Potenziell tödliches Gas: Mehrere Einsätze im Kreis Bamberg - Feuerwehr warnt vor unterschätzter Gefahr

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Nachdem Heiz-Pallets für potenziell lebensgefährliche Kohlenmonoxidwerte sorgten und einen Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst verursachten, hat die Polizei nun Ermittlungen eingeleitet.

Update vom 16.05.2023, 12.00 Uhr: Kohlenmonoxid aus Holzpellets - Feuerwehr warnt vor unterschätzter Gefahr

Am Wochenende mussten in Trosdorf, Oberhaid und Viereth-Trunstadt mehrere Wohnhäuser wegen eines erhöhten Koholenmonoxid-Auftretens evakuiert werden. Dieses wurde durch Holzpellets freigesetzt, die nicht ordnungsgemäß ausgetrocknet waren. Zuerst meldeten Heizungstechniker in einem Wohnhaus in Trosdorf erhöhte Werte. Nachdem klar war, worin die Ursache für den Gas-Austritt lag, gerieten zwei weitere Objekte in den Fokus der Einsatzkräfte. Auch diese wurden von demselben Lieferanten beliefert - und dort wurden ebenfalls besorgniserregende Kohlenmonoxid-Werte festgestellt.

In allen drei Fällen handelte die Feuerwehr rechtzeitig - die Bewohner wurden evakuiert, die Pellets entgast und die betroffenen Räumlichkeiten entlüftet. Doch der Kreisfeuerwehrverband Bamberg warnt, dass die Angelegenheit nicht so glimpflich hätte ausgehen müssen. Denn Kohlenmonoxid stellt eine oft unterschätzte und durchaus tödliche Gefahr dar.

Der Kreisfeuerwehrverband weist darauf hin, dass Kohlenstoffmonoxid, auch Kohlenmonoxid oder CO, ist ein anorganisches farbloses, geschmackloses und geruchsloses Gas sei. Es kann durch die menschlichen Sinnesorgane - also durch Riechen, Hören, Sehen und Schmecken - nicht wahrgenommen werden. Dabei weist CO laut der Feuerwehr eine hochtoxische Wirkung auf den menschlichen Körper auf. CO bindet sich 300-mal besser als Sauerstoff an das sauerstoff-transportierende Hämoglobin, was zu einer Blockierung des Sauerstofftransports und damit zu einer Sauerstoffunterversorgung führt. Erste Symptome auf den menschlichen Körper stellen Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Konzentrationsschwächen, Schwindel und Kopfschmerzen dar.

Eine hohe Gefahr ist hierbei darin zu sehen, dass diese Symptome unter Umständen von den Betroffenen verharmlost werden, da sie nicht unmittelbar mit einer hohen CO-Konzentration in Verbindung gebracht werden muss. Im weiteren Verlauf einer CO-Intoxikation, also der Zunahme der Kohlenmonoxid-Konzentration im Blut, kommt es zur Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Atem- und Herzrhythmusstörungen und damit einhergehend zum Tod

Kohlenmonoxid entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von beispielsweise Holz. Es kann jedoch auch durch chemische Prozesse, wie bei der Herstellung von Holzpellets, entstehen. Holzpellets werden unter hohem mechanischem Druck und hoher Temperatur in Pressen zu Pellets komprimiert. Hierbei wird ein sogenannter Autoxidationsprozess gestartet. Dieser Prozess setzt Kohlenmonoxid aus den frisch gepressten Holzpellets frei. In der Regel werden die Pellets beim Hersteller und im Handel so lange gelagert, dass diese entsprechend ausgasen können und beim Endkunden keine Gefahr darstellen. Es kann jedoch auch Einzelfälle geben, bei der noch relativ frische Pellets beim Endkunden ankommen und dann dort CO freisetzen können.

Weiterhin warnt die Feuerwehr, dass sich Kohlenmonoxid in geschlossenen Räumen blitzschnell ausbreitet. CO weist eine hohe Diffusionsfähigkeit auf, wordurch auch eine Ausbreitung durch Wände und Decken und über mehrere Ebenen möglich ist. Die Feuerwehr gibt deshalb wichtige Tipps, wie man sich vor der Kohlenmonoxid-Gefahr schützen kann:

  • Um der Gefahr vorzubeugen wäre es empfehlenswert, wenn CO-Melder in folgenden Räumlichkeiten vorhanden wären (da gesetzlich nicht vorgeschrieben):
    • Wohnräume, in denen ein Kaminofen / Kamin betrieben wird
    • Heizungsräume, in denen die Gastherme der Zentralheizung steht
    • Küchen, in denen mit einem Gasherd oder Holzofen gekocht wird
    • Lagerräume von Holzpellets
  • Weiterhin kann man sich schützen, indem man diese Hinweise befolgt:
    • Regelmäßige Wartung von Heizungen, Gasthermen etc.
    • Regelmäßige Kontrolle des Schornsteins durch den Schornsteinfeger
    • Keinen Holzkohlegrill oder Heizstrahler in der Wohnung oder Garage nutzen
    • Umluft- statt Ablufthauben in der Küche
    • Kohlenstoffmonoxid-Melder installieren

Update vom 15.05.2023, 17.30 Uhr: Polizei hat Ermittlungen aufgenommen 

Zu feucht eingelagerte Pellets führten am Sonntagabend (14. Mai 2023) an drei Wohnanwesen im Landkreis Bamberg zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst.

