In der Gaststätte des Schützenvereins sprach am Donnerstag der Europaabgeordnete Marcus Pretzell über das Waffenrecht und Asylfragen.
Die Schüsse, deren Lärm die Demonstranten immer wieder zusammenzucken ließen, hätten dem Abend eine völlig unangemessene Dramatik verleihen können. Aber der Litzendorfer Werner Schnabel ist ein mit zu vielen Wassern gewaschener Politaktivist, um sich davon aus der Fassung bringen oder gar aufstacheln zu lassen. Auf einer Schießsportanlage knallt es eben, so einfach ist das.
Sachlich und fast schon betont unaufgeregt demonstrierten der Zusammenschluss "Buntes Ellertal - Bündnis für Toleranz" sowie das Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus am Donnerstagabend auf dem Gelände des Litzendorfer Schützenvereins gegen den Besuch des AfD-Politikers Marcus Pretzell.
Ein Meister der Provokation
Der Europaabgeordnete und Lebensgefährte der Parteivorsitzenden Frauke Petry sprach am Abend in der vereinseigenen Gaststätte Kunigundenruh und auf Einladung des
Bamberger AfD-Kreisverbands über den Zusammenhang zwischen Waffenrecht und öffentlicher Sicherheit. Was Pretzell dazu einfällt, wollten rund 120 Menschen wissen. Die Zahl der Gegendemonstranten bezifferte die Bamberer Polizei auf "etwa 50".
Der 42-jährige Pretzell zählt zu jenen AfD-Politikern, die mit strategisch eingesetzten Provokationen ihre Partei, nicht zuletzt aber auch sich selbst regelmäßig in die Schlagzeilen bringen. Zuletzt hatte sich Pretzell im EU-Parlament der ENF-Fraktion rund um den französischen Front National angeschlossen und sich damit als Galionsfigur des rechten AfD-Flügels empfohlen. "Natürlich ist Pretzell jemand, der die Menschen bewegt und interessiert. Deshalb haben wir ihn auch eingeladen", sagte der neue AfD-Kreisvorsitzende Jan Schiffers.
Wer sich unter den Zuschauern von Pretzell allerdings Angriffe gegen die Einwanderungspolitik der Kanzlerin oder die wortreiche Verhöhnung eines multikulturellen Gesellschaftsmodells erhofft hatte, sah sich enttäuscht. Diese Register zog an diesem Abend allein Wolf Dieter Jakobi.
In geiferndem Ton wütete der ehemalige Bamberger AfD-Kreisvorsitzende gegen einen drohenden Ausverkauf deutscher Werte und Traditionen. Die Anwesenden forderte er auf, sich aktiv gegen diese Entwicklung zur Wehr zu setzen. Wie er sich diesen Widerstand konkret vorstellt, verriet Jakobi indes nicht.
Jakobis Tobsuchtsanfall
Pretzell schienen Jakobis Sätze eingermaßen unangenehm zu sein. Diese Deutung erlauben zumindest sein nervöses Nesteln in den Haaren und das aggressive Ignorieren von Jakobis rhetorischem Tobsuchtsanfall.
Pretzell, so hatte es den Anschein, nutzte den Abend, um einen neuen, etwas liberaleren Zungenschlag auszuprobieren. Das wurde deutlich, als er eine schnelle berufliche Eingliederung anerkannter Asylbewerber anmahnte. Dies wurde auch deutlich, als er beinahe entrüstet den Wunsch eines Zuhörers abwehrte, sich für die Etablierung von Bürgerwehren starkzumachen. "Um Gottes Willen, nein. Die innere Sicherheit ist allein Aufgabe der Polizei", sagte Pretzell. Ganz in diesem Geist empfahl er seinem Publikum die AfD später auch "als die Rechtsstaatspartei für Deutschland".
Seine Auseinandersetzung mit einem verschärften Waffenrecht verband Pretzell mit der grundsätzlichen Kritik an einem übergriffigen Staat im Allgemeinen und einer monströsen EU-Bürokratie im Besonderen.
Klaffende Widersprüche
Aus dem Munde eines Politikers, der selbst dem EU-Parlament angehört, mag sich diese Kritik heuchlerisch anhören. Pretzells Haltung steht aber beispielhaft für eine Partei, die gerade wegen ihrer Verachtung für die parlamentarische Demokratie in die Parlamente gewählt werden will.
Das Schützenhaus war allerdings nicht der Ort, an dem diese Widersprüche aufzubrechen drohten. "Jeder unbescholtene Bürger sollte das Recht haben, eine Waffe zu besitzen. Das hat keinen Politiker zu interessieren": Sätze wie dieser stießen nicht nur bei den aktiven Sportschützen im Saal auf erwartungsgemäß großen Applaus.
Den Demonstranten vor dem Schützenhaus war Pretzell dagegen keine nähere Beschäftigung wert.
Sowohl Schnabel als auch Bambergs Dritter Bürgermeister Wolfgang Metzner (SPD) beließen es in ihren Reden bei eher allgemein gehaltenen Angriffen auf die AfD. "Wir setzen heute ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung und für Demokratie und Toleranz", sagte beispielsweise Metzner.
