Brandstifter-Prozess in Bamberg: Unschuldsbeweis aus dem Navi?

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So sah das Sonnenstudio kurz nach dem Feuer in der Tatnacht aus. Archivfoto: Ronald Rinklef
So sah das Sonnenstudio kurz nach dem Feuer in der Tatnacht aus. Archivfoto: Ronald Rinklef

Im Prozess um die beiden mutmaßlichen Brandstifter, die ein Solarium am Babenbergerring angezündet haben sollen, wurde es technisch. Im Fokus stand ein Navigationsgerät, das im Auto des Hauptangeklagten eingebaut ist. Dessen Hoffnung: ein Beweis, der zeigen sollte, dass sich der Angeklagte zum Tatzeitpunkt nicht am Tatort befand.

Es war die große Hoffnung des Hauptangeklagten Sami C. (Name geändert) gewesen: Der 32-Jährige hatte am vorangegangenen Prozesstag vor dem Bamberger Landgericht darauf beharrt, zur Tatzeit nicht am Tatort gewesen zu sein - einem Sonnenstudio am Babenbergerring, das Sami C. einmal gehört hatte.

Er und sein acht Jahre jüngerer Neffe Yasin T. (Name ebenfalls geändert) sind angeklagt, in der Nacht vom 7. auf 8. Dezember 2013 Feuer im Solarium gelegt zu haben. Die Männer müssen sich unter anderem wegen Sachbeschädigung und gemeinschaftlich besonders schwerer Brandstiftung verantworten. Sami C. hat laut Anklage versucht, das Ganze als Akt des Vandalismus aussehen zu lassen, um gegenüber dem Verpächter einen außerordentlichen Kündigungsgrund nenne zu können. Außerdem habe der Hauptangeklagte den Schaden bei seiner Versicherung geltend machen wollen.

Während Yasin T.
seinen Onkel bereits zu Prozessbeginn schwer belastete, er habe ihn zur Tat angestiftet, streitet der Onkel jede Beteiligung ab. Beweise für seine Unschuld sollte unter anderem die Auswertung von Daten aus dem Navigationsgerät seiner Geländelimousine liefern. Sami C. hoffte auf einen Beweis, dass er in der Nacht des 7. Dezember vergangenen Jahres nicht mit seinem Auto zum Tatort gefahren ist.

Um diese Frage zu klären, hatte die Zweite Strafkammer am gestrigen Verhandlungstag zwei Sachverständige geladen. Als Jürgen Frinken sein Gutachten vortrug, wurde schnell klar: Ein Navigationsgerät speichert nicht einfach alle Daten, die es sammelt. Frinken arbeitet als Wissenschaftler für das Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Zum Ablauf seiner Untersuchung erklärte er: "Zunächst nimmt man das Gerät auseinander, dann sucht man Elektronik und Speicherbausteine heraus und versucht, diese auszuwerten."

Navi speichert nicht alles

Eben bei dieser Auswertung stellte sich heraus, dass das Computersystem im Navigationsgerät stets die letzten sechs Minuten einer Fahrt speichert. Zwar werden während jeder Fahrt Positionsdaten aufgezeichnet, jedoch nur die letzten tatsächlich gespeichert.

"Wir haben Telefonnummern, E-Mail-Konten und GPS-Daten auslesen können", sagte Gutachter Trinken. Allerdings: "Zum Tatzeitpunkt haben wir keine GPS-Daten und Telefonate gefunden." Das Navigationsgerät der Geländelimousine kann auch als Freisprecheinrichtung zum Telefonieren genutzt werden. Doch "die Telefonate stoppen am 4. Juni 2013", wie Frinken sagte - sechs Monate vor dem Feuer im Solarium. Ab Mitte 2013 sei über das Navigationsgerät im Auto nicht mehr telefoniert worden, so Frinken.

Einer von Sami C.'s Verteidigern, Jochen Kaller, betonte allerdings: "Mein Mandant hat am Tag mindestens 20 Telefonate geführt, etliche vom Auto aus und nicht mit Handy am Ohr. Wie ist zu erklären, dass plötzlich keine Gespräche mehr registriert sind?"

Als mögliche Ursachen nannte der Sachverständige, dass die Bluethooth-Verbindung zwischen Navi und Handy gekappt gewesen sein könnte. Oder, es hätten schlicht keine Telefonate mehr über das Gerät stattgefunden. Schließlich sei aber auch ein plötzlicher Systemfehler nicht gänzlich auszuschließen. In jedem Fall mussten letztendlich alle Verfahrensbeteiligten die Tatsache akzeptieren: Vom 7. Dezember 2013 gibt es keine Telefon- und GPS-Daten aus dem Auto des Hauptverdächtigen.

Auch das Gutachten von IT-Fachmann Carlos von Farcas erfüllte nicht die Hoffnung von Rechtsanwalt Kaller - zu sehen, wann sich die Handys der beiden Angeklagten in Wlan-Netzwerke eingewählt hatten. Dies sei technisch nicht exakt auszumachen, wie von Farcas erläuterte.

Ende November soll ein weiterer Gutachter vor Gericht aussagen, der schon einmal geladen war. Rudolf Treibs. Sein Fachgebiet: Brandursachenermittlung.