Bosch-Chef kennt Bamberg schon

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Der eine verabschiedet sich, der andere ist in Bamberg schon angekommen: Martin Schultz (rechts) ist seit Monatsbeginn Nachfolger von Oliver Seitz (links) an der Werksspitze. Foto: Matthias Hoch
Der eine verabschiedet sich, der andere ist in Bamberg schon angekommen: Martin Schultz (rechts) ist seit Monatsbeginn Nachfolger von Oliver Seitz (links) an der Werksspitze. Foto: Matthias Hoch
Martin Schultz und Oliver Seitz (von links) im Ausstellungsraum, Werkteil 1/2 Foto: Matthias Hoch
Martin Schultz und Oliver Seitz (von links) im Ausstellungsraum, Werkteil 1/2 Foto: Matthias Hoch
 
Martin Schultz Foto: Matthias Hoch
Martin Schultz Foto: Matthias Hoch
 
Martin Schultz Foto: Matthias Hoch
Martin Schultz Foto: Matthias Hoch
 

Der neue kaufmännische Werkleiter Martin Schultz begann in Bamberg seine Bosch-Karriere. Nach einigen Umzügen ist er jetzt wieder da.

Sein Vorgänger blieb zweieinhalb Jahre. Und auch Martin Schultz wechselte in seiner Karriere bei Bosch, die vor 13 Jahren in Bamberg begann, alle drei oder vier Jahre den Standort.
Jetzt ist Schultz wieder da. Nach Stationen in Eisenach, den USA und Gerlingen soll der kaufmännische Werkleiterposten in Bamberg nun eine umfangreichere Etappe auf dem Berufsweg des 44-Jährigen sein. "Umzüge sind nervig. Ich habe vor, hier länger zu bleiben", sagt Schultz.


Dieses Mal die Langstrecke?

Beruflich war seine Laufbahn bisher von überschaubaren Abschnitten geprägt - diesmal also vielleicht eine Langstrecke. Das dürfte dem ehemaligen Ausdauer- und Leistungssportler Schultz nicht schwerfallen. Aufgewachsen in ländlicher Gegend in einem kleinen Dorf am Harz in Südniedersachsen hat er früh seine Leidenschaft für den Langstreckenlauf entdeckt. "Von 3000 Meter bis 25 Kilometer habe ich in unserem Laufverein alles gemacht", berichtet er. Das habe ihn im Hinblick auf Durchhaltevermögen und Teamgeist geprägt. Noch während des Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Münster betrieb er sein Hobby Laufen als Leistungssport. "Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig."


Anstrengende Doktorandenzeit

Doch irgendwann fehlte die Zeit, jede Woche 100 bis 120 Kilometer zu laufen. Vor allem als Schultz 1998 im Anschluss an das Studium eine Promotion am Institut für Wirtschaftsinformatik begann. Nach Rechnungswesen und Controlling nun also noch ein wenig IT. "Das hat mich schon immer interessiert", sagt Schultz, dessen Physiklehrer einst enttäuscht war, dass sein Leistungskursschüler in Mathe und Physik ein BWL-Studium anstrebte.
Sehr anstrengend sei diese Zeit von 1998 bis 2003 gewesen. An der Doktorarbeit habe er nur am Wochenende schreiben können. Die übrige Zeit ging für Lehre und Forschung drauf. "Ich habe auch noch die Zahlenwelt am Institut verwaltet, zum Beispiel die Regelungen für Drittmittel", erzählt Schultz. Hinzu kam eine Dozentenstelle an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Bielefeld.


