Bamberger Geschäftsleute und der Ärger mit Dauerparkern

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Kaufmann Arno Döring (rechts) im Gespräch mit Kunde Stefan Feiler (und Tochter Johanna), der die Parkzeitbeschränkung uneingeschränkt begrüßt. Foto: Ronald Rinklef
Kaufmann Arno Döring (rechts) im Gespräch mit Kunde Stefan Feiler (und Tochter Johanna), der die Parkzeitbeschränkung uneingeschränkt begrüßt. Foto: Ronald Rinklef
Zwei Beispiele, ein Zweck: An der Pödeldorfer Straße 138 ist die erlaubte Parkzeit definiert ... Foto: Ronald Rinklef
Zwei Beispiele, ein Zweck: An der Pödeldorfer Straße 138 ist die erlaubte Parkzeit definiert ... Foto: Ronald Rinklef
 
... während sie an der Ecke Pödeldorfer/Brennerstraße für die Dauer des Einkaufs gilt. Foto: Ronald Rinklef
... während sie an der Ecke Pödeldorfer/Brennerstraße für die Dauer des Einkaufs gilt. Foto: Ronald Rinklef
 

Wenn unberechtigte Dauerparker ihren Kunden die Stellplätze wegnehmen sehen sich Bamberger Geschäftsleute genötigt, zu handeln.

Man muss etwas erledigen oder möchte eine Gaststätte besuchen, ohne weit zu laufen. Was ist da schon dabei, den Wagen auf dem nächsten Supermarktparkplatz abzustellen. Bei so vielen freien Plätzen kommt es auf ein Auto mehr oder weniger doch nicht an! Oder?

Von wegen, sagt mit Arno Döring einer, der ein Lied vom Ärger mit Fremdparkern singen kann. Döring betreibt den Edeka-Markt im Ladenzentrum an der Ecke Pödeldorfer Straße/Berliner Ring. Die etwa 220 Stellplätze müssen für die Kunden aller dort ansässigen Gewerbetreibenden reichen. Viel ist das nicht.

Deshalb haben die Geschäftsleute auf Dörings Initiative hin den Fremd- und Dauerparkern den Kampf angesagt: Seit 1. Juni riskiert ein "Knöllchen", wer sein Auto ohne Parkscheibe abstellt oder die erlaubten 90 Minuten überzieht.

Drei Jahre lang war das kostenlose Parken an dem Einkaufszentrum zeitlich nicht beschränkt. Was offenbar von einer wachsenden Zahl von Autofahrern ausgenützt wurde. Sogar Einpendler sollen dort von früh bis abends geparkt und dann mit dem Stadtbus weitergefahren sein, der an der Pödeldorfer Straße nahe der Parkplatz-Zufahrt hält.


Ein heikles Thema

Fremdparker, die den Kunden die Stellplätze streitig machen - davon können in Bamberg auch andere Geschäftsleute ein Lied singen. Sie sind ein Ärgernis für kleine Unternehmen wie große Firmen. "Ein Mercedes steht schon seit Tagen da", berichtet etwa eine Mittelständlerin aus Bamberg-Nord. Wem das Auto auf den von ihr angepachteten Stellflächen gehört, weiß sie nicht.

Andere Pkw-Besitzer kämen früh und würden erst abends wieder wegfahren, sagt die Geschäftsfrau. Dabei bräuchte sie selbst für ihre Kunden jeden einzelnen Parkplatz. Für die Unternehmerin ist das Thema sehr unerfreulich, ja heikel. Weil sie schon manche unschöne Diskussion mit uneinsichtigen Fremdparkern erlebt hat, möchte sie ihren Namen nicht in der Zeitung lesen.


Rechtslage ist klar

Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Ist ein privater Parkplatz als solcher ausgewiesen, darf er nur von Berechtigten genutzt werden, zum Beispiel von den Patienten des Arztes oder den Kunden des Supermarktes, der die Stellflächen bereithält.

