An über 18 Punkten sollen künftig E-Bike-Stationen die Stadt erschließen. Das erste Echo auf die Initiative einer spanischen Firma ist viel versprechend.
Kann ein Netz von elektrischen Leihrädern Bamberg vor dem Verkehrsinfarkt retten? Eine spanische Firma will Fahrräder auf Abo-Basis für Bürger und Touristen attraktiv machen. Das Echo ist bislang positiv.
Harald Kegelmann stellt sich die Zukunft in Bamberg so vor: Weniger Autos, weniger Krach und Verkehrsstau, dafür mehr elektrische Fahrräder, die Bamberg an allen Punkten der Stadt auf neuartige Weise erschließen. "Der Pendler kommt mit dem Zug in Bamberg an, steigt auf eines der dort stehenden E-Bikes und strampelt ohne viel Mühe zu Klinikum", sagt Kegelmann. Der Pendler könnte natürlich auch ein Tourist sein, der zu einem Keller auf dem Berggebiet oder ein Umlandbewohner, der zum Bummeln nach Bamberg fährt...
Die sanfte Verkehrsrevolution n Bamberg? Bisher hat sie noch nicht stattgefunden. Radfahrer gibt es zwar immer mehr im Stadtbild, doch Autofahrer dominieren auch im zweiten Jahrzehnt. Viele Bürger scheuen sich umzusteigen, weil es Mühe kostet und Schweiß, den Drahtesel anzutreiben, weil die Entfernungen zu groß sind, oder weil der Anreiz fehlt.
Zum Beispiel ein großes Bike-Sharing-System, dass die wichtigsten Stadtteile und sogar die Stadtrandgemeinden miteinander verbindet. Es würde nicht nur Entfernungen in der Stadt verkürzen, sondern auch Anschaffungskosten für ein eigenes E-Bike ersparen.
Dieses Neuland zu erschließen, hat sich der aus Hirschaid stammende Harald Kegelmann von "WeBike"vorgenommen. "WeBike", ein spanisches Unternehmen, hat Bike-Sharing-Systeme in vielen spanischen Städten entwickelt und ist nun daran, auch den fränkischen Markt zu erobern. Ende der Kapazitäten Warum gerade Bamberg? Bamberg platzt durch den Touristenboom und das Wachstum der Uni aus allen Nähten. Das mittelalterliche Straßennetz ist schon seit vielen Jahren am Ende der Kapazität angelangt. Tausende Autos schieben sich durch die Gassen, verursachen Krach, Feinstaub und Schäden an den Häusern - eine Lösung der Probleme ist nicht in Sicht.
Könnte Bike-Sharing mit elektrogetriebenen Fahrrädern mehr Menschen vom Auto aufs Fahrrad locken? Könnten E-Bikes helfen, die Verkehrsströme aus dem Umland nach Bamberg in entspanntere Bahnen zu lenken? In der Stadtverwaltung hat Kegelmann mit seiner Initiative unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
Claus Reinhardt, Sprecher im Baureferat, schildert die Ergebnisse erster Gespräche als vielversprechend. Seit klar ist, dass WeBike sich selbst finanziert und keine öffentliche Unterstützung in Form von Zuschüssen verlangt, ist eine wichtige Hürde gefallen. "Für eine Tourismus- und Universitätsstadt wie Bamberg halten wir ein solches System für interessant, wenn sich die Standortfrage klären lässt", sagt Reinhardt. Oder Günter Reinke, der Klimaschutzbeauftragte: Mehr Radfahrer, dafür weniger Autos - das würde nicht nur den Parkplatzmangel entschärfen und die Einkaufsstadt attraktiver machen: "Es könnte gerade auch älteren Mitbürger eine Chance auf zusätzliche Mobilität bieten", sagt Reinke.
Freilich gibt es Beispiele für Radverleihsysteme, die nicht besonders gut funktionierten. Auch in Bamberg scheiterte ein ähnlicher Versuch vor Jahren kläglich. Weil die Ausleihe zu kompliziert, die Standorte oder die Fahrräder zu wenige waren, landeten die Räder am Ende auf dem Abstellgleis. Systeme müssen benutzerfreundlich sein "WeBike" will es besser machen. "Es kommt darauf an, dass die Systeme wirklich benutzerfreundlich sind", sagt Kegelmann. Was das bedeutet, wissen Leute, die gelegentlich in Großstädten den Service moderner Leihradsysteme nutzen. Wer sich einmal eine Identifikationskarte besorgt oder auf sein Handy geladen hat, kann so ein Fahrrad im Handumdrehen entriegeln, kann aufsitzen und an der nächsten Station wieder einparken. In der ersten Phase will "WeBike" rund 150 Räder an 18 Standorten in Bamberg verteilen, wobei mindestens sechs pro Stellplatz installiert werden sollen. Wichtig: Im Display der Räder versteckt sich modernste Technik. Es erkennt die Identifikationskarten, zeigt die anderen Verleihstationen, aber touristische Attraktionen an.
