Sich solchen Aufträgen und immer neuen und sich verändernden Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche zu stellen, so betonte die Regionalbischöfin, erfordere viel Mut und Kraft. Und so stellte Greiner ihre Rede in den Horizont der aktuellen Herrnhuter Tageslosung: „Gott rüstet mich mit Kraft.“ Für Sabine Hirschmann legte sie diese Worte so aus: „Gott ist Ihre zweite Haut, Ihr Atem, Ihr Antrieb, Ihre Ruhe. Dort ist alles, was Sie brauchen werden.“
Begleitet von Segnenden aus ihren unterschiedlichen Lebensstationen wurde Sabine Hirschmann anschließend von Regionalbischöfin Dr. Greiner in ihr neues Amt eingeführt. Dann stieg die frischgebackene Dekanin zum ersten Mal auf die Kanzel der Stephanskirche:
Einen in diesen Tagen besonders herausfordernden Predigttext hatte der Sonntag Misericordias Domini für Hirschmanns Antrittspredigt im Gepäck. In der Geschichte der Sklavin Hagar, die aus der Unterdrückung ihrer Herrin Sarah flieht, geht es schließlich um sexualisierte Gewalt. Hagar muss Abraham auf Geheiß der Herrin einen Nachfolger gebären und flieht nach der Tat, bereits schwanger, in die Wüste.
Man spürte Hirschmanns Ringen mit dem Text: „Zum Glück zucken wir heute, wenn wir davon hören,“ kommentierte die Dekanin das zutiefst Abgründige der Erzählung. Die „erste gute Nachricht in diesem Predigttext“ sei daher die Begegnung der verzweifelten Frau mit einem „Boten Gottes“ an einem Brunnen inmitten der Wüste.
Als sie mit diesem ins Gespräch kommt, zeichnet er ein hoffungsvolles Bild von Hagars Zukunft. Auf diese für Hagar völlig neue Erfahrung mit Gott antwortet die Sklavin: „Du bist ein Gott, der mich sieht!“ Dieser Blick Gottes auf die Schwächste der Schwachen verändere Hagar. Hirschmann betonte, sie sehe in dem, was der Bote Gottes tut, gleichsam die Aufgabe von Kirche. Sie wünsche sich, dass Menschen, die sich in der Kirche einbringen, sich als solche Botinnen und Boten schicken lassen:
„Menschen anzuschauen, mit echtem Interesse und Neugier. Menschen zu fragen, woher sie kommen und wohin sie gehen. Gut zuhören und nicht gleich Antworten parat haben. Menschen in den Blick nehmen, die keine Rechte haben wie Hagar, die Fremde sind wie Hagar, die in Not sind wie Hagar. Sich dabei einmischen, diskutieren, demonstrieren, manchmal auch streiten.“
Der liebevolle Blick Gottes gelte auch solchen Botinnen und Boten, gerade in „Wüstenzeiten“, wie Hirschmann in Anspielung auf die biblische Geschichte deutlich machte. Beim zärtlichen Orgelspiel, mit dem Bambergs neuer Dekanatskantor Michael Goos den Predigttext musikalisch kommentierte, hatten die Gottesdienstbesuchenden die Gelegenheit, diese Worte nachwirken zu lassen.
Nach den Fürbitten und dem abschließenden Segen folgten Grußworte von Oberbürgermeister Andreas Starke und Landrat Johann Kalb sowie des katholischen Dekans Roland Huth, außerdem von Dekanatssynodalpräsidentin Uta von Plettenberg und St. Stephans Vertrauensmann Andreas Flurschütz da Cruz.
Der Tag klang im Stephanshof bei Sommerabendwetter und musikalischer Umrahmung der Kantorei St. Stephan (Leitung: Michael Goos) und dem Dekanatsposaunenchor (Leitung: Norbert Stumpf) aus, die bereits den Gottesdienst klangvoll gestaltet hatten. In der gelösten Atmosphäre bei Speis und Trank wurde deutlich: Bamberg freut sich auf seine neue Dekanin – und die freut sich auf Bamberg!