Im Lauf der vergangenen Woche waren drei Wohnanwesen in Trosdorf, Oberhaid und Viereth-Trunstadt von einer Firma mit Pellets beliefert worden. Nachdem ein Bewohner des Anwesens in Trosdorf, aufgrund vorhandener Geruchsbelästigung, einen Heizungstechniker rief, stellte dieser am Sonntagabend einen zu hohen CO-Wert (Kohlenstoffmonoxidwert) fest. Die hinzugerufene Feuerwehr führte mehrere Messungen durch und bestätigte einen für Menschen gefährlich hohen CO-Wert.

Umgehend führten Polizei und Feuerwehr die Evakuierung aller belieferten Gebäude durch, nachdem auch in Oberhaid und Viereth-Trunstadt stark überhöhte Werte gemessen wurden. Die feuchten Pellets verbrachten die jeweiligen Feuerwehren aus den Gebäuden, sodass die Bewohner in den frühen Morgenstunden in die Wohnhäuser zurückkehren konnten. Eine 18-jährige Frau musste aufgrund von Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen vorsorglich in ein Krankenhaus. Die Polizei hat Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung aufgenommen.

Erstmeldung vom 15.05.2023, 11.52 Uhr: "Sehr brisant": Lebensgefährliches Gas in Wohnhäusern - Feuerwehr rückt mehrfach aus

Sebastian Pflaum, Pressesprecher Feuerwehr Landkreis Bamberg, berichtete gegenüber News5 von einem "sehr außergewöhnlichen Einsatz". Am Sonntag (14. Mai) sei ein potenziell tödlicher Kohlenstoffmonoxidgehalt (CO) in der Luft eines Wohnhauses festgestellt worden. Ein Bewohner habe einen Heizungsbauer gerufen, der daraufhin die Feuerwehr gerufen hat. Daraus ergaben sich noch weitere Einsätze.

Der Heizungsbauer habe eine erste CO-Messung durchgeführt. Diese habe einen Wert von 250ppm angezeigt. Der Schwellenwert liegt bei 30ppm. Pflaum zufolge, habe die Feuerwehr eine weitere Messung unter Atemschutz vorgenommen, die einen kritisch hohen Wert bestätigte.

Kohlenstoff-Konzentration im Kreis Bamberg auf tödlichem Niveau: Feuerwehr konnte Leben retten

Bei den Ermittlungen der Brandursache haben die Einsatzkräfte herausgefunden, dass die zuvor gelieferten Pellets wohl für die hohe CO-Konzentration verantwortlich waren. Ein Sprecher der Polizei Oberfranken bestätigte diese Informationen. Werden diese Pellets zu früh an den Endkunden geliefert, könne ein CO-ausstoßender Prozess darin vor sich gehen. "Es waren sechs Bewohner im Haus. Eine Person wurde zur Kontrolle in ein Krankenhaus eingeliefert", so Pflaum.

Abgesehen von Trunstadt sind auch Häuser in Trosdorf und Oberhaid mit den Pellets beliefert worden. Dies ließen die Einsatzkräfte prüfen und untersuchten dann den CO-Wert in den anderen Häusern. In jedem davon ist ebenfalls ein zu hoher Wert gemessen worden.

Die Pellets seien aus den Häusern geschafft und auf eine Mulde aufgeladen worden, "um entsprechend auszugasen", so Pflaum. Zusätzlich zum erhöhten CO-Wert in der Luft habe sich Wärme entwickelt, die zu einer Selbstentzündung hätte führen können.

Mehrere Wohnhäuser evakuiert - Lage "äußerst brisant"

Auch in Trosdorf und Oberhaid seien jeweils vier bis sechs Menschen aus ihren Häusern geschickt worden, um die Nacht bei Verwandten zu verbringen. Sie dürfen die Gebäude erst dann wieder betreten, wenn das CO-Gehalt wieder auf einem ungefährlichen Niveau ist.

Pflaum bezeichnete die Situation als "äußerst brisant" und appelliert an die Bevölkerung, CO-Melder anzubringen, sofern mit Pellets geheizt wird.

60 Einsatzkräfte verschiedener umliegender Feuerwehren seien im Einsatz gewesen. Auch landkreisübergreifende Fahrzeuge mit Abholbehältern waren vor Ort.

Dies ist eine Erstmeldung. Mehr Details liest du an dieser Stelle, sobald weitere Informationen vorliegen. 

Vorschaubild: © NEWS5 / Merzbach (NEWS5)