Chapeau Claque spielen "Die rote Zora" in Bamberg

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"Die rote Zora" auf der Bamberger Erba-Insel: Branko (Christoph Hofmann) muss stehlen, um nicht zu verhungern, so wie Zora (Susanna Bauernfeind) und ihre Bande auch. Fotos: Daniela Schömig
"Die rote Zora" auf der Bamberger Erba-Insel: Branko (Christoph Hofmann) muss stehlen, um nicht zu verhungern, so wie Zora (Susanna Bauernfeind) und ihre Bande auch.  Fotos: Daniela Schömig
Als Branko im Gefängnis landet, befreit ihn Zora und nimmt ihn dann zum ersten mal in den Unterschlupf ihrer Bande - die Uskokenburg - mit.
Als Branko im Gefängnis landet, befreit ihn Zora und nimmt ihn dann zum ersten mal in den Unterschlupf ihrer Bande - die Uskokenburg - mit.
 

Das turbulente Theaterstück "Die rote Zora" feierte vor begeistertem Publikum Premiere. Chapeau Claque hat dazu die kroatische Stadt Senj und die Uskoken-Burg in den ehemaligen Haupteingangsbereich der Landesgartenschau in Bamberg verlegt.

Die rote Zora steht im Mittelpunkt des Chapeau-Claque-Sommertheaterfestivals, das erstmals als Open-Air auf der Erba-Insel stattfindet. Bei jedem Wetter. "Bitte an Regen- und Sonnenschutz denken", steht auf dem Flyer des Theaters. Bei der Premiere war es aber die Sonne, die dem einen oder anderen Besucher zu schaffen machte.

Vermutlich auch dem enorm spielfreudigen Ensemble, denn mitunter ging es in der Inszenierung von Harald Rink überaus turbulent zu, es war sprichwörtlich und tatsächlich "die Kacke am dampfen".

Dies zur ungeteilten Freude des Publikums. Es gab viel zu lachen und zu schmunzeln, obwohl die Geschichte einen durchaus ernsten Hintergrund hat.

Chapeau Claque hat die kroatische Stadt Senj und die Uskoken-Burg kurzerhand von der Adria an den Main-Donau-Kanal verlegt, in den ehemaligen Haupteingangsbereich der Landesgartenschau.


Das Bühnenbild - mobil und aufwändig und genial-minimalistisch zugleich, eine Burg musste her, ein lärmender Marktplatz, ein See, eine Fischerhütte, ein "Hexenhäuschen", ein Gefängnis und die Adriaküste, stammt von Barbara Bollerhoff, realisiert von Martin Klerner. Solides Handwerk war gefragt, und wurde geliefert.

Ohne erhobenen Zeigefinger

Branko (Christoph Hofmann) ist de facto zur Waise geworden. Seine Mutter ist gestorben und sein Vater irgendwo. Seine Welt hat ihre Mitte verloren. Er ist allein und völlig mittellos, und seinen mittellosen Kindern zeigt die etablierte Gesellschaft von Senj ein erbarmungsloses Gesicht.

Branko muss stehlen, um nicht zu verhungern, so wie Zora und ihre Bande auch. Die satten Reichen hassen die jungen Leute für das, was sie ihnen selbst angetan haben.

Chapeau Claque transportiert diese Botschaft zwar deutlich, aber ohne erhobenen Zeigefinger. Kindgerecht, unterhaltsam, keine Minute Langeweile. Der alte, lebenskluge Fischer Gorian (auch musikalisch begabt: Rolf Böhm), ausgestattet mit einer gehörigen Portion Zivilcourage, bringt es auf den Punkt: "Wir alle sind schuldig."

Branko wird Teil der Bande

Ein Fisch wird Branko zum Verhängnis. Er landet im, allerdings ziemlich maroden, Gefängnis. Da geht die Tür auch schon mal von alleine auf (was die Regie so nicht vorgesehen hatte). Branko wird von der roten Zora (quirlig, kämpferisch, verträumt: Susanna Bauernfeind) befreit, die ihn auch in ihre Bande aufnimmt. Die Uskoken-Burg ist jetzt sein zu Hause, und er wird ein guter Uskoke -freiheitsliebend und ein Freund seiner Freunde.

Und eine universelle Macht hat ab sofort die Hände im Spiel: die Liebe. Kompliziert wird das Ganze, als der liebenswert schludrige Branko (für die Kostüme sorgte Nikola Voit) sein Herz für des Bürgermeisters kesse Tochter Zlata, die gelb gewandete Nina Hauptfleisch, entdeckt. Sie baggert ihn gekonnt an, was Zora nicht nur zu spitzen Bemerkungen veranlasst - sie hübscht sich richtig auf, natürlich in Rot.

Doch kein aussichtsloser Kampf für die Uskoken

Bürgermeister Ivecovic (Georg Höckner), der reiche Großbauer Karaman, der trottelige, aber willfährige Polizist Begovic (Sebastian Tatzel) und die allmächtige Fischereigesellschaft verschmelzen zu einer Institution, die sich selbst nicht in Frage stellt, und all jene verfolgt, die gegen diese gottgegebene, aber letztlich doch nur von Menschenhand geschaffene Ordnung rebellieren. Ein aussichtsloser Kampf für die Uskoken. Sollte man meinen, aber es kommt ganz anders.

Bis dahin fliegen einige Fische auf die Bühne, geht im Gefecht ein Fischerstab zu Bruch, wird ein Teich komplett leer gepumpt, werden die Besucher bespritzt (welch eine Wohltat), inszeniert Zora eine ziemlich anrüchige Gespenstervorstellung auf der Burg, dampft die Hühnerkacke. Es ist Gorian, der den Gordischen Knoten durchschlägt, und die eskalierenden Probleme löst. Aber nicht mit dem Schwert.

Die Vorstellung wurde wiederholt und verdient von begeistertem Szenenapplaus begleitet und unterbrochen.
Produktionsleiterin Simone Dettelbacher, assistiert von Anna Maria Heinz, hat ihren Auftritt noch vor sich.

Die Sommersaison erfordert eine Zweitbesetzung. Dettelbacher wird in die Rolle der angriffslustigen Zora schlüpfen und Max Haider ihre große Liebe Branko verkörpern. Nina Hauptfleisch bleibt Zlata, und die doch eher fiesen Charaktere sind dann Andre Fischer und Frederic Heisig vorbehalten. Matthias Linder wechselt sich mit Rolf Böhm ab, der auch für die Musik verantwortlich zeichnet.

Die Vorstellungen im freien Verkauf finden bis zum 6. September statt, jeweils sonntags um 15 Uhr, und in den Ferien auch donnerstags um 17 Uhr.

Schulen und Kindergärten können bis zum 30. Juli von Montag bis Freitag, jeweils um 9 oder 10.30 Uhr buchen (Telefon 0951/39333). Karten gibt es an der Tageskasse oder im Vorverkauf bei Collibri, dem BVD oder dem Spielwarengiganten im Ertl-Zentrum.