Sparkasse: Bürgervereine protestieren gegen Filial-Schließungen in Bamberg

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Aus der dicht besiedelten Wunderburg müssen Sparkassenkunden ab 1. Februar den weiten Weg bis zur Adolf-Kolping-Straße in Kauf nehmen - wenn sie nicht Online-Banking machen wollen. Foto: Ronald Rinklef
Aus der dicht besiedelten Wunderburg müssen Sparkassenkunden ab 1. Februar den weiten Weg bis zur Adolf-Kolping-Straße in Kauf nehmen - wenn sie nicht Online-Banking machen wollen.  Foto: Ronald Rinklef

Die Arbeitsgemeinschaft der Bürgervereine kritisiert die Schließung von drei Bamberger Filialen und fürchtet weitere Einschnitte.

Die Bürgervereine in der Stadt Bamberg sind gegründet worden, um sich um die Belange der Bürger in ihren jeweiligen Stadtteilen zu kümmern. Da diese sehr unterschiedlich sind, sind auch die Ziele der Vereine sehr verschieden. Bei einem aktuellen Problem rücken sie jetzt aber ganz eng zusammen: Sie bedauern und kritisieren gemeinsam die Entscheidung der Sparkasse Bamberg, im Stadtgebiet drei Filialen zu schließen. Der FT hat über diese Entscheidung des Verwaltungsrates am 30. November umfassend berichtet.


"Nicht einbezogen"

Der Schulterschluss erfolgte in der jüngsten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Bamberger Bürgervereine (Arge). Nachdem Ende November öffentlich bekannt gegeben wurde, dass die Sparkasse als Reaktion auf die Niedrigzinsphase und die zunehmende Digitalisierung ab Februar kommenden Jahres insgesamt sieben Filialen schließen wird - drei in der Stadt und vier im Landkreis - hat die Arge das Thema kurzfristig auf ihre Tagesordnung gesetzt.

Von allen Arge-Mitgliedern wurde scharf kritisiert, dass die Bürgervereine als Vertreter der Bevölkerung in die Entscheidung nicht einbezogen und vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Betroffen sind aktuell die Filialen Wunderburg, Giechburgblick und Graf-Stauffenberg-Platz. In Bamberg-Mitte waren in letzter Zeit bereits die Filialen Am Kranen und in der Langen Straße geschlossen worden - dies zudem vor dem Hintergrund, dass in der Nähe des Graf-Stauffenberg-Platzes in den letzten Jahren viele Neubauten entstanden sind beziehungsweise noch entstehen.

"Die Bürgervereine befürchten, dass diese Strategie der Sparkasse auch weitere Filialen betreffen wird und sich das Geldinstitut immer mehr aus der Fläche zurückzieht", brachte Sabine Sauer vom Bürgerverein Mitte die Befürchtung der Arbeitsgemeinschaft auf den Punkt.

Die Sparkasse setze immer mehr auf Onlinebanking und vergesse dabei ganze Bevölkerungsschichten, die keinen Zugang zum Internet haben, sagt sie. Meist seien dies auch Menschen, die keine langen Wege, quer durch die Stadt, zur nächsten Bankfiliale zurücklegen könnten. "Hier werden, nur als Beispiel, unsere älteren Mitbürger und behinderte Menschen, die auf eine Beratung im Stadtteil angewiesen sind, einfach ignoriert."

Wolfgang Grubert, Schatzmeister im Bürgerverein Wunderburg, betonte, Bamberg baue unter großem finanziellen Aufwand ein soziales Zentrum im Ulanenpark und preise dies als Modellprojekt für die Stadt an. "Die Sparkasse als unser Bamberger Geldinstitut macht genau das Gegenteil. Sie schließt aus rein kommerziellen Überlegungen die nächstgelegene Filiale in der Wunderburg, und das, obwohl mit dem Ulanenpark ein komplett neues Wohnviertel mit vielen potenziellen Kunden direkt daneben entsteht."

Übereinstimmung bestand bei allen Vertretern der Bürgervereinen in der Sitzung, dass die vielfältigen Aufgaben der Filialen der Sparkassen nicht vollständig durch Online-Angebote ersetzt werden können. So sollte die Versorgung der Bürger vor Ort für die Sparkasse, als "Bamberger Finanzdienstleister" jenseits des Angebots eines Service-Points eine Verpflichtung sein. Angefangen von der Beratung bis hin zur Mithilfe bei der Bewerkstelligung von Überweisungen oder der Verwaltung von Sparguthaben brauchten viele Menschen den fußläufigen Zugang zu einer nahe gelegenen Filiale sowie die individuelle Beratung durch ihnen bekannte Mitarbeiter. "Die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort ist die Hauptaufgabe der Sparkasse; eine Entscheidung nur nach kommerziellen Überlegungen ist für eine Sparkasse nicht zulässig", lautete das Fazit der Bamberger Bürgervereine.

Vom Graf-Stauffenberg-Platz wurde inzwischen bekannt, dass Bürger dort eine Unterschriftensammlungen starten wollen mit dem Ziel, die dortige Sparkassenfiliale zu erhalten.


"Doch einbezogen"

Auf Anfrage bei der Sparkasse teilte Vorstandsvorsitzender Stephan Kirchner mit, dass die drei in Bamberg betroffenen Bürgervereine kurz vor der Sitzung des Verwaltungsrates über die Pläne zur Schließung informiert worden seien. Die in diesen Telefonaten geäußerten Gegenargumente seien aufgenommen und vor der Entscheidung von den Verwaltungsrats-Mitgliedern auch diskutiert worden. Dennoch sei das Gremium zu der Auffassung gekommen, dass die fraglichen Filialen von den Kunden nicht mehr ausreichend in Anspruch genommen würden und vor Ort nur noch Geldautomaten verbleiben sollten.

In Kürze werde der Vorstand wieder Gespräche mit den drei betroffenen Bürgervereinen führen, um gemeinsam zu klären, wie die Neuerungen kundenfreundlich umgesetzt werden können, wo also beispielsweise die Geldautomaten installiert werden sollen. gg/red