Das "Balkanzentrum" ist mit seinem Versorgungstrakt an einer Obergrenze angelangt. Bis Herbst sollen neue "Kapazitäten" geschaffen werden.
Es ist ein belastendes Gefühl, das Klaus Stieringer beschleicht, wenn er zu einer der regelmäßigen Sprechstunde für Flüchtlinge in das besondere Aufnahmezentrum an der Pödeldorfer Straße kommt. Der SPD-Fraktionschef ist Mitglied des städtischen Ombudsrats für das Abschiebelager und somit in einer Mittlerfunktion zwischen Flüchtlingen und Stadt.
Die Großunterkunft mit teils bis zu über 1200 Menschen funktioniere einerseits erstaunlich problemlos. Es gebe praktisch keine Übergriffe, sagt Stieringer - keine Selbstverständlichkeit, wenn man sich die drangvolle Enge in einer Einrichtung vor Augen halte, in der sich viele Menschen eine Wohnung teilen müssten.
Gleichzeitig beschreibt er das Balkanzentrum als Lager der Hoffnungslosigkeit, das Menschen ohne Bleibeperspektive in die Heimat zurückbefördere und offenkundig auch abschrecken soll. Noch immer gebe es den Versprechungen zum Trotz keine Asylsozialberatung, obwohl viele sehr lange hier sind, sagt Stieringer. "Die Menschen hier sind die Verlierer der Flüchtlingskatastrophe."
1040 Menschen leben Mitte dieser Woche hinterm Zaun am östlichen Stadtrand. Damit ist die Bewohnerzahl im Vergleich zu den letzten Wochen leicht rückläufig und hinkt mittlerweile weit hinter den Ausbauplänen des Freistaats zurück.
Anbau am Supermarkt
Noch Ende vergangenen Jahres hatten Sozialministerin Emila Müller (CSU) und Regierungsvizepräsidentin Petra Platzgummer-Martin von einer Kapazität von bis zu 4500 Menschen bis Ende März 2016 gesprochen. Dass es dazu nicht kommt, liegt nicht nur an der drastisch rückläufigen Zahl von Balkanflüchtlingen an den Grenzen. Es ist die Bundespolizei, die die Ausdehnung des Flüchtlingslagers hemmt: Sie braucht für ihre Akademie rund 100 Unterrichtsräume, unter anderem auch die bereits für das Balkanzentrum eingeplante ehemalige US-Highschool.
Nichtsdestotrotz hält der Freistaat an seinen Ausbauplänen fest. Bis Ende September soll ein Anbau am ehemaligen US-Supermarkt "Shopette" geschaffen werden, der als neue Küche und Kantine dienen soll - ein ehrgeiziges Ziel, denn für den Neubau stehen nur sechs Monate zur Verfügung.
Ukrainer nach Bamberg
Bayerns Innenminister Jachim Herrmann (CSU) hat am Montag bei einem inoffiziellen Besuch in
Bamberg angedeutet, dass künftig auch Menschen aus anderen sicheren Herkunftsländern im Aufnahmezentrum Bamberg untergebracht werden könnten. Wörtlich nannte der Minister die Ukraine. Ob künftig auch Migranten aus anderen der insgesamt elf Länder, die zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden sollen, für Bamberg in Frage kommen, ließ sich auf Nachfrage im Innenministerium nicht klären. Derzeit gebe es keine Festlegungen, sagte Pressesprecher Oliver Platzer. Er gehe aber davon aus, dass der Stau von 600 000 unbearbeiteten Asylfällen in Deutschland dazu beitrage, dass die Kapazitäten in Bamberg weiterhin vor allem von Balkanflüchtlingen belegt werden.
Ungeachtet dieser Versprechen wird in Bamberg hinter vorgehaltener Hand bereits darüber diskutiert, dass irgendwann auch Flüchtlinge mit Bleibeperspektive an der Pödeldorfer Straße einziehen könnten. Vor allem jene Parteien, die sich für eine gemischte Unterbringung statt eines Abschiebezentrums eingesetzt haben, die Grünen und zuletzt auch die SPD, würde ein solcher Kurswechsel sehr behagen.
Vergewaltigt und abgeschoben?