Lieber Industrie als eine Bank

Dann las der Niedersachse 2004 ein Jobangebot bei Bosch in Bamberg, ein sogenanntes fertigungsnahes Nachwuchsprogramm für promovierte Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure. Er griff zu und startete den Weg von der Lehre in die Praxis. "Ich hatte schon immer Spaß an der Industrie, wollte in ein Unternehmen gehen, wo etwas produziert wird." Ein Job in einer Bank sei niemals sein Ding gewesen, sagt er.
Seine Frau, eine Juristin, die er während des Studiums in Münster kennengelernt hatte, ging damals mit ins Frankenland. Sie suchte sich eine neue Stelle als Anwältin in Erlangen.
Bei seiner ersten Station bei Bosch in Bamberg arbeitete Schultz als Controller im Geschäftsbereich Diesel. Drei Jahre lang kümmerte er sich unter anderem als Gruppenleiter um die logistische Betreuung des internationalen Fertigungsverbunds. Dann kam 2007 das Angebot, ins Bosch-Werk nach Eisenach zu wechseln. Schultz wurde dort Abteilungsleiter für Rechnungswesen und Controlling. Mit dem Wechsel nach Thüringen erhielt er Einblick in einen neuen Geschäftsbereich: Benzinsysteme.


Werkleiter in South Carolina

Die Wohnung in Bamberg behielt der Niedersachse, hier verbrachte er die Wochenenden. Drei Jahre später musste er sein Domizil in der Domstadt allerdings aufgeben. Seine neue Bosch-Etappe war zu weit zum Pendeln. "Ich habe nicht lange gezögert", sagt Schultz rückblickend über das Angebot, in die USA zu gehen. In Anderson (South Carolina) - ein Werk spezialisiert auf Benzinsysteme und Lambdasonden-Sensoren - wurde er kaufmännischer Werkleiter. Seine Frau musste dafür Opfer bringen. Sie hängte ihren Job als Anwältin an den Nagel und verließ mit ihm 2010 Bamberg. Dabei hatte die Ostfriesin die fränkische Hügellandschaft inzwischen lieb gewonnen. Sie und ihr Mann waren begeisterte Mountainbikefahrer, unterwegs vor allem in den Haßbergen.


Nachwuchs kommt

In Amerika vergrößerte sich die Familie. Zwei Töchter, heute drei und fünf Jahre alt, kamen dort zur Welt, bevor es 2014 wieder zurück nach Deutschland ging. "Wir haben uns in den USA wohl gefühlt, ich hätte mir auch vorstellen können, länger zu bleiben", sagt Schultz. Sein Lob auf das Land schränkt er allerdings ein: "Wenn man einen Job hat und krankenversichert ist, ist es dort sehr schön. Aber es gibt sehr viele arme Menschen."


Schäufela und Karpfen

Schultz wechselte in die Bosch-Hauptverwaltung nach Gerlingen. Auch hier blieb er nur im gewohnten Drei- bis Vier-Jahre-Turnus. Es kam das Angebot für die jetzige Stelle in Bamberg. Wieder Bamberg. Diesmal als Werkleiter. "Ein Glücksfall", sagt er. "Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es hätte auch andere gegeben, die dafür infrage gekommen wären."
Schultz wohnt bereits in der Stadt. Sein siebter Umzug für Bosch. Die Familie kommt Ende des Monats nach. Ein Schäufela hat er unlängst gegessen. "Nach so vielen Jahren ein genussvolles Erlebnis." Demnächst soll ein Karpfen folgen.


Seitz arbeitet an Projekt für neue Aufteilung

Sein Vorgänger Oliver Seitz hat seine Bamberger Wohnung fast geräumt. "Es war eine sehr kurze Zeit hier", sagt er. Er arbeitet nun an einem Projekt, das den Wandel beim Autozulieferer deutlich macht. Bis zum Jahresende will Bosch die Geschäftsbereiche Diesel und Benzin zusammenlegen. "Das, was in Bamberg fast gängig ist, dass alles aus einer Hand kommt, wird nun auch in der Zentrale so organisiert", erklärt Seitz. Bosch geht davon aus, dass 2025 immerhin noch mehr als 80 Prozent der Neufahrzeuge einen Verbrennungsmotor haben werden.