Am 31. August 2012 überfiel ein junger Bamberger die Raiffeisenbank in Burgwindheim und verunglückte auf der Flucht schwer. Gezeichnet von seinen Verletzungen, die er in seinem brennenden Auto erlitten hat, steht er jetzt vor Gericht.
Er hat zwar wenige Erinnerungen an den 31. August 2012, aber er streitet nicht ab, dass er der Maskierte war, der vor fast einem Jahr die Raiffeisenbank Burgwindheim (Landkreis Bamberg) überfallen hat. "Ja, es war so!" sagte Florian N. (Name von der Redaktion geändert) zum Auftakt des Prozesses, der ihm vor der Zweiten Strafkammer des Landgerichts Bamberg gemacht wird.
Den folgenschweren Verkehrsunfall, den er anschließend auf der Flucht mit einem nicht zugelassenen Auto auf der B 505 verursacht hat, könnte er gar nicht leugnen: Der 23-Jährige ist aufs Schlimmste von den Verbrennungen gezeichnet, die er dabei erlitten hat.
"Der hat seine Strafe schon", meinte ein mitfühlender Zuschauer, als er am Dienstag den Angeklagten sah. Die juristische Strafe erwartet N. voraussichtlich am Mittwoch, dem zweiten Verhandlungstag.
Der Angeklagte und sein Verteidiger Andreas Schwarzer aus München machten nicht den geringsten Versuch, irgendetwas zu beschönigen. Alles sei so gewesen, wie von Staatsanwalt Thomas Förster geschildert.
Demnach hat N. bis 30. August 2012 eine über vierjährige Jugendstrafe in der Jugendvollzugsanstalt Ebrach verbüßt. Am selben Tag kaufte er von seinem Entlassungsgeld - rund 800 Euro - in Adelsdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) einen nicht zugelassenen Kleinwagen und in Bamberg eine echt aussehende Softair-Pistole.
Mit dem schwarzen Renault Twingo und der Waffe vom Typ Walther P 99 mit Schalldämpfer fuhr er am nächsten Vormittag nach Burgwindheim. Er trug eine Mütze mit Sehschlitzen, als er um 11.24 Uhr die Raiffeisenbank in der Hauptstraße betrat und die Herausgabe von Geld fordert.
Nur gut zwei Minuten später verließ er mit 800 Euro die Bank. Sein Auto hatte er genau davor geparkt, so dass die Angestellten das Kennzeichen sehen und der Polizei mitteilen konnten. Es handelte sich um Forchheimer Nummernschilder; wann er diese gestohlen hat, weiß N. nicht mehr, streitet es aber nicht ab.
Er flüchtete zunächst auf der Autobahn in Richtung Nürnberg, die er an der Anschlussstelle Pommersfelden verließ.
In einer Baustelle auf der Bundesstraße 505 endete wenig später seine rasante Flucht vor der Polizei, die ihn schon ab der Autobahn-Raststätte Steigerwald verfolgte: N. verlor die Kontrolle über seinen Wagen und stieß mit einem entgegenkommenden Sattelzug zusammen.
Dessen Fahrer kam mit einem Schleudertrauma davon. Das Auto des Räubers wurde völlig zerstört und fing Feuer. Ein Betonbauer rettete N., als dieser bereits lebensgefährliche Verbrennungen am ganzen Körper erlitten hatte. Im Wrack wurden später Tatwaffe und Beute sichergestellt.
Weil der Angeklagte in Folge seiner Verletzungen Probleme beim Sprechen hat, ersparte ihm der Vorsitzende Richter, Manfred Schmidt, eigene Ausführungen über seinen bisherigen Lebensweg. Der Kammervorsitzende las vielmehr vor, was andere Gerichte in früheren Urteilen über N. schon dokumentiert haben.
Mit drei Jahren nahm ihn das Jugendamt aus seiner Familie, weil der Vater alkoholkrank und gewalttätig gegen seine Mutter war, und brachte ihn in einer Pflegefamilie im Landkreis Bamberg unter. Wegen massiver Erziehungsprobleme kam N. mit 16 Jahren in eine Wohngruppe in Bamberg. In dieser Zeit beging er erste Diebstähle.
Nie Halt im Leben gefunden? Während seiner erste Jugendstrafe absolvierte er den Qualifizierten Hauptschulabschluss. Später begann er in Haft eine Maurerausbildung. In den wenigen Monaten, die er seit 2009 noch auf freiem Fuß war, arbeitete er wiederholt als Bauhelfer bei Verwandten der Pflegeeltern.
Seine frühere Bewährungshelferin beschrieb ihn als "jemanden, der nie richtig Wurzeln hat schlagen können". Entsprechend leicht sei er immer wieder vom rechten Weg abgekommen und straffällig geworden.
Sechs Einträge - zumeist Diebstähle - weist das Bundeszentralregister für den 23-Jährigen schon auf. Der Vorsitzende Richter wunderte sich, dass die Haft N. offenbar nicht abschreckte und wollte wissen: "Wie empfinden Sie denn den Knast? Für mache Leute ist es draußen schwerer als drin." Seine Antwort: ein Achselzucken und ein leises "teils, teils".
Unter den ersten Zeugen waren die drei überfallenen Bankangestellten - zwei 49 und 53 Jahre alte Frauen und ein 22-Jähriger. Alle sagten, dass sie die Waffe für echt hielten und hoffen, nie wieder in so eine Situation zu kommen. "Ich bin auf den Tod erschrocken", sagte eine der Frauen. Die andere ist "nicht mehr so unbefangen wie vorher"; so könne sie "keinen Tatort mehr anschauen".