Doch natürlich gibt es auch Hindernisse. Die Stadt hat bisher keine Zusage darüber gegeben, ob die Fahrräder auf öffentlichem Grund abgestellt werden können, wo oder zu welchen Konditionen. Auch die Stellplätze von Park- und Rideplätzen sind aus förderrechtlichen Gründen nicht unproblematisch. Zudem scheiden manche Stellplätze aus optischen Gründen aus; bei anderen wiederum ist der Platz heute schon so knapp, dass es kaum noch vorstellbar wäre, zusätzliche Fahrrad-Flächen unterzubringen.
Immerhin: Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) lässt bei den Stadtwerken derzeit untersuchen, ob ein solches System in Bamberg eingerichtet werden kann. Aus seiner positiven Einschätzung macht der Oberbürgermeister keinen Hehl: "Wir würden es nicht prüfen lassen, wenn wir es nicht für eine gute Idee hielten."
Unterdessen verhandelt der Vertriebsbeauftragte von "WeBike", Harald Kegelmann, mit Hotelbetreibern und mit Einzelhändlern in Bamberg, die über Parkplätze verfügen. Auch die Universität könnte beim Bamberger E-Bike-Netz eine wichtige Rolle spielen. Für die Anschaffung der Räder muss freilich erst einmal Geld in die Hand genommen werden. Auf über 300 000 Euro schätzt Kegelmann die Investitionskosten vor dem Start. Refinanzieren will sich das Unternehmen so: Ein Abo für ein Jahr soll 75 Euro, die Monatsgebühr 25 Euro, das Tagesticket sieben Euro kosten. Darin wäre die Benutzung eines Rads bis zu einer halben Stunde kostenlos enthalten. Jede weitere halbe Stunde stellt das Unternehmen mit einer Überziehungsgebühr von 20 Cent in Rechnung. Für Studenten gelten deutlich günstigere Tarife.
Wie denken Fachleute über ein solches Verleihsystem? Michael Schilling vom ADFC , aber auch der Stadtplaner Markus Schäfer finden es gut, wenn in Bamberg über alternative Verkehrssysteme nachgedacht wird. "Alles, was dazu beiträgt, den motorisierten Individualverkehr zu verringern, ist erwünscht und sollte unterstützt werden." Es gibt viel zu verbessern Und die "ganz normalen" Bürger? Über zusätzliche Verkehrssysteme wird sich, wenn sie denn halten, was sie versprechen, wohl kaum einer ärgern. Zumal nicht wenige Bamberger unzufrieden mit der Qualität der Bedingungen sind, unter denen Radfahrer leben müssen. Christian Hader formuliert es so: "Überragende Idee, leider ist die Infrastruktur für Radfahrer in Bamberg eine Katastrophe."
Weitere Informationen zu WeBike finden sie unter www.webike.eu.
Die städtische Verkehrspolitik ist überwiegend fahrradfeindlich. Das Wegenetz wirkt in der aktuellen Qualität eher abschreckend - unzulässige Radwegbenutzungspflichten zuhauf, qualitative Standards flächendeckend weit unter rechtlichen Mindest-, geschweige denn fachlichen Regelanforderungen. Es gibt keinen Schutz vor Falschparken und aggressiven Autofahrern, die meinen, die Straße gehörte allein ihnen. In der Bauleitplanung spielt das Fahrrad nahezu keine Rolle. Statt dessen werden Kampagnen gegen "die Radfahrer" gefahren.
Unter diesen Rahmenbedingungen kann keine Initiative, die auf dem Fahrrad aufbaut, Erfolg haben - mit oder ohne Elektrohilfe.
Unter anderen Vorzeichen wäre es eine hervorragende Idee, sollte allerdings nicht ausschließlich elektrisch unterstützte Fahrräder beinhalten. Das vorgesehene Tagespreisniveau jedoch halte ich für eher abschreckend.
Das Radhaus indes sollte hier nicht als Beispiel herhalten. Es war vor Eröffnung klar - warnende Stimmen wurden ignoriert -, daß neben hochwertigen kostenpflichtigen auch akzeptable kostenfreie Abstellmöglichkeiten erforderlich sind. Nicht gerade einladend wirkte sich zudem die Negativwerbung aus: Man wolle die Wildparker disziplinieren. Schon aus rechtlichen Gründen gibt es hierzu gar keine Handhabe - außer bei nachhaltiger Behinderung. "Wildparken" läßt sich allein durch ein überzeugendes, nachfragegerechtes (!) Angebot reduzieren.
