Corona-Helfer im Raum Bamberg machen Hoffnung

Zuletzt hat Gaby Melber in ihrer Schulzeit genäht. Doch in der Corona-Krise wagte sich die 42-Jährige wieder an die Maschine: Es war im März und der Lockdown voll im Gange. Wenig später schon waren Masken zum Schutz überall gefragt. Und die junge Mutter war in Kurzarbeit und hatte deshalb Zeit. "Ich musste mich erst wieder eingewöhnen", erzählt Melber. Zum Üben hatte sie aber schnell viele Möglichkeiten: Auf der Online-Plattform Ebay hat sie eine Anzeige geschaltet. Wer Masken benötigt, sollte sich melden. Und es meldeten sich etliche Menschen.
Über 50 Anfragen aus ganz Deutschland hat sie bekommen. Und sie fing an zu nähen. Als die Breitengüßbacher Nachbarschaftshilfe "ZAM helfen", die schon seit Herbst 2019 besteht, auf Facebook nach Maskennäherinnen fragte, meldete sich dann auch Gaby Melber. Insgesamt produzierten so im Rahmen der Nachbarschaftshilfe neun ehrenamtliche Näherinnen 1350 Masken, die über die Gemeinde kostenlos verteilt wurden. 650 Masken hat Melber insgesamt in ihrem Zuhause angefertigt.
"Es sind total unterschiedliche Leute, die sich bis heute nicht kennen", erzählt Dagmar Riegler (39), die die Nachbarschaftshilfe mit Julia Barnickel und Nicole Fuchs organisiert. Kurios: Die Näherinnen haben sich über Facebook abgesprochen, aus Abstandsgründen Stoffe und fertige Masken nur vor der Tür abgestellt oder abgeholt - und sich so im "realen" Leben nie richtig getroffen.
Vertrauen geschöpft
Egal, wo man sich erkundigt: Die ehrenamtlichen Helfergruppen, die sich in der Corona-Zeit verstärkt gebildet haben, machten allesamt positive Erfahrungen. Und sie eint, dass sie ganz selbstverständlich für andere eintreten. In der Krise lernten sich so neue Menschen in den Gemeinden und Städten kennen. Es entstand nach und nach Vertrauen zwischen Fremden.
Davon berichtet auch Jörg Stahlmann aus Bamberg. Seine Familie ist in der Erlösergemeinde aktiv. Während der schlimmsten Corona-Zeit erledigten die Stahlmanns den Einkauf für eine ältere Dame, die nicht mehr aus dem Haus konnte. Zunächst sei der Kontakt über die Kirchengemeinde und Pfarrerin Dorothea Münch gelaufen, nach und nach habe man sich dann kennengelernt und Vertrauen geschöpft. Ganz wichtig sei, so der 49-Jährige, der Austausch am Fenster gewesen. Denn vielen Älteren habe gerade der Kontakt nach außen gefehlt.
Doch - zum Glück: "Wir hatten deutlich mehr Menschen aus unserer Gemeinde, die Hilfe angeboten hatten, als welche, die nach Hilfe über unser Pfarramtsbüro oder das Handy fragten", erklärt Pfarrerin Münch. Das liege wohl daran, da vieles schon eingespielt laufe und keine Vermittlung nötig sei. "Bei Besuchen höre ich immer wieder, wie Nachbarn untereinander helfen", erzählt Münch.
Feuerwehr kauft ein
Diese Erfahrung teilt auch Marco Koschwitz von der Feuerwehr Naisa. Die Wehr bietet einen Einkaufsservice für alle Ortsteile von Litzendorf an. Und auch hier hätten sich mehr Helfer gefunden, als Menschen Hilfe gesucht hätten. Auch der Kommandant glaubt, dass dies am weiterhin gut funktionierenden Netzwerk aus Nachbarschaft und Familie liegt.
Das Hilfsangebot des Feuerwehrvereins, der rund 180 Mitglieder hat, läuft seit Anbeginn der Corona-Krise. Bis zu 25 meist älteren Menschen aus der Risikogruppe haben die Kameraden um Koschwitz bereits bei Besorgungen und Einkäufen geholfen. Dabei funktioniere die Zusammenarbeit mit den Supermärkten hervorragend. Bei vielen "Kunden" wissen die Feuerwehrler bereits, wer an welchem Tag was benötigt, erzählt Koschwitz. Und das ehrenamtliche Angebot besteht immer noch: "Das läuft weiter, so lange es keinen Impfstoff gibt und Menschen aus der Risikogruppe Hilfe benötigen."
Über mangelnde Solidarität und Hilfe in der Corona-Krise kann von der Angebotsseite jedenfalls nicht die Rede sein. Das zeigt auch das Beispiel der Fahrschule Füllgraf in Bamberg, die ebenso ihre Dienste - etwa für Besorgungsfahrten - anbot. "Wir hatten auch ein Auto über, das hätte auch jemand anderes fahren dürfen", sagt Deniz Füllgraf. Auch wenn die Hilfe nun erst einmal nicht in Anspruch genommen wurde: Sollte sich daran was ändern, betont Füllgraf, "sind wir jederzeit bereit zu helfen".
Gaby Melber hat gerne geholfen. Und für ihre Masken im Gegenzug nette Briefe erhalten, Stoffe, Futter für Tiere oder auch Geld gespendet bekommen. Das Geld gibt sie dem Tierheim weiter. Trotz der schönen Rückmeldungen betont sie aber auch: "Wir hoffen, dass es rum ist." Und meint damit die Corona-Pandemie. Die "ZAM helfen"-Näherinnen wollen sich nun auch mal ganz real bei einem Essen treffen.