Altlandrat Otto Neukum starb kurz vor seinem 85. Geburtstag. Er lenkte von 1966 bis 1996 die Geschicke des Bamberger Lands.
Altlandrat Otto Neukum ist tot. Er starb kurz vor seinem 85. Geburtstag.
Der CSU-Politiker lenkte 30 Jahre lang die Geschicke des Landkreises Bamberg, von 1966 bis 1996. Er war Vorgänger von Günther Denzler, der 2014 durch Hans Kalb abgelöst wurde.
Viele Entscheidungen und Einrichtungen, die bis heute das Bamberger Land und seine Lebensqualität prägen, entstanden in der Ära des markanten Politikers.
So wurden drei Realschulen und zwei Förderschulen sowie zahlreiche neue Straßen gebaut, die Wasser- und Abwasserversorgung grundlegend modernisiert. Der Landkreis beteiligte sich über Zweckverbände am Bau und Betrieb des Müllheizkraftwerks (am nördlichen Stadtrand von Bamberg) und der Weiterentwicklung der Berufsschulen.
Mit der Ansiedlung von Unternehmen wie Michelin in Hallstadt, Neubert und Ina in Hirschaid siedelten sich wichtige Arbeitgeber an.
Ein"Lieblingskind" des gebürtigen Bambergers und Juristen war die Giechburg: Das heutige Wahrzeichen des Bamberger Landes wurde während Neukums Amtszeit Eigentum des Landkreises.
Auf "seiner" Giechburg erhielt Otto Neukum im Jahr 2004 auch den Ehrentitel "Altlandrat". Dass dies erst acht Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Amt der Fall war, hatte seinem ausdrücklichen Wunsch entsprochen: Vor seinem 75. Geburtstag hatte er sich noch deutlich zu jung für diese Ehrenbezeichnung gefühlt.
Auf vielen Ebenen aktiv Der Landkreis profitierte in vielerlei Hinsicht davon, dass sein höchster Repräsentant in einer noch von Aufbau und Aufbruch geprägten Zeit auch in überregionaler Gremien mitredete. Neukum war auf vielen Ebenen aktiv.
Er war Senator, also Mitglied des Bayerischen Senats, der früheren zweiten Kammer der bayerischen Volksvertretung. Als Vorsitzender im Finanz- und Haushaltsausschuss besaß er "einen goldenen Schlüssel für alle Ministerien", wie er es selbst einmal formulierte, so dass er für den Landkreis Bamberg viel bewegen konnte.
Gehör weit über die Landkreis-Grenzen hinaus verschaffte sich der Jurist auch als Präsident des Bayerischen und Deutschen Landkreistages und als Mitglied im Ausschuss der Regionen des Europäischen Parlaments. In dieser Funktion, die er vier Jahre lang bis 1998 ausübte, also noch über seine Amtszeit als Landrat hinaus, sah und nützte er die Chance, "erstmals europäische Politik von unten nach oben" zu machen.
Eine "hochinteressante Zeit", wie er in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag sagte.
Zwei Mal monatlich flog er in jenen Jahren jeweils für einen Tag von Nürnberg nach Brüssel, um - zwischen einem irischen Stadtrat und einer griechischen Bürgermeisterin sitzend - europäische Politik mitzugestalten.
Gern erinnerte sich Neukum an die frühere Zusammenarbeit mit Franz Josef Strauß. Als freundschaftlichen und aufgeschlossenen Menschen erlebte er den früheren bayerischen Ministerpräsidenten.
Politische Weggefährten schätzten und würdigten an Otto Neukum, dass er seine Positionen und Überzeugungen unerschütterlich vertrat. Nicht von ungefähr ging er als "Otto der Große" in die Geschichte des Landlkreistages ein.
Auf Wunsch der Familie wird Otto Neukum im engsten Kreis beigesetzt.