Die Bahn kommt zum letzten Mal - scharfe Kritik von Pro Bahn

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Abschiedsidylle am Breitengüßbacher Bahnhof. Das Törchen rechts wird heute zum letzten Mal händisch bedient. Dann war es das. Nach dem Umbau wird der Bahnsteig nicht mehr wiederzuerkennen sein. Foto: Matthias Hoch
Abschiedsidylle am Breitengüßbacher Bahnhof. Das Törchen rechts wird heute zum letzten Mal händisch bedient. Dann war es das. Nach dem Umbau wird der Bahnsteig nicht mehr wiederzuerkennen sein. Foto: Matthias Hoch
Der Ebinger Bahnhof wird wie der Bahnhof in Zapfendorf abgerissen. Foto: Matthias Hoch
Der Ebinger Bahnhof wird wie der Bahnhof in Zapfendorf abgerissen. Foto: Matthias Hoch
 
"50 Prozent der Fahrgäste werden durch die Sperrung auf Dauer abspringen!", warnt Lukas Iffländer, Vize-Landeschef des Fahrgastverbands Pro Bahn. Foto: pr
"50 Prozent der Fahrgäste werden durch die Sperrung auf Dauer abspringen!", warnt Lukas Iffländer, Vize-Landeschef des Fahrgastverbands Pro Bahn. Foto: pr
 
Solche Aushänge mit Infos über die Haltestellen des Schienenersatzverkehrs finden sich an den Bahnhöfen. Foto: Matthias Hoch
Solche Aushänge mit Infos über die Haltestellen des Schienenersatzverkehrs finden sich an den Bahnhöfen. Foto: Matthias Hoch
 

Am Montag, 11. Januar, ist es also soweit: Der Bahnhof in Breitengüßbach wird das letzte Mal für acht Monate von Zügen angefahren. Danach folgt ein Komplettumbau. Als volkswirtschaftlich völlig daneben kritisiert Pro Bahn die Vollsperrung zwischen Lichtenfels und Bamberg.

Am Montagabend wird ein Bahn-Mitarbeiter das Türchen am Breitengüßbacher Bahnhof zum letzten Mal von Hand öffnen. Das Türchen stellte bisher sicher, dass kein Fahrgast unbefugt auf den Bahnsteig gehen kann. Das war bisher zu gefährlich am Breitengüßbacher Bahnhof. Einen richtigen Übergang zwischen den Gleisen gab es nicht. Fahrgäste mussten über die Gleise laufen. Das wird sich zukünftig ändern: Eine Unterführung wird gebaut mit einem Aufzug zum Mittelbahnsteig. Kein Stein bleibt auf dem anderen. Der Bahnhof selbst - er wird wohl verkauft werden, heißt es von der Bahn.

Abschiedsstimmung herrscht deshalb. Der letzte Zug rollt am Montag, 11. Januar, um 22 Uhr, dann stehen die Gleise nicht nur in Breitengüßbach still. Die Vollsperrung der Strecke zwischen Lichtenfels und Bamberg wird aktiv.
Acht Monate fährt keine Bahn mehr.


Informationen hängen aus

Heike Steinhoff ist Leiterin des Bahnhofsmanagements der Bahn und für alle 105 Bahnhöfe in Oberfranken zuständig. Sie spricht von einer großen Herausforderung vor allem auch logistischer Art. Doch sei man gut vorbereitet. Die Ersatzfahrpläne für die Busse hängen unter anderem am Breitengüßbacher Bahnhof aus, der mit Bauzäunen abgesichert wird. Informationen, wo man die Ersatzhaltestellen findet, sind auch an den Gebäuden angeschlagen.

Die Bahn sieht sich mit ihrem Schienenersatzverkehr (SEV) gut aufgestellt. Dass es zwar zu Engpässen kommen könne zu Beginn, sei möglich, so ein Sprecher. Doch habe man Ersatzbusse zu den Stoßzeiten in Reserve, sollte es klemmen.


Iffländer: Pendler, nehmt Urlaub!

Ab Dienstag, 12. Januar, wird es zum ersten Mal spannend für die Pendler und Schüler, die auf der Strecke Lichtenfels-Bamberg fahren wollen. Funktioniert der SEV? "Der Bus ist nicht das zuverlässigste Verkehrsmittel", kritisiert Lukas Iffländer von Pro Bahn. Der stellvertretende bayerische Landesvorsitzende des Fahrgastverbands glaubt, dass es in den ersten Tagen "knallen" wird. "Ich würde den täglichen Pendlern raten, Dienstag und Mittwoch Urlaub zu nehmen!" Auf lange Sicht wagt Iffländer eine düstere Prognose: "50 Prozent der Fahrgäste werden durch die Sperrung auf Dauer abspringen!" Aus Erfahrung wisse der Verband, dass viele Berufspendler bei einer so langen Sperrung aufs Auto umsteigen oder sogar einen Umzug in Erwägung ziehen würden.

Laut Iffländer hätte die Bahn bei besserer Planung ein Gleis offen lassen können, dadurch sei ein stündlicher Takt möglich gewesen - und das sowohl im Fern- als auch im Nahverkehr. Bad Staffelstein und Breitengüßbach hätten mit einem Regionalexpress angebunden werden müssen. "Die Bauzeit wäre zwar länger geworden, aber die Bahn hätte dadurch deutlich weniger Kunden verloren", sagt Iffländer.

Die Prognosen des Fahrgastverbands stützten sich auf Erfahrungen bei Sperrungen ähnlicher Größenordnungen. Die DB Regio hätte die Schätzungen von Pro Bahn als durchaus realistisch bewertet, so der Vertreter des Fahrgastverbands.