Bambergs Polizeischule braucht nun doch einen Zaun

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Die Fläche, die für die Bundespolizeischule im Gespräch ist, erstreckt sich von der Zollnerstraße bis zu den Wohnblocks am Lindenanger (rechts im Bild). Foto: Ronald Rinklef
Die Fläche, die für die Bundespolizeischule im Gespräch ist, erstreckt sich von der Zollnerstraße bis zu den Wohnblocks am Lindenanger (rechts im Bild).  Foto: Ronald Rinklef

Der Platzbedarf der Bundespolizeischule wird anfangs riesig sein, um dann zu schrumpfen. Während die Stadt auf den endgültigen Zuschlag wartet, warnen Kritiker wie Heinrich Schwimmbeck vor dem Verlust von preiswertem Wohnraum.

Noch vor wenigen Tagen hatte die Stadt von einer "patchworkartigen Ansiedlung" der Polizeiakademie des Bundes gesprochen. Sogar von einem Campus war die Rede. Mittlerweile ist die Hoffnung auf den Abbau der Jahrzehnte alten Absperrungen wieder hinfällig. Die ehemalige US-Kaserne wird auch in Zukunft für die Bevölkerung nicht ohne weiteres zugänglich sein, zumindest in Teilen. Dies ist das Ergebnis eines Gespräches von Vertretern der Stadt und des Bundes. Dabei hat sich eine Zaunanlage als eine zwingende Anforderung herausgestellt. Wie andere Polizeischulen könne auch eine stadtnahe Einrichtung wie in Bamberg nicht auf Sicherheitsvorkehrungen dieser Art verzichten.

Um die Sperrwirkung einer "Kaserne in der Kaserne" abzuschwächen, hat die Stadt den Bund gebeten, zumindest innerhalb der Wohnbebauung von einer solchen Umzäunung abzusehen. Ob sich das Polizeipräsidium in Potsdam darauf einlässt, ist allerdings fraglich.

Diese Erkenntnis widerspricht allen mit großem, auch finanziellem Aufwand vorangetriebenen Planungen für einen in alle Himmelsrichtungen offenen, von großzügigen Parkanlagen durchzogenen Bamberger Osten. Dennoch ändert sie nichts an der positiven Einschätzung der Stadtverwaltung. "Die Schule ist ein Glücksfall für Bamberg", sagt Harald Lang vom Konversionsamt. Was die Stadt erfreut, ist neben den wirtschaftlichen Effekten einer Schule mit 2100 jungen Menschen die Aussicht, dass damit eben jene Wehrmachtsgebäude an der Zollnerstraße sowie die großen Sportstätten am Berliner Ring eine Nachnutzung erfahren, für die es bislang noch keine konkreten Vorstellungen gab.


Fällt der Lindenanger aus?

Auch für die zum 31. Januar geplante Übernahme des restlichen Kasernengeländes durch die Stadt könnte der Zeitdruck des Bundes wie ein Katalysator wirken, hofft man im Rathaus. Bekanntlich soll die Schule mit anfangs 700 Anwärtern in knapp zehn (!) Monaten eröffnet werden. Freilich: Welche Häuser vom Bund genutzt werden und welche die Stadt langfristig erwerben kann, vermag derzeit niemand mit Gewissheit zu sagen, weil die Tauglichkeitsprüfung der Liegenschaften gerade erst läuft. Wie man hört, kann es sogar sein, dass neben den beiden ehemaligen US-Schulen nun auch die 13 Wohnblocks des Lindenangers gebraucht werden und anders als von der städtischen Politik versprochen nicht für die Wohnungen zur Verfügung stehen.

Wie überstürzt die Beschlüsse im Ausnahmejahr 2015 erfolgt sind, kann man auch daran ablesen, dass das Bundesinnenministerium Anfang der Woche mit der Aussage überraschte, wonach die endgültige Entscheidung für Bamberg noch gar nicht getroffen sei. Im Rathaus interpretiert man diese Feststellung als Hinweis auf die formalen Voraussetzungen der Ansiedelung: Die für Bamberg fest stehende Vorentscheidung sei erst dann unwiderruflich, wenn der Bund als Mieter und die Bundesanstalt für Immoblienaufgaben als Vermieterin einen Vertrag unterzeichnet hätten. Dies soll Ende des Jahres, möglicherweise auch erst Anfang 2016 erfolgen, so dass es sehr schnell gehen müsste, damit Bamberg wunschgemäß Ende Januar die Restflächen kaufen kann.

Eine Besonderheit der Bamberger Polizeischule wird sein, dass sie vom ersten bis zum dritten Ausbildungsjahr von 700 auf 2100 Schüler wächst, um dann wieder auf ein Normalmaß von 400 zu schrumpfen. Diese Entwicklung resultiert aus der Tatsache, dass 3000 neue Bundespolizisten eingestellt werden sollen - eine Folge der Flüchtlingskrise.Was bedeutet dies für Bamberg? Eliche Gebäude werden nach anfänglicher Nutzung wieder frei und können anderweitig genutzt werden. Gleichzeitig plant der Bund auch Neubauten wie etwa eine unterirdische Schießanlage.

Wie arbeits- und kostenintensiv der Umbau von Kasernengebäuden ist, lässt sich derzeit an der Pines-Siedling, künftig Föhrenhain, ablesen. Dort investiert die Stadtbau eine zweistellige Millionensumme in 110 Wohnungen auf vier Hektar Fläche. Der Bedarf der Bundespolizei dürfte nach ersten Einschätzungen leicht das Zehnfache davon umfassen.

In der Bevölkerung wurde die Nachricht, dass eine Polizeischule in Bamberg aufgebaut werden soll, überwiegend mit Wohlwollen registriert. Es gibt freilich auch Kritiker eines solchen Riesenvorhabens. Heinrich Schwimmbeck, Stadtrat der Bamberger Linken, fürchtet, dass die Ansiedlung der Bundespolizei nun auch die letzten Hoffnungen vieler Menschen in der Region auf preiswerten Wohnraum zunichte macht. Auch die wirtschaftlichen Effekte der Polizeiakademie dürften nicht überschätzt werden, weil die jetzt in Rede stehenden Investitionskosten natürlich auch dann fließen müssten, wenn die Kasernengebäude zu Wohnungen umgebaut würden.

Schließlich glaubt Schwimmbeck auch nicht an das Argument der wachsenden Steuereinnahmen: "Man kann wohl davon ausgehen, dass die durchschnittliche Steuerkraft der einheimischen Bevölkerung höher ist als die von Polizeianwärtern."