Bau neuer Nahverkehrslinien kann beginnen

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In Pettstadt hält derzeit noch der rote "Frankenbus". Geht es nach dem Willen der Gemeinde, sollen in absehbarer Zeit hier die Busse der Bamberger Stadtwerke die ÖPNV-Aufgaben übernehmen. Foto: Michael Gründel
In Pettstadt hält derzeit noch der rote "Frankenbus". Geht es nach dem Willen der Gemeinde, sollen in absehbarer Zeit hier die Busse der Bamberger Stadtwerke die ÖPNV-Aufgaben übernehmen. Foto: Michael Gründel
 

Drei Hauptlinien werden ein erstes Konzept für den künftigen ÖPNV im Bamberger Land bilden. In der Fläche sollen Bürgerbusse Zubringer-Dienste übernehmen. Am 18. Februar entscheidet der Kreistag über das Konzept.

Wer gestern bei der gemeinsamen Sitzung von Kreisausschuss und Umweltausschuss des Kreistages einen wenigstens in Umrissen fertigen Plan für ein neues, verknüpftes und vertaktetes Netz von Bus- und Bahnlinien für Stadt und Landkreis Bamberg erwartet hatte, sah sich enttäuscht. Zwar stand die "Verabschiedung des Nahverkehrsplanes des Landkreises Bamberg" auf der Tagesordnung, aber fürs Erste gab es "nur" einen Empfehlungsbeschluss an den Kreistag, der am 18. Februar entscheiden soll. Mit dem Rahmenplan ist dennoch ein wichtiges Etappenziel erreicht.

Von einem "Jahrhundertwerk" wollte Landrat Günther Denzler (CSU) zwar nicht sprechen, ein "Jahrzehntwerk" aber sei es allemal. Nahezu einstimmig wurde am Ende mit einer Reihe von Beschlüssen ein "Gerüst geschaffen", wie Stellvertretender Landrat Johann Pfister (BBL) zusammenfasste. Es sei noch zu früh, darüber zu spekulieren.
Erst einmal wolle man "beschließen und beginnen", in den kommenden Jahren "an den Stellschrauben" drehen und zusehen, dass man gut aus den Startlöchern komme.

Verzichten müssen wird man fürs Erste auf ein wichtiges Bindeglied zur Stadt Bamberg. Der angestrebte "Regionale Omnibus-Bahnhof" (ROB) auf dem Bamberger Bahnhofs-Parkplatz wird wohl noch auf sich warten lassen. Grund dafür sei nicht ein Mangel an gutem Willen im Bamberger Rathaus, sondern "Sachzwänge" im Zusammenhang mit dem Ausbau der ICE-Trasse. "Die Bahn gibt deshalb derzeit keine Grundstücke ab, außerdem muss die Stadt dafür neue Unterführungen schaffen", beschied der Leiter der Landkreis-Verwaltung, Georg Ensner, der im Übrigen einmal mehr viel Lob erfahren durfte, diesmal für seine Bemühungen um den Nahverkehrsplan.

Beschlossen wurde jeweils mehrheitlich in beiden Ausschüssen, dass der Landkreis im Rahmen seiner Möglichkeiten "ziel- und potenzialorientierte Verkehrsmaßnahmen im öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) fördert". Ziel sei ein "guter ÖPNV-Standard", jeweils ein Drittel aller damit verbundenen Kosten übernimmt der Landkreis. Um diese Quote gab es Debatten, sie soll, wenn es der Landkreis-Etat hergibt, auf 50 Prozent angehoben werden. Das soll auch für den Defizit-Ausgleich der Stadt-Umland-Kommunen mit den Bamberger Stadtwerken gelten.

Drei Landkreis-Gemeinden - Litzendorf, Oberhaid und Pettstadt - wollen ans Bamberger Stadtbus-Netz angeschlossen werden. Die Kreisverwaltung nimmt dazu Gespräche mit den Stadtwerken auf; Gleiches gilt für ebensolche Anträge weiterer Gemeinden, wenn sie denn noch kommen sollten.

Ein weiteres konkretes Projekt: Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) als Partner von Stadt und Landkreis Bamberg wird beauftragt, in den nächsten zwei Jahren ein abgestimmtes Buskonzept auf den Achsen Scheßlitz-Memmelsdorf-Bamberg, Viereth/Trunstadt-Bischberg-Bamberg sowie im westlichen Landkreis für Schlüsselfeld-Ebrach-Burgebrach-Stegaurach-Bamberg zu erstellen. Neben einem Fahrplan-Konzept sollen Fahrgast-Potenziale und Kosten geschätzt werden. Auf Antrag von Bündnis 90/Grüne soll zudem die Möglichkeit eines Linien-Netzplanes für Orte über 3000 Einwohner geprüft werden.

Der Nahverkehrsplan des Landkreises soll durch den VGN kontinuierlich aktualisiert werden. "Das ist heute kein Schlussstrich, die Arbeiten beginnen erst richtig mit der Umsetzung", schloss Verwaltungschef Ensner seine Erläuterungen.

In der Debatte mahnte CSU-Sprecher Andreas Schlund, die Mobilität in den Dörfern nicht zu vernachlässigen. "Bürgerbusse sind hier der Weg.. Das Konzept sei "insgesamt ausbaufähig". Seitens der SPD sah Franz-Josef Schick den "Willen zur Veränderung". Dafür werde man Geld in die Hand nehmen müssen. "Der Landkreis bewegt sich, die SPD geht mit", schloss Schick. Wie die SPD streben auch die Grünen eine Förderquote von 50 Prozent an, betonte Bernd Fricke. Wichtig sei zudem die Anbindung an die Stadtbusse.

"Wenn die nach Pettstadt, Oberhaid und Litzendorf verkehren, werden möglicherweise Regionalbusse für die Orte weiter draußen wegfallen", warnte Georg Zipfel (BBL). "Abwarten" will Bruno Kellner (ÜWG) die Frequentierung der Bedarfsverkehre. Dennoch gelte es jetzt, in dem "dynamischen Prozess" weiter voranzugehen.