Begegnung mit Aurora in zwölf Metern Höhe

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Zum Greifen nahe: Stuckdecke des Marmorsaals Foto: Evi Seeger
Zum Greifen nahe: Stuckdecke des Marmorsaals Foto: Evi Seeger
: Erst unter der Gewölbedecke des Marmorsaals von Schloss Weissenstein werden die Schäden deutlich, auf die der Schlossherr Paul Graf von Schönborn (Bild) aufmerksam macht. In zwölf Metern HÖhe sind sie für die Besucher des Marmorsaales kaum wahrzunehmen.
: Erst unter der Gewölbedecke des Marmorsaals von Schloss Weissenstein werden die Schäden deutlich, auf die der Schlossherr Paul Graf von Schönborn (Bild) aufmerksam macht. In zwölf Metern HÖhe sind sie für die Besucher des Marmorsaales kaum wahrzunehmen.
 
Aus der Nähe sind die Risse im Deckenfresko deutlich zu erkennen. Im Bild Paul Graf von Schönborn.
Aus der Nähe sind die Risse im Deckenfresko deutlich zu erkennen. Im Bild Paul Graf von Schönborn.
 
Außer den Rissen, die drei Jahrhunderte dem Deckengemälde zugefügt haben, sieht man noch Markierungen und "Tagesstrecken", die der Barockmaler selbst gesetzt hat.
Außer den Rissen, die drei Jahrhunderte dem Deckengemälde zugefügt haben, sieht man noch Markierungen und "Tagesstrecken", die der Barockmaler selbst gesetzt hat.
 
Das farbenfrohe Deckenfresko von Johann Michael Rottmayr gemalt, soll im Rahmen der Sanierung gereinigt werden. Im Bild Paul Graf von Schönborn, Hubert Hennes (Lotto Bayern), Antoinette Fehlinger (im Schloss für das Marketing zuständig) und Uwe Franke (Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
Das farbenfrohe Deckenfresko von Johann Michael Rottmayr gemalt, soll im Rahmen der Sanierung gereinigt werden. Im Bild Paul Graf von Schönborn, Hubert Hennes (Lotto Bayern), Antoinette Fehlinger (im Schloss für das Marketing zuständig) und Uwe Franke (Deutsche Stiftung Denkmalschutz)
 
52 000 Euro überreichten Uwe Franke (Deutsche Stiftung Denkmalschutz, links) und Hubert Hennes (Lotto Bayern, rechts) dem Schlossherrn Paul, Graf von Schönborn für die Renovierung des Marmorsaals.
52 000 Euro überreichten Uwe Franke (Deutsche Stiftung Denkmalschutz, links) und Hubert Hennes (Lotto Bayern, rechts) dem Schlossherrn Paul, Graf von Schönborn für die Renovierung des Marmorsaals.
 
Nach dem Marmorsaal folgt die Restaurierung des berühmten Treppenhauses, dessen Deckengemälde ähnliche Schäden aufweist.
Nach dem Marmorsaal folgt die Restaurierung des berühmten Treppenhauses, dessen Deckengemälde ähnliche Schäden aufweist.
 

Auf 5,1 Millionen werden die Gesamtsanierungskosten für das Barockschloss Weissenstein bei Pommersfelden veranschlagt. Davon werden allein die Arbeiten im Marmorsaal knapp 100 000 Euro verschlingen.

Die Putti sind zum Greifen nahe. Man müsste nur die Hand ausstrecken. Was wir natürlich in Ehrfurcht vor dem Kunstwerk geflissentlich unterlassen. "Wie liebevoll der Künstler das gemalt hat. Von unten sieht man das überhaupt nicht", sagt Paul Graf von Schönborn und macht auf die verschiedensten Details aufmerksam. Auch Antoinette Fehlinger, für das Marketing von Schloss Weissenstein zuständig, stand bislang noch nie auf Augenhöhe mit dem Deckenfresko des Marmorsaals. Immerhin in einer Höhe von zwölf Metern.

