Brian Auger und Supercharge: Swingende Senioren zum Schluss des Jazzfestivals

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Bandleader Albie Donnelly von "Supercharge" alle Fotos: Barbara Herbst
Bandleader Albie Donnelly von "Supercharge" alle Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
 
 
Der wahnwitzige Gitarrist Roy Herrington
Der wahnwitzige Gitarrist Roy Herrington
 
 
 
 
 
 
Brian Auger (rotes Hemd) mit dem Sänger und Gitarristen Alex Ligertwood
Brian Auger (rotes Hemd) mit dem Sänger und Gitarristen Alex Ligertwood
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Als Höhepunkte des Bamberger Blues- und Jazzfestivals gastierten Veteranen des Genres auf dem Maxplatz. Brian Auger und vor allem Supercharge legten los wie die Teufel.

Es war schon drollig: Wochen-, ja monatelang wartete man auf den Regen, und als er dann kam, pünktlich um 20.30 Uhr am vergangenen Freitag, war's auch wieder nicht recht: Begann da doch das Starkonzert des diesjährigen Blues- und Jazzfestivals mit Brian Augers Oblivion Express, verstärkt durch den Ex-Santana-Sänger Alex Ligertwood. Doch es wurde dann doch halb so wild, Regen wie Konzert.

Brian Auger hat sein Leben auf der Bühne verbracht. Er stammt aus jener Musiker-Equipe, die in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Großbritannien den Beat groß machte. Dabei hatte er schon aufgrund seines Instruments, der Hammondorgel, seine Wurzeln im Jazz nie gekappt und in der progressiven Ära um 1970 herum mit allerlei Stilen experimentiert. So führte der künstlerische Weg des heute 76-Jährigen von Rod Stewart über eine für die Ära ungewöhnliche Formation mit Julie Driscoll zum Jazzrock der Siebziger mit u. a. Klaus Doldinger und etlichen Soloprojekten.

Nicht mehr allzuoft hört man die Hammondorgel auf Popmusik-Bühnen. Dabei bietet sie Klänge und Spielweisen, die moderne Keyboards bei aller ausgefeilter Technik schlicht nicht draufhaben. Quicklebendig bediente der Altmeister die Tasten, und das erste Stück gab gleich die Richtung vor: eines von Jimmy Smith, dem Hausgott aller Jazzorganisten, der naturgemäß auch Auger beeinflusste. Wiewohl er seinerzeit weit über ihn hinausging, mit Echokammern und damals so genannten Progressive-Elementen experimentierte.

Was er in Bamberg mitnichten tat. Sein Sohn Karma am Schlagzeug und ein versierter Bassist waren ein grundsolides Fundament meist ohne große Rhythmuswechsel oder harmonische Überraschungen für die solistischen Eskapaden des Chefs, die tief im Jazz wurzeln und an Charlie Parker und John Coltrane erinnern. Und dann war da ja noch Alex Ligertwood, auch er ein in Ehren ergrauter Recke im Rock-Geschäft, der mit seiner Stimme dem Auftritt mehr als einen Hauch Soul einschrie und auf der Gitarre Akkorde schlug. Doch die besten Tage des Schotten sind wohl vorbei, so wie das gesamte Konzert zwar von Virtuosität getränkt, aber doch routiniert heruntergespielt war. Ganz gewiss nicht schlecht, aber irgendwie fehlte die Seele.

Zu bewundern ist die Kondition des 76-Jährigen, so wie die Mannen um Albie Donnelly, der einige Tage vor dem Auftritt auf dem Maxplatz (für die erkrankte Angela Brown) 68 wurde, aufspielten wie kaum eine junge Band. Was soll man zu Supercharge viel sagen? Es ist die vielleicht beste Rhythm-'n'-Blues-Truppe Europas, eine perfekt eingespielte Unterhaltungsmaschine, bei der jeder Ton sitzt, auch wenn der deutlich an Buddy Guy geschulte, wahnwitzige Gitarrist Roy Herrington mitten im Publikum seine Faxen machte und etwa einen Bierkrug zum Slide-Gitarren-Spiel missbrauchte. Blendend aufgelegt war die siebenköpfige Band an diesem Abend vor einem großen, begeisterten Publikum.

Angenehm zurück hielt sich Bandleader Donnelly - dem man seine mit britischer Ironie vorgetragenen Animationen nicht übelnimmt -, gab Molly Duncan am Saxophon oder Thorsten Heitmann an der Posaune viele Gelegenheiten, um solistisch zu brillieren. Was sie auch taten. Das Repertoire war altbekannt, aber denen kann man den "Gangster Of Love", sogar den "Hoochie Coochie Man" zum 100. Mal abnehmen. Richtig rollender Boogie mit exzellenten Musikern, Gute-Laune-Musik, ohne dass die Intelligenz beleidigt würde.

Das war der Höhepunkt des Festivals, das auch aufgrund des Wetters sicher eines der schönsten bisher war. Wenn es künftig noch a gscheids Bier und einen Moderator gäbe, der nicht nervt, wäre alles perfekt. Doch diese Wünsche werden wohl fromme bleiben.