Bosch in Bamberg schickt 20 Prozent der Mitarbeiter in Kurzarbeit

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Das Bosch-Hauptwerk: Da wo sonst die Autos der Mitarbeiter eng an eng stehen, ist aktuell ausreichend Platz zum parken.Ronald Rinklef
Das Bosch-Hauptwerk: Da wo sonst die Autos der Mitarbeiter eng an eng stehen, ist aktuell ausreichend Platz zum parken.Ronald Rinklef

Seit Sonntag greifen die mit dem Betriebsrat ausgehandelten Konditionen. Das Unternehmen agiert flexibel und stockt das Kurzarbeitergeld deutlich auf. Ursprünglich galten andere Pläne.

Eigentlich hätte beim Thema Arbeitszeit von diesem Monat an etwas ganz anderes laufen sollen. Werkleitung und Betriebsrat von Oberfrankens größtem Industriearbeitgeber hatten Anfang November eine Vereinbarung zur Standortsicherung auf den Weg gebracht. Demnach sollte bei Bosch nun die Arbeitszeit bei entsprechender Reduzierung des Entgelts um drei bzw. vier Stunden abgesenkt werden. Im Gegenzug für diese Regelung bis zum Frühjahr 2026 wurde damals auf die Möglichkeit betriebsbedingter Kündigungen verzichtet. Eine von allen Seiten begrüßte Lösung, um den Standort für die Transformation in der zuletzt gebeutelten Autozuliefererbranche vorzubereiten.

Doch jetzt kam die Corona-Krise und wirbelte die Pläne gehörig durcheinander. Plötzlich mussten die Beteiligten neu verhandeln: über Kurzarbeit. Mit Auswirkungen auf die ursprünglichen Pläne. "Es stand geschrieben, dass in diesen Jahren bis 2026 keine Kurzarbeit eingeführt werden kann", berichtet Betriebsratsvorsitzender Mario Gutmann.

Arbeitszeitabsenkung verschiebt sich

Jetzt ist die Kurzarbeit da - und die Betriebsvereinbarung zur Standortsicherung wird ausgesetzt. "Solange, wie die Kurzarbeit läuft", sagt Gutmann. "In dem Moment, wo wir aus der Kurzarbeit aussteigen, steigen wir im Folgemonat in die damals geplante Arbeitszeitabsenkung ein." Und der Korridor von sechs Jahre würde sich so nach hinten verschieben.

Zunächst also erst einmal Kurzarbeit. Das heißt, als Erstes einigte man sich vom 25. März bis zum vergangenen Samstag auf eine Betriebseinschränkung, wo Arbeitszeitkonten und die acht tariflichen Zusatztage (T-ZUG) heruntergefahren bzw. abgebaut wurden. 70 Prozent der Belegschaft seien in dieser Zeit zuhause geblieben, berichtet Gutmann.

Bis zu 95,5 Prozent Kurzarbeitergeld

Seit Sonntag greift nun die Betriebsvereinbarung zur Kurzarbeit. Der Arbeitgeber leistet dabei auf die gesetzlichen Sätze zum Kurzarbeitergeld (60 bzw. 67 Prozent des Nettolohns) für die Mitarbeiter des Bamberger Werks eine Aufzahlung. Diese erreichen dadurch zwischen 80,5 und 95,5 Prozent ihres ursprünglichen Gehalts, je nachdem, wie viele Leute in Kurzarbeit geschickt werden. "Je weniger Leute in Kurzarbeit gehen, desto höher", berichtet Gutmann. Seien es zum Beispiel zehn Prozent der Belegschaft, gibt es 95,5 Prozent, bei 20 Prozent 93,5 Prozent und so weiter. Im Minimum stockt die Firma auf 80,5 Prozent auf.

Auch die Chefs leisten ihren Anteil

Derzeit seien 20 Prozent in Kurzarbeit. Doch das könne tagesaktuell entschieden werden. "Die Ankündigung, dass jemand in Kurzarbeit gehen soll, kann der Arbeitgeber von einem Tag auf den anderen vollziehen", sagt Gutmann. Laut Tarif seien eigentlich 21 Tage vorgesehen. Monatlich werde mit dem Betriebsrat neu verhandelt, ob die Notwendigkeit der Kurzarbeit noch gegeben ist.

Ausgenommen von Kurzarbeit seien Azubis und ein Notfallteam, zum Beispiel Betriebsarzt, ein Teil des Betriebsrats oder der Personalabteilung, der Werkschutz oder die Feuerwehr. Auch die Führungskräfte leisteten ihren Beitrag. "Alle außertariflichen müssen im April auf 25 Prozent ihres Grundentgelts verzichten, in Form von fünf unbezahlten Urlaubstagen", sagt Gutmann. "Das war eine Maßnahme der Solidarität, die wir sofort eingefordert haben."