Martin Schultz, Bosch-Werkleiter in Bamberg, äußert sich zur aktuellen Diesel-Diskussion und zu den Auswirkungen auf das Bamberger Werk.
Autofahrer in Deutschland zögern inzwischen, wenn es darum geht, ein Diesel-Auto zu kaufen. Der Anteil neu zugelassener Dieselfahrzeuge ist deutlich zurückgegangen. Was heißt das für das Bosch-Werk in
Bamberg, das unter anderem im großen Stil Komponenten für den Diesel-Motor produziert? Ein Interview mit Martin Schultz, kaufmännischer Werkleiter in Bamberg.
Herr Schultz, waren die Ereignisse der vergangenen Wochen der Anfang vom Ende des Dieselmotors?Martin Schultz: Ich bin der Meinung, dass der Dieselmotor auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen wird. Bosch bietet zahlreiche Technologien, die den Herstellern von Diesel-Fahrzeugen ermöglichen, die Emissionsziele zu erreichen.
Die Politik aber scheint nun umzuschwenken auf die gezielte Förderung anderer Antriebsformen.Die Bosch-Gruppe ist für den Wandel der Mobilität gut aufgestellt. Bereits 500 000 E-Autos und Hybride sind weltweit mit Bosch-Technik unterwegs. Neben dem Ausbau der Elektromobilität arbeiten wir intensiv an der Weiterentwicklung der Verbrennungstechnologien. Denn nach unserer Einschätzung werden im Jahr 2025 weltweit zusätzlich zu 20 Millionen Hybriden und Elektrofahrzeugen 85 Millionen Fahrzeuge mit Benzin oder Diesel neu zugelassen.
Laut den jüngsten Umfragen sind die Autokäufer jetzt deutlich skeptischer beim Kauf eines Dieselwagens. Wie reagiert Bosch darauf?Mit Innovationen und der Erschließung neuer Geschäftsfelder und Märkte, wie zum Beispiel bei Zweirädern und Nutzfahrzeugen. 2016 erhöhte Bosch die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung um knapp zehn Prozent auf sieben Milliarden Euro.
Was bedeutet ein Absatzrückgang bei Dieselautos für das Bosch-Werk in Bamberg?Auch im Werk Bamberg sehen wir aktuell einen Auftragsrückgang im Dieselbereich. Jedoch gehören Schwankungen unserer Kundenabrufe zu unserem täglichen Geschäft. Aus diesem Grund besitzen wir verschiedene Flexibilisierungsmaßnahmen, um darauf reagieren zu können.
Kann so ein Nachfragerückgang bei der Dieseltechnik in Bamberg kompensiert werden?Wir sind im Bamberger Werk breit aufgestellt und haben nicht nur einen Diesel-, sondern auch einen Benzinbereich. Und dort steigt derzeit die Nachfrage nach unseren Erzeugnissen. Hier können wir im Moment mehr Mitarbeiter beschäftigen. Trotzdem war es leider erforderlich, die Verträge unserer befristeten Mitarbeiter Mitte des Jahres auslaufen zu lassen. Darüber hinaus haben wir uns entschieden, in diesem Jahr keine Ferienbeschäftigten in den Sommerferien einzustellen. Außerdem arbeiten wir täglich an der Weiterentwicklung unserer Erzeugnisse und investieren allein in diesem Jahr fast 90 Millionen Euro in den Standort. Ein klares Bekenntnis zum Werk Bamberg!
Die Fragen stellte
Matthias Litzlfelder.