch etwas gewagt ist, wurde auf Nachfrage deutlich. Von einer campusartigen Ansiedlung kann keine Rede sein. "Zäune sind ein probates Mittel, um die Einrichtung zu schützen", sagte der Leiter der Abteilung 8 des Präsidiums des Bundespolizei. Und auch der Präsident der Bundespolizeiakademie, Alfons Aigner, ließ keinen Zweifel daran, dass das Sicherheitsbedürfnis einer Polizeischule sehr hoch ist - wegen der allgemeinen und mittlerweile auch sehr speziellen Gefahrenlage und nicht zuletzt wegen der teils noch minderjährigen Polizeianwärter, die auf dem Gelände der Polizeischule wohnen werden. "Es gibt eine Fürsorgepflicht für unsere Schüler. Ich nehme das sehr ernst."
bedeuten keinesfalls 3000 neue Einsatzkräfte, meine Herren! Die werden erst zu Einsatzkräften ausgebildet und haben was anderes zu tun, als Streifenpolizist zu spielen.
Da das Kasernengelände nun komplett zwischen Flüchtlingen und Bundespolizei aufgeteilt wird und die Zäune bleiben sollen, ist mit der Konversion auch der Anschluss der Natosiedlung an den Stadtbereich vom Tisch. Mit dem Konversionsversprechen der Stadt Bamberg auf die Öffnung der Kaserne, Anschluss an die Stadt und Schaffung eines neuen attraktiven Stadtteils wurden viele junge Familien zum Hauskauf in der außerhalb liegende Natosiedlung verlockt. Die Preise waren zwar sehr hoch und an sich überteuert, aber im Vergleich zum restlichen Stadtgebiet annähern zu finanzieren. Die Makler haben gut verdient, die Stadt hat gut verdient und kaum waren alle Häuser verkauft, wird die ARE eingerichtet und die Flüchtlingszahlen ständig aufgestockt.
Bald müssen die ganzen jungen Familien mit ihren Kindern abgetrennt von der Stadt zwischen 4500 Flüchtlingen und 3000 Bundespolizisten leben, ohne irgendeine Aussicht auf Besserung in den nächsten zehn Jahren. Dafür haben sie sich lebenslänglich verschuldet. Was die Häuser jetzt noch wert sind, kann sich jeder denken. Man würde sich von den Stadtoberen zumindest ein wenig mehr Einsatz bei den Verhandlungen mit dem Bund und der Landesregierung wünschen, um zumindest noch ein Minimum an Konversion zu bekommen, dass auch den Interessen der Bürgern dient. Aber der Zug ist wohl abgefahren.
aber, aber.
Sollten wir nicht froh sein, über die 3000 Polizei-Stiftla wenn demnächst tausende von Nordafrikanern und Balkanesen einmarschieren?
Die Wohnungsnot auch könnte bald behoben sein, wenn die Scharen von neu aufgerüsteten, besorgten Bürgern sich Gunfights im John Wayne Stil liefern.
"Und wenn einer sagt: "Stranger, zieh!",
dann zieh ich, das ist meine Philosophie..."
Diese Faschingssession mit einem Schenkelklopfer nach dem anderen - sei es an Berichten, Politikeraussagen oder Kommentaren hier - ist echt der Brüller.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Hoffentlich. =)
In Bamberg werden doch zur Zeit soviele Wohnungen wie noch nie aus dem Boden gestampft. Glaskontor,erba und Schaeffler sind doch noch nicht alles. Überall ernstehen neue Häuser........ aber, und das ist die Krux an der Geschichte. Diese Wohnungen kann keiner mehr bezahlen..... Was fehlt ist der "soziale" Wohnungsbau für Familien und Geringverdiener.... aber das stört die Imo-Mafia nicht
Die Polizeischule braucht also den restl. Platz der Kaserne und die Zäune bleiben. Könnte man die schönen Spielplätze denn nicht wenigstens auf Stadtgrund "umziehen" lassen? Wenn schon eine halbe Million für Planung ausgegeben wurde, könnte man ein paar Cent zusammenkratzen um diesen Spielplatzumzug zu finanzieren. Die bestehenden Spielplätze könnte man so mit Spielgeräten ergänzen. Das löst jetzt nicht die großen Probleme der Stadt, würde aber die Kinder der Stadt sehr freuen!