Bürger im Stadtteil Gereuth wollen den Standort des S-Bahn-Halts neu diskutieren. Knackpunkt sind die drei möglichen Zugänge.
Die letzten Züge des Tages rauschen in den Abend Richtung Süden. In der Baskid-hall im Stadtteil Gereuth kommen rund 40 Menschen zusammen, um die Hausaufgaben der Stadtverwaltung und von Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) zu kontrollieren. Schulfach: Bahnausbau. Eine Aufgabenstellung zum Thema: "Wie schaffen wir einen guten S-Bahn-Halt?" Nach mehreren Bürgerinformationsveranstaltungen, Fahrradtouren entlang der Bahnstrecke und weiteren Ortsbegehungen ist an diesem Abend das letzte Gespräch vor der Kommunalwahl. Mehrere angehende oder amtierende Stadträte sind gekommen.
"Der S-Bahn-Halt ist ein grundsätzlicher Gewinn für die Stadt", hält Starke fest. Mit der Verknüpfung von öffentlichem Nahverkehr und den geplanten Park-and-Ride-Flächen nördlich der Bahnlinie an der Nürnberger Straße leiste die zukünftige Haltestelle einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende. Der Knackpunkt: die drei Zugänge. Einer nach Norden Richtung Nürnberger Straße, einem nach Osten zur Brose-Arena und einer, welcher in die Gereuth führen soll. Letzterer erhitzte im Sommer 2019 die Gemüter, weil er direkt am dortigen Spielplatz vorbeiführen würde.
Nun zu den Hausaufgaben: Baureferent Thomas Beese und sein Kollege Claus Reinhardt, zuständig für den ICE-Ausbau, erschienen mit fünf Varianten im Gepäck. Zwei davon führen mittels Rampe beziehungsweise per Treppe und Aufzug auf die Plattform erneut vom Distelweg direkt am Spielplatz vorbei. Die drei weiteren Varianten sollen entweder über einen nahe gelegenen Garagenhof, die andere Seite des Spielplatzes oder aber an der Rückseite des Kindergartens entlang - die dritte Variante - erschlossen werden.
"Und wo ist die Null-Lösung?", möchte eine Anwohnerin wissen. Schließlich sei ihrer Meinung nach eine Mehrheit gegen den Zugang über die Gereuth. Die präsentierten Varianten würden kaum einen Unterschied darstellen. "Die Wirtschaftlichkeit des S-Bahnhalts ist nur durch alle drei Zugänge gegeben", betont Reinhardt.
"Die Sicherheit der Kinder ist in Gefahr. Wenn es nur den Zugang über die Arena und die Nürnberger Straße gibt, dann ist die Motivation, auf die Gleise zu gehen, viel geringer", beschwert sich eine Mutter mit Blick auf den kurzen Weg vom Bahnsteig zum Spielplatz. "Wenn dieser Spielplatz zerstört wird, dann macht das das friedliche Zusammenleben von 30 Nationalitäten kaputt", kritisiert Norbert Tscherner. Für den Stadtrat des Bamberger Bürgerblocks ist die Einrichtung des S-Bahnhalts ohnehin nur eine Idee des CSU-Innenministers Joachim Hermann gewesen.
Verlagerte Verkehrsströme
Die Interessenten an diesem Abend trieb aber nicht nur die Frage nach dem richtigen Weg um. "Bei der damaligen Betrachtung gab's die Handwerkskammer noch gar nicht und der Polizeistandort war auch noch nicht fix", schildert eine Frau im mittleren Alter die jetzige Lage. Das verlagere die Verkehrsströme. Da stelle sich die Frage, ob man nicht noch mal den S-Bahn-Halt nach Süden Richtung Forchheimer Straße verschieben könne. "Der S-Bahnhalt ist verkehrspolitisch sinnvoll, aber sollte jenseits der Forchheimer Straße realisiert werden", bestärkt Christian Hader, der für Grünes Bamberg antritt, die Idee.
Also was tun? Oberbürgermeister Starke bot an, die Standortdiskussion in Absprache mit der Bahn nochmals aufzumachen. Auch eine Diskussion über den Westzugang in die Gereuth soll noch mal auf dem Tisch landen. Und falls all das keine Früchte trägt? Dann käme die dritte Variante des Wegs aus der Gereuth zum Bahngleis zum Zug, welcher dann zur Kornstraße führt. Allerdings wirkt der Weg eher verschachtelt und schwieriger einsehbar. Wenn alles klappt, soll es noch vor der Sommerpause eine neue Bürgerinfoveranstaltung mit Fachleuten der Bahn geben.
Warum kann man den Halt nicht über dem Münchener Ring realisieren? Hier könnte man die Verkehre vielleicht noch besser verknüpfen.
Also welchen Sinn ein S-Bahnhalt in der Gereuth machen soll, erschließt sich nicht. Dort wird jetzt schon über massivste Verkehrsprobleme geklagt. Sinn macht der Halt südlich der Forchheimer Straße, schon wegen der besseren Verkehrsanbindung, der Parkmöglichkeiten, der Erreichbarkeit, Behörden, Geschäfte, Firmen, Betrieben usw. und weil kein Verkehr noch in ein Wohngebiet gezogen wird.
Schon wieder ein Beispiel für "bürgerorientierte" Planungen unser Stadt(stief)Väter. Wenn es nicht so traurig wäre könnte man drüber lachen. Wo ist eigentlich die selbstbewusste Welterbestadt, die allen die was brauchen klare Ansagen macht was man zulässt und was nicht. Wenn das nicht geht, dann braucht man keinen Stadtrat und keinen Bürgermeister, sondern nur eine Verwaltung die alles macht, was ihr von München und Berlin angeschafft wird.