"Gemeinsam und fair" steht auf dem T-Shirt vom Bayerischen Fußball-Verband (BFV), das Sebastian Linz drei Tage nach der brutalen Attacke trägt. Er ist überzeugter Schiedsrichter - sein Hobby wurde ihm nun offenbar zum Verhängnis.
Der 30-jährige Pettstadter pfeift Fußballspiele in der Landesliga und wirkt als Schiedsrichter-Assistent in der Regionalliga. Dass Schiedsrichter einiges aushalten müssen, ist bekannt. Doch: "Das in der Sandstraße ist unvorstellbar", sagt Sebastian Linz selbst.
Offenbar hat er ein paar Feinde, die ihn am frühen Freitagmorgen gegen vier Uhr in der Bamberger Altstadt als Referee erkannt hatten. "Sie haben nur gesagt: Das ist der Schiri Linz." Dann bekam er den ersten Faustschlag auf die Nase. Linz, der als Kellner im Bamberger Wirtshaus Kachelofen arbeitet, war nach der Arbeit noch zum Feiern in der Sandstraße unterwegs. Am Ende des Abends begegnete er seinen Widersachern. Vier gegen eins. Er habe keine Chance gehabt. Auch am Boden traten die Unbekannten weiter auf ihn ein. Dann verlor Linz das Bewusstsein.
"Ich habe Glück gehabt", sagt Linz. Glück, dass er gefunden wurde, Glück, dass nicht mehr passiert ist.
Deutliche Wunden sind in seinem Gesicht zu erkennen. Über dem linken Auge musste er im Krankenhaus mit fünf Stichen genäht werden. Er lag eineinhalb Tage in der Klinik. Die Attacke ist für sich genommen schlimm genug. Doch was die Sache besonders brisant macht, ist die Tatsache, dass Linz als Fußball-Schiedsrichter auf offener Straße angegangen wurde. Zumindest hat das der Attackierte selbst so wahrgenommen.
In der Dimension nicht bekannt Walter Moritz, Verbandsschiedsrichter-Obmann des BFV, beobachtet den Vorfall mit Sorge. Zwar ist er vorsichtig, was die Einordnung der Attacke anbelangt: "Es muss nicht unbedingt etwas mit der Rolle von Sebastian Linz zu tun haben", sagt Moritz. Doch sagt er auch: Wenn es einen Zusammenhang geben sollte, hätte das eine neue Qualität.
"Wenn es so weit wäre, dass jeder Schiedsrichter beim Weggehen aufpassen muss, ist das auf der Ebene, auf der Sebastian pfeift, ja der Wahnsinn!"
Walter selbst sind solche Angriffe abseits des Fußballfelds in der Dimension noch nicht bekannt. Was in den Schiedsrichtergruppen des BFV jedoch seit längerem Thema ist, sind die vielen verbalen Attacken gegen Referees. "Das ist auch ein Grund, warum viele Schiedsrichter aufhören", sagt Moritz. Gemeinsam mit den Vereinen entwickeln die Schiedsrichter ein Konzept, um den Respekt gegenüber dem Referee wieder zu erhöhen. Bei der brutalen Attacke gegen Sebastian Linz hofft der Obmann, "dass es ein Einzelfall bleibt".
Er hofft auf Hinweise Bis Mittwoch ist Sebastian Linz noch krankgeschrieben. Danach will er wieder fit sein. Er bewirtet schließlich bei der Sandkerwa. Wer hinter dem Angriff stehen könnte, weiß er nicht.
Das letzte Spiel, das er gepfiffen hat, liegt eine Woche zurück. Es war ein Toto-Pokalspiel zwischen dem FC Oberhaid und dem SV Friesen.
Friedlich sei es gewesen. Danach habe er sich noch im Vereinsheim mit Spielern unterhalten. Wie er es immer tue: "Ich werde weitermachen, wegen so ein paar Deppen gebe ich mein Hobby nicht auf." Er hofft, dass die Täter geschnappt werden. Hinweise nimmt die Bamberger Polizei unter 0951/9129210 entgegen.