Brandstiftung im Ankerzentrum Bamberg: "Wir dachten, wir werden sterben"

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Die Feuerwehr musste am 11. Dezember 2018 den Brand in dem Gebäude auf dem Gelände des Ankerzentrums in Bamberg löschen. Foto: News5/Merzbach (Archiv)
Die Feuerwehr musste am 11. Dezember 2018 den Brand in dem Gebäude auf dem Gelände des  Ankerzentrums in Bamberg löschen.  Foto: News5/Merzbach (Archiv)

Flüchtlinge schildern am zweiten Verhandlungstag am Landgericht Bamberg ihre Panik, als sich immer mehr Rauch in einem Gebäude des Ankerzentrums ausbreitete. In der Wohnung unter ihnen hatte jemand Feuer gelegt. Die Angeklagten?

Als der Rauch in ihrer Wohnung dichter wurde und bereits durch die Heizung kroch, machte sich Panik unter den Syrern breit. "Ich dachte, wir werden sterben", formuliert es ein 26 Jahre alter Zeuge vor Gericht. Er und mehrere andere Mitbewohner hatten lange in dem Gebäude des Ankerzentrums ausgeharrt, auch nachdem sich der Brand in der Wohnung ein Geschoss unter ihnen ausbreitete.

Sie zögerten, das Gebäude zu verlassen, zum Teil wegen der starken Rauchentwicklung, zum Teil auch aus Angst vor dem, was sich unter ihnen in der Wohnung abspielte, wo sich zuvor an der Tür ein Handgemenge zwischen anderen Bewohnern und Security-Leuten der Einrichtung entwickelt hatte.

Viel Security wahrgenommen

Mehrere Zeugen schilderten vor der Jugendkammer des Landgerichts am Dienstag, wie sich die angsteinflößenden Szenen am 11. Dezember 2018 aus ihrer Sicht ereignet hatten. In jener Nacht war es laut Anklage zwischen vier aus Eritrea stammenden Asylbewerbern und mehreren Security-Leuten des Ankerzentrums zu einer Auseinandersetzung gekommen.

Grund soll angeblich laute Musik gewesen sein, davon hatten die syrischen Bewohner im Stockwerk weiter oben allerdings nicht viel mitbekommen. Beziehungsweise sprachen sie im Gericht davon, dass in der Wohnung unter ihnen immer laute Musik lief.

Doch nahmen sie nachher deutlich Gebrüll und Zerstörungsgeräusche war. Und viel Security, wie einer der Zeugen sagte. Zum Teil konnten sie beobachten, wie später die alarmierten Polizeibeamten angegriffen wurden. Die Täter selbst konnten sie nach eigenen Angaben aber nur schlecht erkennen.

Die Staatsanwaltschaft macht die aus Eritrea stammenden Asylbewerber für die Randale verantwortlich. Die vier Männer zwischen 21 und 28 Jahren müssen sich seit dieser Woche unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Da sie zunächst Sicherheitsmitarbeiter und später auch Polizisten angegriffen haben sollen - auch mit Gegenständen wie Pflastersteinen und Stöcken. Letzteres räumen inzwischen zwei der Angeklagten ein.

Wer hat das Feuer gelegt?

Die vier Asylbewerber müssen sich aber auch wegen besonders schwerer Brandstiftung verantworten. Sie sollen das Feuer in der Wohnung im ersten Stock gelegt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, dass sie Matratzen angezündet und so das Leben der anderen Bewohner gefährdet haben.

Eben auch das Leben der Syrer, die in der Wohnung im Stock darüber länger ausharrten als andere Bewohner, die bereits das Gebäude verlassen hatten. Zum Teil, so schildert es einer der Betroffenen, habe man vor lauter Rauch kaum mehr etwas gesehen. So stark sei der Qualm gewesen. Sie hätten nasse Tücher vor die Nase gebunden.

Schließlich wagten sie es doch, das Treppenhaus zu betreten. "Ich dachte, ich werde entweder auf der Treppe sterben oder ich komme raus", verdeutlicht ein 19-Jähriger die dramatischen Minuten in der Nacht. Sterben oder überleben.

Es gelang ihnen schließlich doch die Flucht aus dem Gebäude ins Freie.

Allerdings berichten die Zeugen von Atemproblemen. Der 26-Jährige musste mit dem Krankenwagen ins Klinikum gebracht werden und blieb dort über Nacht. Laut Anklage zogen sich insgesamt 15 Bewohner Rauchgasvergiftungen zu, eine Person wurde nach einem Sprung vom Balkon verletzt.

Urteil erst Ende November

Ein Zimmer stand bei dem Feuer in Vollbrand, als die Feuerwehr später anrückte. 90.000 Euro Schaden waren dabei entstanden. Zu der Brandstiftung hat sich bisher keiner der Angeklagten bekannt.

Die Verhandlung wird mit weiteren Zeugen am heutigen Mittwoch fortgesetzt. Ein Urteil wird erst Ende November erwartet.