Der Verlust von 400 Arbeitsplätzen in den Brose-Standorten Bamberg und Hallstadt schockt die Region. Kommt es zu weiteren Turbulenzen in der Zulieferindustrie?
Bosch, Michelin und nun auch noch Brose. Die Krise der Automobilzulieferindustrie scheint sich zum Flächenbrand auszuweiten. In einer Region, in der immer noch 20 000 Beschäftigte vom Wohl und Wehe der Automobilwirtschaft abhängen, beginnt das große Zittern: Was kommt als nächstes?
Auch Bamberg Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) mochte am Donnerstag "weitere Turbulenzen" in der Automobilwirtschaft der Region nicht ausschließen. "Es geht heute nicht mehr um die Frage, in welchem Umfang der Verbrennungsmotor Arbeitsplätze sichert, sondern darum, was nach dem Verbrennungsmotor kommt."
Starke hatte zusammen mit Landrat Johann Kalb (CSU) als einer der ersten noch am Mittwochabend von den Plänen der Brose-Unternehmensgruppe erfahren. Dies sei nun bereits die zweite Hiobsbotschaft innerhalb weniger Tage für den Arbeitsmarkt Bamberg, stellen die Spitzenpolitiker fest. Ihre Sorge gilt wie bei Michelin den betroffenen Mitarbeitern der Brose-Unternehmensgruppe. Stadt und Landkreis wollen mit Hilfe einer "Taskforce" alles dafür tun, um die Folgen der Entscheidung abzufedern und etwa Auszubildende in anderen Unternehmen unterzubringen. "Jeder Arbeitsplatz ist wichtig."
Wie viele Mitarbeiter sind in der Region von den Einschnitten betroffen? Nach den Angaben, die die Stadt Bamberg am Donnerstag machte, geht es um rund 400 Jobs an den Standorten Bamberg und Hallstadt, das wären immerhin 17 Prozent der Gesamtbelegschaft von 2300 Mitarbeitern an beiden Standorten. Brose will dabei offenbar auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, wie Starke und Kalb hervorhoben. Auch die Tatsache, dass Brose an seinen Erweiterungsplänen für den Standort Bamberg festhalten will, werteten die Verantwortlichen als positive Nachricht. Ursprünglich wollte der Automobilzulieferer an der Breitenau bereits 2020 erweitern und die Mitarbeiterzahl von 700 auf 1100 aufstocken. Dieses Vorhaben ist nun auf ungewisse Zeit verschoben. Die geplante Investitionssumme für mehrere Bauabschnitte war mit 70 Millionen Euro beziffert worden.
Welche Auswirkungen die Stellenstreichungen für das bereits unter Gewerbesteuerrückgängen leidende Bamberger Stadtsäckel haben wird, ist derzeit noch offen. OB Starke sprach davon, dass er nicht glaube, dass es bei den im November beginnenden Haushaltsberatungen zu dramatischen Einschnitten kommen werde. Dennoch schwor er die Stadtgesellschaft auf einen Sparkurs ein. "Die Wünsche, Forderungen und Erwartungen aus der Bürgerschaft werden immer größer, gleichzeitig schrumpfen die Spielräume. Wir müssen den Gürtel enger schnallen."
Die Brose-Unternehmensgruppe spricht von einem massiven Gewinneinbruch bei einem stabilen Umsatz, der weltweit knapp über sechs Milliarden Euro liegt. Sind durch diesen Absturz in der Stadt Bamberg öffentliche Millionenprojekte in Gefahr? Diese Frage kann derzeit auch Kämmerer Bertram Felix nicht beantworten. Doch man könne es an einer Hand abzählen, dass der vierstellige Verlust an Arbeitsplätzen, wie er bei Michelin, Brose und auch Bosch im Raum stehe, langfristig verheerende Konsequenzen für die Region haben werde. "Die Krise der Automobilwirtschaft trifft uns jetzt mit voller Wucht", sagte Felix. Und das in einer schwierigen Phase: Wie berichtet, klafft einen Monat vor der Haushaltsaufstellung in Bamberg noch eine Rekordlücke von 102 Millionen Euro.
Breitere Basis für die Wirtschaft
"Unglaublich bedrückt und bestürzt" über die Brose-Pläne zeigte sich der Bamberger Wirtschaftsreferent Stefan Goller. Es sei immer eine schlechte Nachricht, wenn Menschen ihren Job verlören. Wie Goller sagte, tut die Wirtschaftsförderung seit Jahren alles, um den Umbau der Unternehmen zu fördern und die gesamtwirtschaftliche Basis in Bamberg zu verbreitern. Dabei gehe es vor allem um Digitalisierung, die Gesundheitsbranche und den IT-Bereich.
Das habe ich schon bei Michelin geschrieben und das kann ich auch bei Brose schreiben. Das Handwerk sucht Fachkräfte und in dieses Betrieben sind viele ehemalige Handwerker beschäftigt, die bestimmt im Handwerk wieder unterkommen würden, wenn sie sich auf die Kontitionen des Handwerks einlassen würden, aber das wollen die meisten nicht.
Ich will das Ganze nicht verharmlosen, denn es ist wirklich schlimm was im Moment in der Industrie abgeht, aber ich persönlich sehe darin eine Chance fürs Handwerk.
die "Mondentgelte" könnte ein Handwerksbetrieb aber auch nicht zahlen
Deutschland hat halt - mal wieder - sämtliche Trends verschlafen. Ein hausgemachtes Problem.
"Task Force"
soll den Eindruck erwecken, man wäre nicht völlig hilf- und machtlos. Bedeutet aber nur, dass die jeweiligen Pressestellen wohlklingende Statements entwickeln.
"Task Force", "klares Konzept", "verbindlicher Maßnahmenkatalog", "Masterplan", "Leitlinien", "Prioritätenliste" ... sorry, aber ich kann es nicht mehr hören ...