Erst ein Gerüst, das derzeit den gesamten Marmorsaal ausfüllt, machte die Begegnung mit "Aurora, die die Macht der Finsternis und des Lasters vertreibt" möglich. Denn das von Johann Michael Rottmayr gemalte Deckenfresko, eingebettet in eine Stuckdecke mit reichem "Bandelwerk" bedarf einer Restaurierung. 300 Jahre sind an den Kunstwerken nicht spurlos vorüber gegangen.
Nicht zuletzt weil über dem Saal ein Dachstuhl thront, "der durch den Winddruck ständig in Bewegung ist", wie der Schlossherr erklärt. Was sich in feinen Rissen und Abplatzungen von Stuckteilen bemerkbar macht. Inzwischen wurde schon mal eine Bestandsaufnahme der Blumen an der Decke durchgeführt, die neu vergoldet oder teilweise ersetzt werden müssen. 315 pro Wand, also insgesamt 1260 wurden gezählt. Das Deckenfresko selbst soll nur gereinigt und nach Bedarf ergänzt werden.

Auf 5,1 Millionen werden die Gesamtsanierungskosten für das Barockschloss veranschlagt. Davon werden allein die Arbeiten im Marmorsaal knapp 100 000 Euro verschlingen. Graf Schönborn, Verwalter der Stiftung Schloss Weissenstein, freute sich daher ganz besonders über eine Förderung in Höhe von 52 000 Euro, speziell für die Restaurierung der Decke des Marmorsaals. Uwe Franke, Ortskurator der Deutschen Denkmalstiftung (Kulmbach/Oberfranken) übergab zusammen mit Hubert Hennes von Lotto Bayern symbolisch den Förderbetrag am Ort des Geschehens - direkt unter der Decke des riesigen Saales. Die berühmte fränkische Schlossanlage gehört zu den mehr als 220 Projekten, die die Denkmalstiftung dank privater Spenden, sowie Mitteln der Glücksspirale und der Rentenlotterie allein in Bayern fördern konnte.

"Dass die Risse sehr schnell wandern", konnte der Schlossherr an seinem Wohnsitz in Wiesentheid selbst beobachten. Dabei seien alte und neue Risse leicht zu unterscheiden: Während ein alter Riss durch den Staub der Jahre dunkel erscheine, weise ein neuer Riss helle Ränder auf. Was dort oben unter dem Deckenfresko auch deutlich zu erkennen ist, sind die Markierungen des Malers: Nicht nur dass er bei der Ausführung von seinem ursprünglichen Entwurf mehrfach abgewichen ist, sondern auch seine "Tagesstrecken" sind auszumachen, also der Teil der Arbeit, die an einem Tag ausgeführt werden konnte. Denn die Arbeit musste schnell voran gehen, da auf feuchtem Untergrund gemalt wurde.

"Ende des Jahres", so hofft Graf Schönborn, könnte die "Baustelle Marmorsaal" fertig sein. Derzeit sei man noch bei der Erfassung sämtlicher Schäden und der Absicherung. Danach folge die Erstellung der Leistungsverzeichnisse. Die Stiftungsverwaltung legt übrigens Wert darauf, dass nahezu alle ausführenden Firmen aus dem fränkischen Raum kommen. Die Sommerkonzerte des Collegium Musicum sollen deshalb nicht ausfallen, sondern in andere Räumlichkeiten verlegt werden.

"Wenn wir hier fertig sind, ziehen wir mit dem ganzen Gerüst um", informiert Graf Schönborn weiter. Dann soll das berühmte Treppenhaus des Lukas von Hildebrandt mit dem Deckengemälde von Rudolf Byss der gleichen Restaurierung unterzogen werden.

Zu dem 5,1 Millionen teuren "Gesamtpaket" der Schlossrestaurierung gehören außerdem die Figuren im Ehrenhof, die Fenster und der Dachstuhl. Im Dachstuhl mit seinem vielen Holz habe man sich in vergangenen Jahrhunderten auch schon mal bedient, wenn Holz zum Heizen für das - eigentlich als Sommerresidenz gedachte Schloss - gebraucht wurde, fügt Graf Schönborn an.