Nutzte Bamberg sein Potential für den Fahrradverkehr durch eine zukunftsfähige Verkehrspolitik, wäre die Auslastung des Radhauses kein Problem. Andernorts funktioniert es doch auch. Warum wird in Bamberg der ehrenamtliche Sachverstand konsequent ignoriert?
pege71
Als Pendler habe ich mein eigenes Fahrrad am Bahnhof stehen. Bei schlechtem Wetter fahre ich mit dem Bus oder nutze auch schon mal Carsharing, was hier in Bamberg ja sehr gut funktioniert. Als Touri komme ich in Bamberg mit viel Gepäck an, das passt nicht auf ein ebike oder aber ich komme mit irgendeinem Bus und werde zu meinem Ziel sowieso hingefahren oder geführt. Und wenn ich überlege, das es vor einigen Jahren mal den Versuch gab, ein Verleihsystem in Bamberg aufzubauen und ich immer noch am Bahnhof die "Call a bike" s stehen sehe, frage ich mich, wie häufig wird da was genutzt werden. Natürlich sind moderne Verkehrskonzepte zu fördern und ich denke auch, es kommt auf einen Versuch an, aber wenn ich schon lese, dass ich für 7 Euro am Tag gerade mal eine halbe Stunde kostenfrei fahren darf und danach für jeweils 30 Minuten zahlen soll, wirds spannend und geht an den Geldbeutel, und das wo die Bamberger nicht mal bereit sind für wenige Cent das Radhaus in der Brennerstr. zu nutzen. Ich denke, es muss nicht nur ein alternatives Verkehrs- oder Mobilitätskonzept her, sondern es muss sich auch in den Köpfen was ändern und das tut es meiner Meinung nach eben nicht.
heiner31
für die Behinderten, die auf Bewegungshilfen angewiesen sind.
Sehr gute Sache, bitte Abstellfläche Hainbad integrieren!
Die städtische Verkehrspolitik ist überwiegend fahrradfeindlich. Das Wegenetz wirkt in der aktuellen Qualität eher abschreckend - unzulässige Radwegbenutzungspflichten zuhauf, qualitative Standards flächendeckend weit unter rechtlichen Mindest-, geschweige denn fachlichen Regelanforderungen. Es gibt keinen Schutz vor Falschparken und aggressiven Autofahrern, die meinen, die Straße gehörte allein ihnen. In der Bauleitplanung spielt das Fahrrad nahezu keine Rolle. Statt dessen werden Kampagnen gegen "die Radfahrer" gefahren.
Unter diesen Rahmenbedingungen kann keine Initiative, die auf dem Fahrrad aufbaut, Erfolg haben - mit oder ohne Elektrohilfe.
Unter anderen Vorzeichen wäre es eine hervorragende Idee, sollte allerdings nicht ausschließlich elektrisch unterstützte Fahrräder beinhalten. Das vorgesehene Tagespreisniveau jedoch halte ich für eher abschreckend.
Das Radhaus indes sollte hier nicht als Beispiel herhalten. Es war vor Eröffnung klar - warnende Stimmen wurden ignoriert -, daß neben hochwertigen kostenpflichtigen auch akzeptable kostenfreie Abstellmöglichkeiten erforderlich sind. Nicht gerade einladend wirkte sich zudem die Negativwerbung aus: Man wolle die Wildparker disziplinieren. Schon aus rechtlichen Gründen gibt es hierzu gar keine Handhabe - außer bei nachhaltiger Behinderung. "Wildparken" läßt sich allein durch ein überzeugendes, nachfragegerechtes (!) Angebot reduzieren.
Nutzte Bamberg sein Potential für den Fahrradverkehr durch eine zukunftsfähige Verkehrspolitik, wäre die Auslastung des Radhauses kein Problem. Andernorts funktioniert es doch auch. Warum wird in Bamberg der ehrenamtliche Sachverstand konsequent ignoriert?
Als Pendler habe ich mein eigenes Fahrrad am Bahnhof stehen. Bei schlechtem Wetter fahre ich mit dem Bus oder nutze auch schon mal Carsharing, was hier in Bamberg ja sehr gut funktioniert.
Als Touri komme ich in Bamberg mit viel Gepäck an, das passt nicht auf ein ebike oder aber ich komme mit irgendeinem Bus und werde zu meinem Ziel sowieso hingefahren oder geführt.
Und wenn ich überlege, das es vor einigen Jahren mal den Versuch gab, ein Verleihsystem in Bamberg aufzubauen und ich immer noch am Bahnhof die "Call a bike" s stehen sehe, frage ich mich, wie häufig wird da was genutzt werden.
Natürlich sind moderne Verkehrskonzepte zu fördern und ich denke auch, es kommt auf einen Versuch an, aber wenn ich schon lese, dass ich für 7 Euro am Tag gerade mal eine halbe Stunde kostenfrei fahren darf und danach für jeweils 30 Minuten zahlen soll, wirds spannend und geht an den Geldbeutel, und das wo die Bamberger nicht mal bereit sind für wenige Cent das Radhaus in der Brennerstr. zu nutzen.
Ich denke, es muss nicht nur ein alternatives Verkehrs- oder Mobilitätskonzept her, sondern es muss sich auch in den Köpfen was ändern und das tut es meiner Meinung nach eben nicht.
für die Behinderten, die auf Bewegungshilfen angewiesen sind.
Sehr gute Sache, bitte Abstellfläche Hainbad integrieren!