Schnabel reicherte die Kritik noch um eine sozialpolitische Dimension an und hielt der AfD eine neoliberale Wirtschafts- und Sozialpolitik vor. Drinnen in der Vereinsgaststätte Kunigundenruh kostete es Dieter Kuhl zumindest dem Augenschein nach nur wenig Mühe, die Ruhe zu bewahren.
"Jeder darf protestieren. Auf der anderen Seite ist mir jeder willkommen, der sich in meiner Gaststätte vernünftig verhält", sagte Kuhl. Diese Einstellung verrät, weshalb Kuhl seine Gaststätte seit einiger Zeit auch für Veranstaltungen des AfD-Kreisverbands öffnet.
Davon hat ihn bislang auch die Kritik des Bündnisses "Buntes Elltertal" nicht abbringen können. "Herr Kuhl sollte sich überlegen, mit wem er Geschäfte macht", ging Schnabel auch am Donnerstag den Wirt frontal an. An Kuhl selbst prallt dies ab, gegen Eingriffe in seine unternehmerische Freiheit verwahrt er sich: "Die sollen mich in Ruhe lassen und sich sachlich mit der AfD auseinandersetzen."
Genau das haben Schnabel und seine Bündnisgenossen am Donnerstagabend getan.
toleranz gar respekt hat bei einigen schon seine grenzen, immer am eigenen geschlossenen weltbild orientiert, aber vlt wäre ja die lektüre von voltaire, des frnzösischen philosophen hilfreich
- Ihr Lob kann ich nur zurückgeben! Ich hoffe ernsthaft, dass unsere Kommentare von möglichst vielen aufmerksamen Lesern ebenso empfunden werden.
Eine aktuelle "Verschwörungstheorie" besagt, dass die Merkel-Regierung unser Land - wie wir es kennen und aufgebaut haben, abschaffen will! - Millionen von Flüchtlingen sollen die deutsche Bevölkerung "vermischen", das heißt, es sollen möglichst viele Mischlingskinder auf die Welt gebracht werden und der Anteil der Deutschen, die sich noch über soetwas aufregen würden, soll immer kleiner werden....! Nicht DEUTSCHLAND schafft sich ab, sondern die Altparteien verfolgen offensichtlich diese Pläne.
Tja, was könnte man dagegen wohl tun? - Ich denke, wir gehen nächstes Jahr einfach mal ein bisschen wählen, vielleicht ändert sich ja etwas....
Schönes Wochenende an alle!
Genau wegen solcher Äußerungen wird die AfD oder viel mehr ihre Anhänger nicht wirklich ernst genommen.
Glauben Sie denn wirklich an den Quatsch den Sie hier von sich geben?
Sie rufen "Lügenpresse" und misstrauen jeder Mainstream-Quelle, ziehen aber gleichzeitig nebulöse und obskure Quellen als Beleg für Ihre Verschwörungstheorien heran und verteidigen Sie mit dem Satz: "Na schaut doch hin, hier schreiben Sie es doch. Hier ist es belegt! Alles Fakt!"
Genau diese geistige Engstirnigkeit ist es, die mich wütend macht. Und dass genau solche Äußerungen den größten Zuspruch bekommen (Siehe "Gefällt mir" Angaben hier oder auf Facebook), ist noch um so trauriger.
PS: Es ist um so interessanter, dass heutige AfD Symphatisanten größenteils Nichtwähler waren. Wer sich heute über "die da oben" beschwert und der Meinung ist, dass "die ja eh machen was sie wollen", gleichzeitig gestern aber ein Nichtwähler war, hat genau damit die Rechtfertigung für solche Äußerungen verpasst.
In einer Bar darf man sich logischerweise auch nicht beschweren, wenn einem der Kellner nach stundenlangem Nichtstun einfach irgendwann etwas vorsetzt. Auch wenn es einem gar nicht schmeckt.
Mit Ihrer höchst-aggressiven Art fügen Sie sich nahtlos in die Reihen derer ein, die am liebsten auch Gastwirte und generell alle Menschen mit einer anderen Meinung attackieren würden!
- Das einzige, dass Sie wirklich wütend macht, ist wohl, dass Sie die Aussagen und Ansichten von Menschen mit einer eigenen Meinung nicht verbieten können! Tief im Inneren eines jeden Gutmenschen, schlummert m.E. die Hoffnung, Andersdenkende an den Pranger zu stellen, hinter Stacheldraht- in ein Lager zu sperren und diese Menschen wenn nötig, mit Gewalt ruhig zu stellen....! - Also genau die gleichen Verbrechen, die die Gutmenschen den Nazi`s im Dritten Reich vorwerfen.
Besonders dienlich ist es auch, Andersdenkende im Vorfeld mit allen Mitteln zu denunzieren und egal um was es geht, als Rechte hinzustellen. - Niemand zwingt Sie, die AfD zu wählen - warum haben Sie mit dieser Partei dann so große Schwierigkeiten?!
Wieso beantworten Sie denn meine Fragen an Sie nicht?
Glauben Sie an Ihre Aluhut Thesen?
Wieso nehmen Sie das alles für bare Münze und hinterfragen nicht auch hier so "kritisch" wie bei den "vom Staat gelenkten Medien"?
Mit Nazivergleichen wäre ich sehr vorsichtig. Ich hab bei Ihnen keine verwendet, also bleiben wir doch auf einer Ebene und unterlassen das, oder?