Was wird aus dem "Atrium"? Projektentwickler tüfteln angeblich hinter verschlossenen Türen, im Rathaus gibt es Gedankenspiele .
Die große Glastür ist einfach zu. Ein Hinweis, dass das Einkaufszentrum geschlossen ist, fehlt auch nach fast drei Jahren des Beinahe-Leerstands. Das ist ärgerlich für Ortsunkundige wie ein Paar mittleren Alters, das am Mittwoch einen Bummel im "Atrium" machen wollte. "Man könnte ja wenigstens hinschreiben, dass das Haus zu ist", merkten die Zwei an.
Dabei hätte man gestern meinen können, dass sich endlich etwas tut: Zwei Männer machten sich mit Hilfe eines Hubsteigers an der Hauptfassade des "Atrium" zu schaffen. Auf Nachfrage wurde klar: Sie waren beauftragt, den CineStar-Schriftzug zu erneuern.
Das Kino ist, zusammen mit Schilder Schlegler, der letzte verbliebene Mieter. Beider Mietverträge sind weiterhin ungekündigt.
Auf Neuigkeiten von der international agierenden Eigentümer-Gesellschaft warten nicht nur die Mieter seit Jahren. Auch im Rathaus und beim Stadtmarketing-Verein ist man alles andere als glücklich mit dem aktuellen Zustand.
Doch die Hoffnungen, die namentlich Citymanager Klaus Stieringer an den Wechsel des Projektentwicklers im vergangenen Jahr geknüpft hatte, haben sich nicht erfüllt. Bei der seither zuständigen Fokus Development GmbH in Duisburg wiederum heißt es auf Anfrage, man arbeite weiter an einem Konzept zur Wiederbelebung des Einkaufszentrums am Bahnhof. Es würden Gespräch laufen, doch die seien vertraulich, sagte Pressesprecherin Eva Katrin Maier.
Dass erst kürzlich eine Unterredung zur Zukunft des "Atrium" stattfand, bestätigt Ruth Vollmar, die Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung. Ergebnisse gab es nach ihren Worten nicht.
Es ist kein Geheimnis, dass man sich im Rathaus Alternativen zu einer Shoppingmall vorstellen kann: zum Beispiel den schon lange geplanten Regionalen Omnibus Bahnhof (ROB).
Gedankenspiele der Stadt
Einerseits. Andererseits spielt der massige Baukörper eine Rolle im Lärmschutzkonzept des Baureferates in Verbindung mit den Ausbauplänen der Bahn. Das Einkaufszentrum würde wie eine Lärmschutzwand funktionieren, gibt Claus Reinhard, der Sprecher des Baureferenten, zu verstehen.
"Alles hängt mit allem zusammen", kommentiert Ulrike Siebenhaar von der Rathaus-Pressestelle die abweichenden Auskünfte aus zwei städtischen Ämtern. Die Gedankenspiele, den ROB nicht zwischen Bahnhof und Zollnerstraße zu schaffen sondern zwischen Bahnhof und Pfisterbrücke, bringt sie in Verbindung mit dem ebenfalls anstehenden Neubau der Bahnunterführung der Zollerstraße.
Ob sich der ROB dort realisieren lässt, hänge auch von der Frage ab, inwieweit sich die Verkehrssituation busfreundlich gestalten lasse. Doch diese Frage ist noch genauso offen wie die, was aus dem "Atrium" wird. Vielleicht die nächste unendliche Geschichte?
Man könnte doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und die Idee eines Regionalen Omnibusbahnhofs, der dringend benötigt wird, umsetzen, ohne das Gebäude komplett abzureißen. Das wäre schon im Hinblick auf die oben befindlichen Kinosäle vernünftig. Vielleicht wäre es möglich, das Erdgeschoss bis auf Stützen zu entkernen und den ROB quasi unter dem 1. Stock des Atriumgebäudes zu realisieren. Dann hätten die Busse genügend Platz, in Bahnhofsnähe zu halten, und die Fahrgäste hätten noch dazu bei schlechtem Wetter ein Dach über dem Kopf. Vielleicht könnte man im 1. Stock dann wieder einige Läden vermieten.