In Bamberg wird das nationale Transportnetz der Deutschen Telekom AG überwacht. Unsere Leser erhielten Einblick in die Arbeit in einem Hochsicherheitskomplex.
Es brummt. Fortwährend, wie in einem riesigen Bienenstock. Dutzende Computer stehen am Arbeitsplatz von Jens Hannosek. Und noch mehr Bildschirme. In dem halbrunden Raum flimmern mehr als 50 Flatscreens auf zwei langen Tischreihen. Dahinter hängt einer der europaweit größten Monitorwände seiner Art. 72,5 Quadratmeter groß, mit einer Gesamtauflösung von 41 Millionen Pixeln. Warnlisten blinken, geografische Netzübersichten erscheinen, in der Mitte das Bewegtbild eines Nachrichtensenders.
Am Arbeitsplatz von Hannosek herrscht die totale Überwachung. "Hier hat man das gesamte Leitungsnetz der Telekom unter Kontrolle", erklärt der 30-Jährige die Einrichtung, in der die Datenströme von Deutschlands größtem Telekommunikationsanbieter koordiniert werden.
180 Mitarbeiter überwachen im Net Management Center Bamberg rund um die Uhr das Herzstück des Telekomnetzes.
Das sogenannte Backbone. "Transportnetz" nennt Hannosek die wichtigsten Leitungen seiner Firma, die sich auf einer Länge von 1,5 Millionen Kilometer Kupfer- und bisher 294.000 Kilometer Glasfaserkabel wie ein riesiges unterirdisches Schienennetz unter den Straßen und Wiesen der Republik erstrecken. Etwa 35 Millionen Festnetzanschlüsse, mehr als 340.000 Netzknoten und 22.000 Mobilfunkstandorte hat Hannosek und seine Kollegen im Blick.
"Die Dateninhalte von Gesprächen oder gesendeten Nachrichten sehen wir hier nicht. Die Betriebsstellen senden uns nur Leitungsdaten ", erklärt der 30-jährige Kommunikationselektroniker.
Etwa 4500 Betriebsstellen in ganz Deutschland senden über Glasfaserkabel mobile und Festnetz-Telefonate, SMS und Web-Datenpakete an die Nutzer. Bei privaten Kunden wandeln Kabelverzweiger die optischen in elektrische Signale um. Diese Schaltkästen könnten bald der Vergangenheit angehören. Denn die Telekom setzt auf die so genannte FTTH-Technik, "Fibre to the Home". Mit "Glasfaser bis nach Hause" verspricht sich das Unternehmen zunächst Datengeschwindigkeiten von bis zu 200 Megabit pro Sekunde beim Herunterladen und 100 Megabit pro Sekunde beim Heraufladen. In weiteren Schritten sollen theoretisch Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde möglich sein.
Anfang kommenden Jahres soll laut Pressesprecherin Cordelia Hiller entschieden werden, ob beispielsweise in Erlangen als einer der ersten Städte in ganz Deutschland das neue FTTH-Netz ausgebaut wird.
Die größte Herausforderung sei dabei der entstehende Kostenfaktor. Hiller spricht von 70.000 Euro pro Kilometer innerhalb der Stadt allein für die Grabungsarbeiten. Die bisher verwendeten Kupferkabel könnten dann durch Glasfasern ersetzt werden. In diesen gläsernen Strängen bricht sich das verschickte Licht, das die Kommunikationsinhalte trägt. Wird der Lichtstrahl abrupt unterbrochen, springen die Sensoren in den Vermittlungsstellen an und auf der Monitorwand im Bamberger Net Management Center erscheint eine Warnmeldung.
Spätestens jetzt sind Hannosek und sein Team gefragt.
Durch die Berechnung der verbleibenden Lichtstärke in der Glasfaser kann er feststellen, wo genau der Defekt aufgetreten ist. Er informiert wenn nötig Techniker und gibt Fehlerdetails an die Kollegen weiter. Gleichzeitig muss der Datenstrom über Ausweichnetzknoten umgeleitet werden. Meist bekommen die Endkunden von solchen Störungen nichts mit. "Wir haben ein gedoppeltes Netz", erklärt Hanno Heintze, Leiter des Management Centers.
