Am 24. April hat Armin Schmittner Premiere: Der neue Kreiskämmerer stellt im Kreistag "seinen" ersten Haushalt vor.
Armin Schmittner mag Roulette: Die Mini- und Spezial-Ausführung steht auf seinem Schreibtisch. Die war schon vor ihm da. "Ich hab' den Motschenbacher gefragt, ob er's da lässt", sagt der Nachfolger des langjährigen Kreiskämmerers. Der Gefragte willigte ein und forderte im Gegenzug, dass Schmittner den Geldbaum - also den Gummibaum in der Ecke - pflegt. Macht er. So steht der Baum da, wo er immer stand. Genau wie jedes einzelne Möbelstück im Büro. Kontinuität also. In der Kreiskämmerei und überhaupt. Abgesehen vom aktuellen Kalender ist nur eines grundlegend anders - Schmittner zeigt auf einen Stapel mit weißen, blau gefassten Druckwerken: seinen ersten "eigenen" Haushalt.
Den federführend zu erstellen, sei schon etwas ganz anderes. "Man muss ihn nach außen vorstellen, plausibel machen." Das brauchte der 46-Jährige bislang nicht. Sondern nur zuarbeiten. Dabei hat er gelernt, was Haushalt heißt: Dialog zwischen Verwaltung und Politik: Was die Fachbereiche im Landratsamt beantragen und was die Kreispolitiker letztlich genehmigen, das ergibt den Etat.
Die Kämmerei filtert vor. Zudem ist eine Sparkommission im Haus aktiv: Jede der sechs Kreistags-Fraktionen stellt ein Mitglied; dann gehört ihr der Kämmerer an und die jeweils betroffene Abteilung des Amtes ist repräsentiert.
Ein Super-Haushalt
"Eigentlich ein Super-Haushalt", merkt Schmittner nach kurzer Überlegung zu 2017 an. "Der aktuelle Entwurf berücksichtigt alle Interessen. Durch Senkung der Kreisumlage um einen halben Punkt entlasten wir die Kommunen, gleichzeitig investieren wir fast 13 Millionen, nehmen keinen Kredit auf und reduzieren die Schulden noch um 7 Millionen."
Doch der große Augenblick kommt erst noch: Am 24. April, wenn Schmittners Erstlingswerk dem Kreistag zum Beschluss vorgelegt wird. Alles schon intensivst vorbesprochen, aber man weiß ja nie. Und: "Ein Haushaltsplan ist die Summe aller geplanten Einnahmen und Ausgaben für ein Haushaltsjahr, aber auch nur ein Plan", stellt der Pragmatiker trocken fest.
Der aus dem Scheßlitzer Gemeindeteil Roschlaub stammende Schmittner hat schon an vielen Kreishaushalten mitgewirkt. Schließlich fungierte er die letzten zwölf Jahre als Stellvertreter von Kreiskämmerer Motschenbacher. Mit diesem Posten lief es praktisch auf die Amtsnachfolge hinaus. Pragmatisch eben. Der Posten des Kreiskämmerers steht im Landratsamt nicht nur für Zahlenverständnis, Sparsamkeit und Gewissenhaftigkeit. Er ist auch durch Kontinuität geprägt und Eigengewächsen vorbehalten: Arnold Raab kam aus der Kreisverwaltung und war über 20 Jahre Kämmerer. Klaus Motschenbacher schaffte es gleichfalls aus dem Landratsamt auf den Sessel des Kreis-Finanzverwalters und war bis zur Pensionierung 2016 zwölf Jahre oberster Kassenwart. "Es macht Sinn, dass es reibungslos weitergeht", sagt Schmittner dazu. Für ihn scheint es daher logisch, dereinst als Kreiskämmerer in Pension zu gehen.
Trotz aller Kontinuität hat es freilich auch Veränderungen gegeben. Dazu zählt am augenfälligsten der Umfang der Kreishaushalte. Der neue Kämmerer legt den Haushaltsentwurf 2017 neben den Etat des Jahres 2006 auf den Tisch: fast zwei Drittel mehr Volumen, 500 Seiten umfangreicher. "Jetzt wird nicht mehr jede Haushaltsstelle reingeschrieben, es geht mehr um den Überblick", merkt der Kreiskämmerer dazu an. Die komprimierte Form, "das ist für die Politiker besser".
Etwa fünf Monate dauert es, bis der Kreishaushalt steht. Viele Gespräche. Viel Arbeit für den rund zwölf Mitarbeiter umfassenden Fachbereich Finanzen mit Kämmerei und Kasse. 140 Millionen Euro wie in diesem Jahr wollen bewegt werden. Schmittner ist in diese Dimensionen hineingewachsen.
Gleich nach der Schule kam er als 16-Jähriger an die Kreisverwaltung. Aus pragmatischen Gründen, wie er rekapituliert. "Die Banken waren hier, die Busanbindung gut und alle wichtigen Einrichtungen vor Ort." Schmittner hat im Ausländeramt begonnen. War dann in der Kasse, 13 Jahre im Zweckverband Tierkörperbeseitigung und 2004 kam er mit dem damals nachgerückten Kreiskämmerer Motschenbacher in die Kämmerei. Mit ihm der Benjamin und die Palme.
Die hat er zusammen mit dem Rollcontainer von Zimmer 416 nach 414 mitgenommen. Und zwei Familienbilder. Mehr braucht er nicht. Wichtiger findet er das Arbeitsklima, Ausgleich daheim bei der Familie, beim Lesen, im Garten, als Heimwerker und natürlich wenn er in "der schönsten Gegend der Welt" - dem Landkreis Bamberg - unterwegs ist.
Und der neue Posten? Mit dem ihm typischen Lächeln sagt Schmitter: "Es passt, es ist gut." Die Arbeit in der Kämmerei sei alles andere als trocken. Im Gegenteil, er empfindet sie als sehr abwechslungsreich, "weil man mit allen Fachbereichen zusammenkommt und Berührungen ins ganze Haus hat."
Viele Sicherheitselemente
Alle Geldgeschäfte gehen schließlich durch Schmittners Hände. Freilich gibt es das Vier-Augen-Prinzip. "Zum Glück", findet der Pragmatiker "und viele Sicherheitselemente". Ach ja, und seine Vorliebe für Roulette beschränkt sich nur auf das Spezielle: Keine Zahlen, sondern Antwortvorschläge: "Frag Mutter" ist am abgenutztesten, stellt er mit einem Grinsen fest. Er braucht es nicht für seine Antworten, mag das Teil, weil es schon immer auf dem Schreibtisch ist, weil es dazu gehört - wie der Geldbaum.