Nach wie vor beklagt sich die Flüchtlingshilfeorganisation "Freund statt Fremd", dass in Einzelfällen das Asylrecht in Bamberg nicht mit der nötigen Sorgfalt angewandt werde. Marten Schrievers, ein ehrenamtlich in der Flüchtlingsunterkunft arbeitender Allgemeinarzt, erzählt unter anderem von dem Fall eines in einer bayerischen Unterkunft vergewaltigten sechsjährigen Mädchens aus dem Kosovo, das von Mühldorf nach Bamberg gebracht und von dort ungeachtet der Traumatisierung abgeschoben worden sei. Für Schrievers ein schlimmes Beispiel, wie rücksichtslos in einem Rechtsstaat mit mit Menschen umgegangen werde. "Dieses Mädchen brauchte qualifizierte Hilfe und erhielt sie nicht."
In der Regierung von Oberfranken, die wir dazu befragten, bestreitet man, dass die Abschiebung des Mädchens leichtfertig oder gar ohne rechtliche und ärztliche Prüfung geschah. Auch habe sich das Verwaltungsgericht zwei Mal mit dem Fall befasst und die Abschiebung als rechtens erklärt.
Laut Sprecher Martin Steiner wurden bisher insgesamt 364 Menschen aus Bamberg abgeschoben; 992 Bewohner reisten von Bamberg freiwillig in ihre Heimat zurück.
kann Herr Stieringer noch schlafen.
"Regelmäßige Sprechstunde", Ombudsrat, Verlierer, Katastrophe, Mittlerfunktion, drangvolle Enge..
Die Sprechstunde ist regelmäßig, das stimmt. Der Rest ist pressewirksam, kein belastendes Gefühl
Es passieren Sachen die kein Bürger wissen braucht,oder soll, es ist Geld im überfluss da wo man früher überall
sparen musste ,es wird geplant und beschlossen was der Bürger nicht unbedingt wissen muß/soll, selbst bei
Milliardenzusagen an andere Länder bleibt es bei unserer schwarzen Null. ???
Liebe Volksvertreter haltet die Bürger nur für Blöd und seid froh wenn es -,,nur,,- bei einer Wahlentscheidung bleibt, wobei Ihr ja auch wieder- Finanziel gut abgesichert -in die Zukunft schaut.
Die Zeiten des -braven Deutschen Michels-sind bald vorbei. Zeit wirds.
beschleicht jetzt ein "belastendes Gefühl". Warum jetzt? Was soll einen denn bei einem solchen Lager weiter für ein Gefühl beschleichen? Das liegt in der Natur der Sache, dass das nicht toll ist. Allein Herr Stieringer und Andere wollten doch helfen und haben sich mit dem Erzbischof präsentiert.
Ein vergewaltigtes 6-jähriges Kind abzuschieben ist wohl das Allerletzte! Wo waren die Helfer? Warum haben die Medien das nicht aufgegriffen? Die Abschiebung mag legitim sein, aber wenn das kein zwingender Grund für eine Aufschiebung gewesen wäre, dann kann ich den Verantwortlichen, die daran beteiligt waren, nur sagen, Pfui Teufel und schämt euch.
Kennen Sie Doppelstockbetten und drangvolle Enge aus eigener Erfahrunng?
Diejenigen, die als Soldaten bei der Bundeswehr gedient haben, können ein Lied davon singen. 6-8 Mann in der Grundausbildung auf einem Zimmer, Gastenlehrgang mit 6 Mann, spätere Unterbringung mit 4 Mann auf einem Zimmer. Gemeinschaftsduschen und Gemeinschaftswaschbecken. Da sind Millionen deutsche Soldaten durchgegangen - ohne bleibende Schäden für Leib und Leben.
Wie viele Rucksacktouristen haben in Jugendherbergen und "Backpacker-Lodges" in eben solchen Unterkünften wochenlang genächtigt? Ich kenne niemanden, der dadurch ein Trauma erlitten hat.
Nach Rückführung/Rückkehr in ihre Heimatländer werden sich die "unberechtigten" Asylbewerber (Menschen ohne Bleibeperspektive) sicher öfters mal mit Wehmut an die Bedingungen in Bamberg zurück erinnern: saubere Toiletten, Duschen, geheizte und renovierte Wohnungen, warmes Essen und ärztliche Versorgung.
Warum sie allerdings so lange auf ihre Rückreise warten müssen, ist mir ein Rätsel. Es wurde genau diese Einrichtung doch für diese Menschen extra eingerichtet, um das Rückführungsverfahren zu beschleunigen.
in dem Zusammenhang darf ich noch an's 'Stuben- und Revierreinigen' erinnern! Da hingen Wochenenden bei der Freundin oder auf der Wache davon ab.
))
Gruß, rwaurich