Diese Auskunft gab auf Anfrage der Bamberger Rechtsanwalt David Urbanik, Fachanwalt für Verkehrsrecht. Wer seinen Wagen auf einen Privatparkplatz stelle, akzeptiere automatisch die damit verbundenen Nutzungsbedingungen, so der Jurist. Man spreche in solchen Fällen von einem "faktischen Vertragsabschluss".

Den geht beispielsweise auch ein, wer bei Aldi und Rewe an der Ecke Brennerstraße/Pödeldorfer Straße parkt. Dort ist das Parken ausdrücklich nur für die Dauer des Einkaufs gestattet. Bei Verstößen müssen Autofahrer damit rechnen, dass ihr Fahrzeug kostenpflichtig abgeschleppt wird. Darüber informieren zahlreiche Schilder auf dem Parkplatz.

Wenn Aldi Süd das Parken so reglementiert wie an dieser Ecke in Bamberg-Ost, dann ist das eine Reaktion auf den Missbrauch durch Fremdparker. Das gibt eine Sprecherin der Unternehmensgruppe auf Anfrage zu verstehen. Laut Kirsten Geß, Leiterin Kommunikation des Discounters aus Mülheim an der Ruhr, sehen sich insbesondere "Filialen im Innenstadtgebiet oder in der Nähe von Bürogebäuden" oft gezwungen, etwas gegen unberechtigte Nutzer zu unternehmen.

Der Grund ist nachvollziehbar: Suchen motorisierte Kunden vergeblich einen Parkplatz in Ladennähe, orientieren sie sich anscheinend ganz schnell um und kaufen woanders ein. Das bekam Edeka-Mann Döring nach eigenen Angaben deutlich zu spüren. Anfang 2016 hätten sich bei ihm besonders viele Kunden beschwert, weil sie keinen Parkplatz gefunden haben. Parallel seien die Umsätze gesunken. Der Zusammenhang liegt für ihn auf der Hand.
Deshalb habe er sich bei einer Versammlung im Frühjahr, an der die Besitzer und Mieter des Einkaufszentrums teilgenommen hätten, dafür eingesetzt, etwas gegen Fremdparker zu unternehmen. So kam es, dass nach drei Jahren des "freien" Parkens seit Juni die Dauer auf eineinhalb Stunden beschränkt ist. Trotz zahlreicher großer und kleiner Hinweise auf dem Parkplatz scheint es zu dauern, bis alle die Parkscheibenpflicht zur Kenntnis genommen haben.

Nun bekommt Arno Döring zwar keine Beschwerden mehr über mangelnde Parkkapazitäten. Dafür beschweren sich jetzt Kunden, wenn sie nach dem Einkauf ein Knöllchen unter dem Scheibenwischer vorfinden. Wenn er den Leuten dann erkläre, warum es nicht mehr ohne Parkzeitbeschränkung geht und dass sie die Parkscheibe vergessen hatten - dann hätten die meisten auch Verständnis, sagt der Kaufmann.

Wer mit seinem Kassenzettel nachweisen könne, dass er in der fraglichen Zeit bei ihm oder Kollegen eingekauft und somit berechtigt geparkt hat, könne zudem einen vorgefertigten Widerspruch gegen die 15 Euro Strafgebühr ausfüllen: "Wir wollen ja niemanden verlieren."

Gut zwei Monate nach ihrer Einführung scheint die beschränkte Parkzeit den erhofften Effekt zu bringen. Selbst zur besten Wochenend-Einkaufszeit gibt es jetzt wieder Parklücken.

Früher wäre sogar das Ausparken ein Problem gewesen, erinnern sich Stefan Feiler und seine Frau, die wir auf dem Parkplatz ansprachen. Da hätten andere Autofahrer auf der Suche nach dem letzen freien Platz alles blockiert. Jetzt sei es viel besser. Feilers Urteil zur neuen Parkscheibenpflicht fällt eindeutig aus: "Eine vollkommen richtige Maßnahme!"