Den Helfern beim Helfen helfen

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"Wir sind immer froh, wenn wir sofort einladen können", sagt Heinz Zimmer (rechts). "Manchmal allerdings hat ein Markt noch nichts bereitgestellt für uns, wenn wir kommen, oder ein Lieferfahrzeug steht an der Rampe und wir müssen warten. Sowas kann einen Tourenplan schon mal gewaltig durcheinanderbringen." Foto: Sabine Christofzik
"Wir sind immer froh, wenn wir sofort einladen können", sagt Heinz Zimmer (rechts). "Manchmal allerdings hat ein Markt noch nichts bereitgestellt für uns, wenn wir kommen, oder ein Lieferfahrzeug steht an der Rampe und wir müssen warten. Sowas kann einen Tourenplan schon mal gewaltig durcheinanderbringen."  Foto: Sabine Christofzik
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Am 20. Februar ist "Welttag der sozialen Gerechtigkeit". Auch in der Region Bamberg kann man sich engagieren. Zum Beispiel bei der "Tafel".

Da passt gerade mal ein Finger dazwischen. "Kein Problem, das geht auch ohne Rückfahrkamera oder Einparkhilfe", schmunzelt Heinz Zimmer. Bevor der Zweite Vorsitzende des Vereins "Bamberger Tafel" den Mercedes Sprinter Kühlwagen an die Laderampe des Einkaufsmarkts manövriert hat, ist Beifahrer Andreas ausgestiegen, hat eine der rückwärtigen Türen geöffnet und im Laden Bescheid gegeben. Das, was die beiden Männer mitnehmen können, steht schon schon auf einem Rollwagen bereit: hauptsächlich Obst und Gemüse vom Ende der vergangenen Woche.

Alles, was sich umfüllen lässt, wird in die mitgebrachten Klappboxen gepackt, die sich ideal im Wagen stapeln lassen. Sehr empfindliche Ware - wie bei dieser ersten Anlaufstation Erdbeeren und Champignons - bleibt für den Transport in den Pappkisten, in denen sie auch im Geschäft stehen.


Gesucht: Fahrer und Beifahrer

Heinz Zimmer ist keiner der Stamm-Fahrer mehr. Er springt immer dann ein, wenn jemand für diese Aufgabe gebraucht wird. Bei der "Bamberger Tafel" ist er für die Kundenverwaltung zuständig. Und für vieles andere mehr.

Anfang Februar hat er auf der Facebook-Seite der "Tafel " den Aufruf veröffentlicht, dass für die Waren-Abholung ehrenamtlich tätige Fahrer und Beifahrer gesucht werden. Nicht zuletzt dadurch, dass dieser Text im sozialen Netzwerk in mehreren Bamberger Gruppen geteilt wurde, war die Resonanz groß. "Es haben erstaunlich viele Leute angefragt. Einen Mann konnten wir sofort mit auf Tour schicken. Auf der Suche nach Helfern sind wir aber immer. Auch für Tätigkeiten in anderen Bereichen."

Die Arbeit bei der "Tafel" wird ehrenamtlich geleistet. Dazu kommen einige Kräfte, die vom Arbeitsamt geschickt werden (1,50-Euro-Jobber) und Personen, die beim Verein Sozialstunden ableisten.

Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, weil sie kurz vor - oder gerade am - Ablauf des Mindeshaltbarkeitsbarkeitsdatums stehen, machen den Großteil dessen aus, was die "Tafel" bekommt und an ihre Kunden weitergibt. Aber es sind auch Sachen darunter, die wesentlich länger haltbar sind.


Mal mehr, mal weniger

Das, was bei den Einkaufsmärkten abzuholen ist, gleicht in vielen Fällen einer Wundertüte. Was die Menge angeht, die Zusammensetzung und oft auch die Qualität.

Sind es bei einer Adresse manchmal nur zwei Kisten, können bei der nächsten Anfahrt durchaus drei Rollwagen voll an der Laderampe bereit stehen. Molkereiprodukte oder Wurst bringen Marktmitarbeiter direkt aus dem Kühlraum.

Der Beifahrer ist es, der die erste Sortierung vornimmt. Fauliges oder schimmliges Obst und Gemüse bleibt an Ort und Stelle. "Wir nehmen sehr gerne mit, was sich noch verwenden lässt - aber ein Entsorgungsunternehmen sind wir nicht", sagt Heinz Zimmer. Gründlich sortiert wird die Ware direkt nach dem Abladen in der Hohmannstraße.

Im Herbst vergangenen Jahres hat die "Tafel" in den ehemaligen Räumen der Firma Binnebössel ihre Heimstatt gefunden. "In unserem vorherigen Quartier in der Böttgerstraße hatten wir nur einen Bruchteil der Lagerkapazität."


Einiges wird weitergereicht

Waren, von denen so viel da ist, dass sie unmöglich alle innerhalb der Haltbarkeitsfrist an die Kunden aus dem eigenen Einzugsgebiet verteilt werden können, gehen weiter an andere "Tafeln" in der Umgebung.

"Gemüse, das für den menschlichen Verzehr dann doch nicht mehr geeignet ist, wird von einigen Bauern für ihre Tiere geholt. Beim Sortieren müssen wir immer in Betracht ziehen, dass wir in der Woche nur zwei Ausgabetage haben: den Mittwoch und den Samstag. Bevor die Ware im Abholraum ausgelegt wird, sortieren wir sie erneut."


1743 Haushalte in der Kartei

1743 Haushalte (zusammen etwa 6500 Personen) stehen in der Kartei der Bamberger "Tafel". Vom Alleinstehenden bis zur zwölfköpfigen Familie. Für sie werden bis zu 20 Tonnen Lebensmittel pro Woche geholt. Jedes der beiden Kühlfahrzeuge ist dafür rund 400 Kilometer auf der Straße.

Die "Tafel" hat aber noch viele andere Unterstützer als Läden und Lebensmittelproduzenten zwischen Zapfendorf und Eggolsheim. "Die Spendenbereitschaft der Leute in der Region Bamberg ist der Wahnsinn", freut sich Heinz Zimmer. "Das kann man gar nicht genug loben. In Großstädten gibt es sowas nicht. Ob es die Aktion ,Kauf eins mehr" ist oder der Erwerb von fertig gepackten Lebensmitteltüten, die dann der Tafel zur Verfügung gestellt werden - immer kommt in kürzester Zeit unheimlich viel zusammen.

Bei der "Tafel", dürfen Menschen, die einen Berechtigungsausweis haben, für einen Pauschalbetrag von 2,50 Euro Lebensmittel holen. Aber auch Kleidung, Haushaltswaren oder Schulsachen können gegen einen geringen Obolus mitgenommen werden.


Hilfsangebot seit 25 Jahren

Seit 25 Jahren kümmert sich die "Tafel" in Bamberg um die Verteilung von Lebensmitteln. Heinz Zimmer: "Wir helfen in manchen Fällen aber auch auf anderen Gebieten, zum Beispiel, wenn jemand Schwierigkeiten hat, seine Stromrechnung zu zahlen, oder bestimmte Medikamente aus der Apotheke braucht. Allerdings rechnen wir direkt mit den Energieversorgungsunternehmen ab. Finanziert wird das durch Spenden, die wir bekommen."