"Wenn man unser Telefonnetz mit dem Straßenverkehr vergleicht, dann hätten wir alle Autobahnen doppelt gebaut, damit es keinen Stau gibt."
Nur größere Katastrophen seien nicht vorhersehbar. "65 Prozent aller Leitungsschäden werden durch Baggerarbeiten verursacht", berichtet Jürgen Kah, Referent des Management Centers. Für diese und andere Fälle wird auf der Monitorwand auch ständig ein Nachrichtensender eingeblendet. "Wir müssen ja auch sehen, was draußen vor sich geht", sagt Hannosek, der während seiner Arbeitszeit im Hochsicherheitskomplex komplett von der Außenwelt abgeschottet ist. Wartungsarbeiten werden in die Nacht gelegt. "Zwischen zwei und vier Uhr morgens geht hier der Punk ab", erklärt Heintze.
Hannosek ist dann nicht nur für Störfälle zuständig. Auch Software-Updates für die unterschiedlichen Betriebsstellen müssen dann angestoßen und überwacht werden. Von dieser ganzen Hektik bekommt der Kunde nichts mit. Auch die meisten Bamberger nicht, denn die Schaltzentrale gilt für die Telekom als hochsicherheitsrelevant.
Der exakte Standort wird nicht publik gemacht.
Viele Überwachungskameras und andere Alarmsysteme sind direkt mit der Polizei verbunden. Darüber hinaus steht Heintze zufolge etwa vier Kilometer entfernt ein einsatzbereiter Ausweichstandort zur Verfügung, der bei einem Totalausfall in kürzester Zeit bezogen werden könnte.
Gewinn: ein einmaliger Einblick
Sieben unserer Leser hatten Glück. Sie hatten auf gewinnen.infranken.de erfolgreich an einem Gewinnspiel teilgenommen und durften in das Herzstück der Telekomschaltzentrale blicken. Bei ihrem Besuch im Net Management Center nahmen sich Hiller, Kah und Heintze knapp drei Stunden Zeit für die Gäste, um die Arbeitsabläufe und grundlegende Telekomminkationsfragen zu erklären. So erfuhren die Besucher an diesem Abend zum Beispiel, dass im Neujahr 2009 alleine im Netz der Telekom rund 65 Millionen SMS verschickt worden sind. Fast viermal so viele wie an einem normalen Werktag.
Am beeindruckendsten fanden die Leser aber den Blick auf die die 4,10 Meter mal 17,70 Meter große DLP-Chip-Monitorwand, auf der die Mitarbeiter die Fehlermeldungen der Leitungen überwachen.
Michael Heulig war positiv überrascht von der Führung durch die Anlage. "Es ist schon erstaunlich, was hier für die Sicherheit der Leitungen an Aufwand betrieben wird", so der 55-Jährige.
Markus Neuner war vor allem von den Kosten für den Ausbau der Glasfaserleitungen überrascht. "Ich fand die Veranstaltung sehr informativ", resümierte er.
Von einer ganz neuen Seite lernte Detlef Schmitt aus Strullendorf die Telekom bei der Führung kennen: "So offen und informativ sollte sich die Telekom immer zeigen. Normalerweise kenne ich die Firma nur von ihren Servicepoints. Und da herrscht doch meistens eine eher distanzierte Atmosphäre."
Das Herz der Netzwerküberwachung in Bamberg und mich speist die Telekom mit DSL light ab. Großartig!
Wie man lesen kann, ist das Bamberger Net Management Center für die Überwachung und Sicherheit des Netzes zuständig.
Nicht für den Ausbau des Netzes!
... verhungert tagtäglich mein VPN nach München, weil die Telekom hier nur niedrigste Übetragungsraten hinbekommt.