Die Buchen im Steigerwald: So wertvoll wie Bambergs Altstadt?

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Buchen wie die Säulen einer gotischen Kirche: Das Foto entstand im Naturwaldreservat Waldhaus. Foto: Ulla Reck
Buchen wie die Säulen einer gotischen Kirche: Das Foto entstand im Naturwaldreservat Waldhaus.  Foto: Ulla Reck
Am Rande des Hohen Buchenen Forstes stießen Ulla Reck und Günther Oltsch auf diese beiden Riesen. Foto: Georg Sperber
Am Rande des Hohen Buchenen Forstes stießen Ulla Reck und Günther Oltsch auf diese beiden Riesen.  Foto: Georg Sperber
 
Das Gebiet des Hohen Buchenen Forstes neben den beiden Naturwaldreservaten. Die grünen Punkte entsprechen starken Buchen mit jeweils 60 Zentimeter Stammdurchmesser.
Das Gebiet des Hohen Buchenen Forstes neben den beiden Naturwaldreservaten. Die grünen Punkte entsprechen starken Buchen mit jeweils 60 Zentimeter Stammdurchmesser.
 

Der BN hat die Kartierung des Hohen Buchenen Forstes abgeschlossen. Es gibt auf 775 Hektar noch über 7600 dicke Bäume und über 535 Baum-Giganten.

Es ist die größte Kartierung, die laut BN-Chef Hubert Weiger jemals in einem deutschen Wald durchgeführt worden ist. Baum für Baum sind die rund 50 ehrenamtlichen Helfer des Bunds Naturschutz Bayern und des WWF Deutschland im ehemals geschützten Landschaftsbestandteil Hoher Buchener Forst bei Ebrach durchgegangen. Drei Jahre lang wurde gemessen, protokolliert und GPS-genau kartiert.


Künftiges Weltnaturerbe?

Das Ergebnis der Untersuchung, das der Bund Naturschutz am Mittwoch in Bamberg präsentierte, scheint zu bestätigen, was mit der umstrittenen Unterschutzstellung durch das Bamberger Landratsamt im Jahr 2014 bereits gewürdigt worden war. Der so genannten Hohe Buchene Forst ist Heimat für mehrere tausend alte Bäume und ein Zentrum der Artenvielfalt, wie es wenige vergleichbare gibt. In Franken, in Bayern und sogar in ganz Deutschland. "Dieser Wald hat nationale Bedeutung. Er ist ein Schatzkästlein der Natur und sein Schutz wäre die Voraussetzung, damit die Unesco ihn als Weltnaturererbe anerkennen kann", sagte BN-Vorsitzender Hubert Weiger.

Es waren exakt 775 Hektar Wald, die die Baumzähler im Auftrag der Naturschutzorganisationen in der unmittelbaren Nachbarschaft der beiden bestehenden Naturwaldreservaten Waldhaus und Brunnstube bei Ebrach untersucht haben.

Im Ergebnis zählten sie über 7 600 so genannte dicke Bäume mit über 60 Zentimetern Durchmesser in Brusthöhe, die Masse davon Buchen, ein kleinerer Teil Eichen. Auch so genannte Methusalem-Bäume gibt es im Buchenen Forst noch reichlich. Bei einer Methusalem-Quote von sieben Prozent kommt man immerhin auf 535 Bäume, die das Gardemaß von 80 Zentimetern Durchmesser erreicht haben und damit die schützende Schwelle, ab der sie nach dem selbst formulierten Versprechen der Staatsforsten nicht mehr eingeschlagen werden sollen.

Freilich: Dass es nicht mehr von den Riesen gibt, das liegt vor allem daran, dass der Forstbetrieb Ebrach in den Jahren vor der Unterschutzstellung noch einmal kräftig ausgeholzt hat - und das auch in der 60-Zentimeter-Klasse, aus der die künftigen Methusaleme hervorgehen, wie BN-Waldreferent Ralf Straußberger an Hand von datierten Bildern belegen konnte. So dokumentiert sich im Hohen Buchenen Wald durchaus beides: Die Hand der menschlichen Nutzung, die die Zahl der Starkbäume in den Entwicklungszonen auf bis zu einem pro Hektar reduziert hat. Gleichzeitig weisen große Waldabteilungen wie etwa Lausbühl oder Winterrangen bis zu 195 Jahre alte Bestände auf und strotzen vor Vitalität. Hier steigt die Quote auf 45 dicke Bäume pro Hektar.


Was passiert in Zukunft?

Doch glaubt man den Naturschützern, ist dieses Paradies bedroht. Zwar findet seit der 2014 festgelegten und 2015 wieder zurückgenommenen Unterschutzstellung kein Einschlag auf den 775 Hektar Waldfläche mehr statt, doch das könnte sich schnell ändern, sollte der Bund Naturschutz seine Klage beim Bundesverwaltungsgericht Leipzig verlieren.

Derzeit ist weder das Ende des Prozesses, noch der Ausgang absehbar. Hubert Weiger setzt deshalb darauf, dass der Bamberger Kreistag an seinem Grundsatzbeschluss festhalt und sich für ein Weltnaturerbe bei Ebrach einsetzt, wie es auch andere deutsche Buchenwaldgebiete erfolgreich geschafft haben. Aus seiner Sicht ist der Hohe Buchene Wald ein "Vermächtnis der Natur" und so wertvoll wie die Residenz in Würzburg und die Bamberger Altstadt.


Kommentar des Autors

Die Region muss nur zugreifen

D ie Karten liegen auf dem Tisch. Anders als bei einem Nationalpark mit Mindestflächen von 10 000 Hektar geht es bei einem möglichen Schutzgebiet Hoher Buchener Wald im Landkreis Bamberg um ein überschaubares Stück Natur.

Es handelt sich inklusive der beiden bestehenden Naturwaldreservate um 1000 Hektar ausschließlich im Besitz der Bayerischen Staatsforsten und damit im Eigentum aller Bürger des Freistaats.

Das ist zwar groß genug, um sich bei der Unesco um den Titel Weltnaturerbe zu bewerben, aber nur ein Bruchteil des 128 000 Hektar großen Naturparks Steigerwald und keineswegs ein Grund, Untergangsszenarien für die Land- und Forstwirtschaft heraufzubeschwören.

Der Verzicht auf den Ertrag durch Holznutzung in diesem Gebiet scheint verschmerzbar und gering im Vergleich zu den zweistelligen Millioneninvestitionen für Baumwipfelpfad und Nachhaltigkeitszentrum.

Was hindert die Region also zuzugreifen und eine Chance zu nutzen, zu der die meisten Experten raten? Im Prinzip nichts. Ein Weltnaturerbe Steigerwald würde die Region und ganz Franken um eine Perle bereichern.