Die roten Tierchen machen schon wieder von sich reden. Mittlerweile ist bekannt, dass die Sparkasse Bamberg das Vielfalt-Kunstwerk kauft.
Selten dürfte eine Entführung und ein Bekennerschreiben so viel Heiterkeit ausgelöst haben: Einer der acht roten Hasen aus dem Kunstprojekt "Vielfalt 17" der Bamberger Künstlerinnen Barbara Bollerhoff und Petra Ringelmann ist am Mittwoch vergangener Woche vom Schönleinsplatz verschwunden und ließ seine sieben Kollegen ratlos zurück.
Drei Tage später lag ein Bekennerschreiben im Briefkasten von Barbara Bollerhoff. Der Text war aus Lettern der Süddeutschen Zeitung zusammengesetzt und kopiert worden: "Bin dann mal weg, Ihr hört von mir! Fritzi" schrieb der unbekannte Hasendieb.
Wer hat "Fritzi" entführt?
Das Duo "Ringelhoff und Bollermann" wunderte sich weniger über die Entführung als über die Namensgebung: "Wir wussten nicht, dass der Hase so heißt." Alle übrigen sind (bisher) namenlos. Jetzt sind die Künstlerinnen gespannt, wann und unter welchen Umständen "Fritzi" wieder auftauchen wird. Einen Verdacht gibt es (siehe Artikel rechts).
Ein Hase besuchte Wang Shugang
Die Hasen geben also auch nach ihrem viel beachteten Gastspiel auf dem Schönleinsplatz keine Ruhe und sorgen weiter für Gesprächsstoff, obwohl sie in der Galerie von Barbara Bollerhof in der Suidgerstraße eine künstlerische Pause vom Trubel in der Innenstadt einlegen sollten. Vor einer Woche waren sie Mittelpunkt einer Vernissage im Atelierhaus an der Suidgerstraße. Zum Projekt mit dem Thema "Vielfalt 17" gehört außer den Hasen eine "warholeske Ausstellung" (Petra Ringelmann) mit seriellen und trotzdem unterschiedlichen Hasenbildern, die in der Galerie eine ganze Wand farbenprächtig füllen.
Über einen Mangel an Gästen konnten sich die beiden Künstlerinnen nicht beklagen: Ihre Idee, die roten Hasen in einer Nacht- und Nebelaktion auf dem Schönleinsplatz aufzustellen und sie den Passanten zu überlassen, war auf ungeahnte Resonanz und Begeisterung gestoßen.
Doch nicht nur bei den Bambergern waren die roten Hasen in den letzen Tagen und Wochen ein nicht versiegender Gesprächsstoff: Auch die Frau des chinesischen Künstlers Wang Shugang, von dem das Kunstwerk mit den acht roten Männern auf dem Schönleinsplatz stammt, schrieb eine E-Mail an "Ringelhoff und Bollermann" . Sie diskutierte mit den Künstlerinnen das Thema Vielfalt und betonte, dass auch die acht roten Männer ihres Mannes nicht etwa "einfältig" seien, sondern ebenfalls zur Interaktion anregen sollten.
Hase als Botschafter in Peking
Mit ihr haben die beiden Bambergerinnen vereinbart, dass Wang Shugang wenigstens einen der roten Hasen kennenlernen solle: Eine Freundin der Künstlerinnen, von Beruf Flugbegleiterin, bekam den Auftrag, einen der roten Hasen mit nach Peking zu nehmen und als "Botschafter" zu Wang Shugang zu bringen. Als Geschenk für Shugang hatte sie die Kinderbücher der Künstlerinnen aus der Reihe "Der Hase mit dem blauen Ohr" im Gepäck.
Schon am Donnerstag dieser Woche war es so weit. Nach allem was man hört, soll Wang Shugang entzückt gewesen sein. "Ringelhoff und Bollermann" sind überwältigt von dem Erfolg - auch weil sie damit ihre Botschaft von der Vielfalt, die den beiden aus ganz privaten Gründen am Herzen liegt, verbreiten konnten. Ihr vorläufiges Fazit der inzwischen überregional bekannten Aktion: "Die roten Hasen haben die Bamberger lockerer und umgänglicher gemacht."
Wieder auf dem Schönleinsplatz
Das finden auch wichtige Leute, die in der Stadt etwas zu sagen haben. Deshalb dürfen die Hasen rechtzeitig zu Ostern wieder auf den Platz.
Sparkasse übernimmt Patenschaft
Nicht nur täglich, fast schon stündlich gibt es neue Meldungen zu den roten Hasen. Beispielsweise gestern ein Foto aus Facebook mit einem roten Hasen in der Buchhandlung Hübscher. Sind die Entführer von dort? Ist "Fritzi" in ihren Fängen? Es spricht einiges dafür.
Ziemlich sicher ist auch, dass sich Oberbürgermeister Andreas Starke - selbst ein "Roter" - über beide Ohren in die Hasen verliebt hat. Beim Cappuccino im Café Rondo soll er am Donnerstag bemerkt haben, dass ihm die südliche Seite des Schönleinsplatzes ohne rote Hasen zu kahl ist. Dem OB wird geholfen, wie die Pressestelle der Stadt Bamberg weiß: Die Sparkasse wird dafür sorgen, dass sich die Bürger auch in den nächsten Jahren vor und nach Osterfeiertagen über über die Hasen freuen und mit ihnen spielen können: Sie hat die Patenschaft übernommen. Pressesprecher Matthias Polz bestätigt den Kauf, der allerdings - um Kritikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen - "keine Unsummen" kosten soll. Laut Polz hat sein Haus die Hasen-Aktion von Anfang an mit Interesse und Freude verfolgt und selbst rote Sparschweine aufgestellt. Der Plan ist jetzt, die Hasen jedes Jahr für ein paar Wochen im Frühjahr auf den Platz zu lassen. Für das restliche Jahr wird ein "Hasenstall" in der Sparkasse gesucht.
gg