Das Tütschengereuther Pflaster vor der einstigen Zisterzienserabtei in Ebrach hat seine Tücken. Damit Ältere und Behinderte Kulturgüter wie Klosterkirche und Kaisersaal gefahrloser erreichen, wird der Belag abgeflacht.
Spätestens nach dem Jahr 2017 hat Max-Dieter Schneider nichts mehr zu lachen. Das heißt, er wird sich nicht mehr "amüsieren" können. Über "weibliche Konzertgäste mittleren Alters, die erstmals kommen und versuchen, das Tütschengereuther Kopfsteinpflaster in High Heels zu bezwingen". Denn ab 2016 sollen die Ebracher Kulturstätten barrierefrei zu erreichen sein. Freilich nicht wegen der chicen Damen, sondern vor allem für die vielen älteren, gehbehinderten, auf Rollator oder Rollstuhl angewiesenen Besucher der Kulturstätten in und an der ehemaligen Zisterzienserabtei. Von dieser guten Nachricht beseelt meisterte MdL Heinrich Rudrof (CSU-MdL) die Buckelpiste vor dem Eingang zu Kaisersaal und Museum mühelos.
Herstellung der Barrierefreiheit Ins Museum der Geschichte Ebrachs hatte der Abgeordnete Bürgermeister Schneider, den stellvertretenden Leiter der Ebracher Justizvollzugsanstalt Ralf Hafner, Museumsleiter Viktor Fieger und Hubert Wagner vom Staatlichen Bauamt gebeten. Bekanntlich ist in der als Jugendjustizvollzugsanstalt genutzten ehemaligen Abtei ein großer, 14,8 Millionen Euro teurer Sanierungsabschnitt in Gang.
Er umfasst neben den Dächern (insgesamt eine Fläche von fast zwei Hektar) den Kaisersaal und beinhaltet zudem diverse Maßnahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit. Dazu zählt der Einbau eines Aufzuges sowie von behindertengerechten Toiletten im Treppenhaus und natürlich auch die Errichtung eines barrierefreien Zugangs zur ehemaligen Klosterkirche, zum Haupttor der Anstalt und zu dem Bereich mit Kaisersaal und Museum.
Für die behindertengerechten Umgestaltung, also Abflachung des Pflasters, ist dabei ein Betrag von 200 000 Euro vorgesehen. Wie sich bei dem Termin nun herausstellte, war es ein Missverständnis, durch das Ebrachs Bürgermeister davon ausgehen musste, dass die behindertengerechten Zugänge nicht realisiert würden. Umgehend hatte er sich deswegen an den heimischen Abgeordneten Rudrof gewandt und der wiederum an den Justizminister. Mit Erfolg, wie sich zeigte. Denn wenn in Bayern im Doppelhaushalt 2015/2016 schon etliche Millionen für Barrierefreiheit ausgegeben werden, dann muss der Betrag für Ebrach wohl auch drin sein, hatte Rudrof befunden.
1910 Quadratmeter gepflasterte Fläche vor JVA und Kirche Das mit den Planungen befasste staatliche Bauamt wiederum hatte in der ursprünglichen Planung eine einfache Lösung erarbeitet, in der nur der (trompetenförmige) Zugang von der Hauptstraße aus sowie die direkten Zugangsbereiche abgeflacht werden.
Nach der "Intervention" gibt es nun mehr Mittel - 230 000 Euro mehr und eine umfangreichere Planung: Der direkte Zugang von der B 22 her wird verschmälert, das Gefälle hier wäre zu steil.
Niedriger ist das bei der barrierefreien Haupterschließung von Westen her. Entschärft, also das Pflaster abgeflacht, wird zudem der gesamte Platz vor der Kirche. In der umfangreicheren Variante werden auch die Parkflächen einbezogen. Ein breiter, zusammenhängender Streifen verbindet alle Eingänge barrierefrei. In der einfacheren Version bleiben die Parkplätze unangetastet und der barrierefreie Verbindungsstreifen wird auf drei Meter reduziert. Auch als Reverenz an an den Denkmalschutz, da mehr von der Charakteristik des Pflasters und damit des Gesamteindrucks erhalten bleiben würde.
Insgesamt umfasst die vor der JVA-Front und Kirche gepflasterte Fläche 1910 Quadratmeter.
Bürgermeister Schneider zeigte sich von den beiden neuen Varianten mehr als angetan. Auch der Museumsleiter findet sie gelungen und eine sinnvolle Maßnahme angesichts der vielen Menschen, die hier unterwegs sind: jährlich nicht nur gut 60 000 Touristen. Auch für die Einheimischen und die Gottesdienstbesucher sei das Pflaster regelmäßig eine Herausforderung. "Mancher traut sich deswegen erst gar nicht runter zur Kirche", so Fiegers Beobachtungen.
Problem Schneeräumen Seitens der JVA nennt der stellvertretende Anstaltsleiter Hafner die Probleme, mit denen die Bediensteten konfrontiert sind. Nicht nur, wenn sie auf die Arbeit laufen oder fahren. Auch beim Thema Schneeräumen sorge das Pflaster für Verdruss. Somit bringen die neuen Varianten wohl auch hier Erleichterung.
Die Aufstockung der Mittel wurde deswegen nötig, weil sich gegenüber dem ersten Ansatz die abzuflachende Fläche enorm vergrößert, erklärte Wagner auf Nachfrage. Die einfachere neue Variante koste dabei sicherlich weniger.
"Ich kann mich mit beiden anfreunden", befand Rudrof am Ende des Termins. Für den Bürgermeister hatte er noch eine weitere erfreuliche Mitteilung aus München dabei: Die Mittelzusage für die Sanierung der beiden Pavillons im unteren Abteigarten (Forstamtsgarten). Auch das vernahm Schneider sichtlich erfreut.