Deswegen sind Splitt & Co. besser als Streusalz

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In den städtischen Streugut-Kästen befindet sich Splitt mit einem geringem Salzanteil, der ein Einfrieren verhindern soll. Foto: Ronald Rinklef
In den städtischen Streugut-Kästen befindet sich Splitt mit einem geringem Salzanteil, der ein Einfrieren verhindern soll.  Foto: Ronald Rinklef
An der Außenfassade der Neuen Residenz wird ein Salzspeicherputz getestet. Foto: Ronald Rinklef
An der Außenfassade der Neuen Residenz wird ein Salzspeicherputz getestet.  Foto: Ronald Rinklef
 
Ein Salzschaden an der Alten Hofhaltung Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/K.Häfner
Ein Salzschaden an der Alten Hofhaltung  Foto: Bayerische Schlösserverwaltung/K.Häfner
 

Regelmäßig ruft die Stadt dazu auf, statt Streusalz umweltfreundlichere Alternativen zu verwenden. Dennoch bleibt Salz ein Verkaufsschlager.

Dieser Satz von Robert Neuberth, dem Leiter des städtischen Garten- und Friedhofsamtes, lässt aufhorchen: "Am Rand von Autobahnen wachsen mittlerweile Gräser, die sonst an der Küste vorkommen - weil sie eine hohe Salzverträglichkeit haben."

Andererseits gilt nicht nur für Autobahnen, sondern auch weitere wichtige Straßen in und um Bamberg die sogenannte Verkehrssicherungspflicht. Deswegen ist laut Stadtsprecherin Ulrike Siebenhaar ein völlig salzloser Einsatz nicht möglich. Allerdings versuche man, so wenig wie möglich davon zu verwenden.
Eine solche Empfehlung gilt für alle Bamberger. Nur bei besonderen Witterungsverhältnissen wie Blitzeis oder auf Treppen und bei Steigungen darf Streusalz verwendet werden.

Doch warum ist es so schädlich? Robert Neuberth erklärt, dass sich durch das Natriumchlorid die Chemie im Boden verändert. "Pflanzen nehmen das Salz mit dem Wasser auf. Dadurch können zum Beispiel braune Ränder an Kastanienblättern entstehen. Wird es extrem, arbeiten auch die Wurzeln nicht mehr richtig. Die Hauptleidtragenden sind Bäume am Straßenrand." Die Gehölze würden sich erst dann erholen, wenn die Bodenchemie wieder stimmt. Neuberth empfiehlt "abstumpfende Mittel" wie Sand oder Splitt. Allerdings weiß er auch: "Immer noch sind vielen Menschen die Wirkungen von Streusalz nicht bewusst, oder aber es ist ihnen egal."

Dass nicht nur Pflanzen, sondern auch Tiere betroffen sind, zeigt ein stichprobenartiger Anruf bei Tierarzt Tim Glabasnia. Im Winter ist die Praxis voll mit kranken Hunden. "Zum einen, weil sich das Salz mit dem Schnee in den Pfoten verklumpt und dort für Entzündungen sorgt. Zum anderen bekommen die Tiere Magen-Darm-Erkrankungen, weil sie sich das Salz beim Putzen von den Pfoten schlecken."


Gebäudesockel voller Salz

Doch nicht nur Lebewesen können einen Schaden davontragen: Wie Raymund Schmitz aus der Abteilung Denkmalpflege im Bauordnungsamt erklärt, sind immer wieder Sanierungen an Gebäuden notwendig. "Vor allem Natursteinsockel sind empfindlich. Sie saugen das Salzwasser auf wie ein Schwamm." Verdunstet das Wasser, bleibt das Salz zurück. Was sich zunächst nur als "ästhetische Beeinträchtigung" äußert, kann längerfristig den Stein zersetzen.

In der Denkmalpflege behelfe man sich inzwischen mit einem eigens aufgeputzten Sockel, dem "Opferputz" - ein Salzspeicherputz, der irgendwann seiner Bestimmung tatsächlich "zum Opfer fällt".
Darunter treten die alten Schäden wieder zu Tage, wie etwa an der Alten Hofhaltung. Das erläutert Cordula Mauß, Pressesprecherin der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung. Mauß merkt an: "Unser Restaurator hat an der Alten Hofhaltung 2015 gemessen und gewogen, dass hier auf einer Länge von 50 Metern satte 14,5 Kilogramm Substanz aus den Steinen der Fassade gerieselt sind. Der Schaden durch das Salzstreuen ist erheblich."
An der Außenfassade der Neuen Residenz gegenüber der Alten Hofhaltung in der Oberen Karolinenstraße testet die Bayerische Schlösserverwaltung gerade einen neuen Salzspeicherputz. Dieser soll einerseits als Kompresse Salze aus dem Mauerwerk ziehen, andererseits dieses vor neuen Schäden schützen, wie Mauß sagt.

Trotzdem: Manchmal geht es nicht ohne Salz. Das merkt auch Martin Dörnhöfer, Leiter des Toom-Baumarktes in Bamberg. Als es jüngst kalt und spiegelglatt wurde, hat er innerhalb einer Woche so viel Streusalz verkauft wie normalerweise in zwei bis drei Wochen.

Seine Erfahrung: Zwar würden die Kunden durchaus nach umweltfreundlicheren Alternativen wie Granulaten fragen. Allerdings: "Das Streusalz bleibt die Nummer 1."