Die Burgebracher Tafel ist mehr als eine Lebensmittelausgabestelle. Kundennähe und Aufklärungsarbeit sind für die Leiterin Debrah Neser selbstverständlich. Für kommenden Freitag ist ein Festabend geplant.
In Deutschland gibt es Lebensmittel im Überfluss, sie werden tonnenweise weggeschmissen - und dennoch herrscht bei vielen Menschen Mangel. Eine Tatsache, die die Leiterin der Burgebracher Tafel Debrah Neser für einen Skandal hält. Sie ist daher schon seit den Anfängen der Burgebracher Lebensmittelausgabestelle im Jahr 2007 als ehrenamtliche Helferin dabei. Ist es doch für sie "die sinnvollste Einrichtung, Menschen schnell und unbürokratisch zu helfen".
Mittlerweile hat sie ihren Beruf als Friseuse aufgegeben und leitet die Einrichtung hauptamtlich, lediglich abgesichert durch einen Mini-Job. Mit großem Engagement und "viel Herzblut" lässt sie sich auch nicht von bürokratischen Hürden, Ignoranz und Gleichgültigkeit entmutigen. Vielmehr wird sie nicht müde, über die Notwendigkeit solcher Einrichtungen zu sprechen und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter zu loben, "ohne die nichts ginge".
Unter ihrer Anleitung und mit Hilfe von Jana, Udo, Klaus und den anderen rund 23 ehrenamtlichen Helfern werden jeden Tag Lebensmittel abgeholt, sortiert und fachgerecht und nach den Vorschriften der Lebensmittelverordnung eingelagert. Die Spenden sind von Firmen und Bäckereien aus Burgebrach und der Umgebung. Abgegeben werden zum Beispiel Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Brot und Brötchen vom Vortag. Lebensmittel, die nicht mehr verkauft werden können, da das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen oder die Verpackung beschädigt ist, die aber noch ohne Bedenken verzehrt werden können.
Die Tafel befindet sich im ehemaligen EVO-Gebäude in der Grasmannsdorfer Straße 2b. Die Ausgabetage sind jeweils am Mittwoch und am Samstag von 14.30 Uhr bis 15.30 Uhr. An diesen Tagen können Lebensmittel gegen Vorlage eines gültigen Bewilligungsbescheides (ALG II- Bescheid, Bescheid über Grundsicherung) und einer Kopie des Personalausweises abgeholt werden. Für jeden Besuch wird ein Pauschalbetrag von 2,50 Euro erhoben.
Die Menschen kommen nicht nur aus Burgebrach, sondern auch bis von Ebrach, Kirchaich und Wachenroth. Pro Ausgabetag sind es ca. 20 Personen, die die Hilfe in Anspruch nehmen. Je weiter der Monat fortgeschritten ist, desto größer wird der Bedarf. Rund 50 gemeldete Familien und Einzelpersonen werden so unterstützt.
Jeder Kunde, auf diese Bezeichnung legt Debrah Neser besonders Wert, bekommt das Gleiche aus den fünf Bereichen Gemüse, Obst, Trockensortiment, Backwaren und Kühlwaren in seine Taschen gepackt. Ganz gleich, ob er als erster oder als letzte an der Reihe ist. Gleichzeitig versucht man auf die Bedürfnissen von Diabetikern, Allergikern und Vegetariern einzugehen. Für Menschen, die nicht mobil sind, bringen Bekannte oder Verwandte die Lebensmittel nach Hause.
Für viele der Kunden, so die Leiterin, "ist neben den Lebensmitteln ein freundliches Wort und ein paar Minuten Zeit haben genauso wichtig". Sie geht auch viel in Schulen, spricht vor Kommunion- und Firmengruppen, um das Bewusstsein für diese Menschen zu wecken und Aufklärungsarbeit zu leisten. "Viele wissen gar nicht, wie leicht es sein kann, dass man auf diese Lebensmittel angewiesen ist. Krankheit, Arbeitslosigkeit, Scheidung können jeden treffen und Menschen und ganze Familien ans Existenzminimum bringen". Die Warnungen aller Politiker vor der zu erwartenden Altersarmut mag sie schon lange nicht mehr hören bzw. lesen. Sie hat sie jeden Mittwoch und jeden Samstag ganz real vor Augen.
Neue Trägerschaft Bisher war die Burgebracher Tafel eine Außenstelle der Bamberger Tafel. Der bisherige Vertrag wurde seitens der Bamberger Tafel zum 31.12.2014 gekündigt. Mit Beginn des neuen Jahres hat die katholische Kirchenstiftung St. Vitus Burgerach die Trägerschaft der Tafel in Burgebrach übernommen. Für Kirchenpfleger Reinhold Hense ist das eine "richtige und wichtige Entscheidung gewesen". Galt es doch, die Kontinuität der Einrichtung zu sichern und die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen zu würdigen. Er ist sich sicher, dass anfallende Probleme im vertrauensvollen Miteinander und vor allem "auf dem kurzen Dienstweg gelöst werden können". So sieht es auch Pfarrer Bernhard Friedmann, der sich bei seinem Besuch vor Ort die Räumlichkeiten zeigen lässt und schon einige Ideen zur Unterstützung hat.
Am kommenden Freitag, 27. Februar, ist in Burgebrach ein Festabend geplant, bei dem die offizielle Übernahme der Trägerschaft durch die Kirchenstiftung gefeiert wird.
Wer die Arbeit der Burgebracher Tafel unterstützen will, ist herzlich willkommen. Jede noch so kleine Spende hilft. Die Einrichtung erhält keine staatlichen Zuschüsse, muss aber jeden Monat die Kosten für Benzin, Steuer, Versicherung, Büroartikel und Telefon aufbringen.
Spendenkonto
Burgebracher Tafel bei der Raiffeisenbank Burgebrach:
IBAN: DE 48 7706 2014 0700 0150 40
BIC. GENODEF 1 BGB