Bamberger Polizeichef geht zum Präsidium nach Bayreuth

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Udo Skrzypczak vor dem Gebäude der Polizeiinspektion Bamberg Stadt in der Schildstraße Foto: Matthias Hoch
Udo Skrzypczak vor dem Gebäude der Polizeiinspektion Bamberg Stadt in der Schildstraße  Foto: Matthias Hoch

Der bisherige Bamberger Polizeichef Udo Skrzypczak hat heute (30.03.16) seine Amtseinführung als neuer Polizeivizepräsident im Polizeipräsidium Oberfranken.

Auf die Frage, warum er eigentlich Polizist geworden ist, lächelt Udo Skrzypczak. Dann sagt er: "genetische Vorbelastung". Der Großvater war Polizist, der Vater und sogar der ältere Bruder. Ein Beruf, den Skrzypczak als kleiner Junge vorgelebt bekommen und für sich entdeckt hat - schon im Sandkasten. "Ich habe als Kind die Geschichten nachgespielt, die der Papa, der bei der Verkehrspolizei war, erzählt hat."

Aus dem Spiel des Kindes wurde der ernsthafte Berufswunsch des Mannes: 1978 startet der gebürtige Coburger mit dem Polizeidienst. Seine Laufbahn beinhaltet Stationen in München und Münster, aber auch in seiner Heimat Coburg, wo er von 1995 bis 2000 Stellvertreter des Leiters der Polizeidirektion war. Es folgte ein Zwischenspiel beim Polizeipräsidium Oberfranken in Bayreuth. Dort arbeitete er zwei Jahre im Stab des Präsidenten. Danach ging es 2002 wieder zurück nach Coburg, diesmal als Chef.

Sieben Jahre später der Wechsel nach Bamberg: Am 1. Oktober 2009 wurde Udo Skrzypczak Leiter der Polizeiinspektion Bamberg Stadt. Die größte in Oberfranken, aber auch die am höchsten belastete, wie er sagt. Skrzypczak redet vom "Brennpunkt Bamberg". Was meint er damit? Die Stadt habe eine Zentralfunktion für die Region. Es gebe viele Veranstaltungen, zumal ziehe Bamberg als "Bierstadt" etliche Besucher an. "Alkohol spielt eine große Rolle", sagt der 55-Jährige. Und: Der Dienst habe sich durch die sogenannte Ankunfts- und Rückführungseinrichtung für Asylbewerber mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit (ARE) verändert. "Wir wollten von Anfang an Präsenz auf der Straße zeigen und Gerüchte entkräften", so Skrzypczak. "Gott sei Dank sind wir personell verstärkt worden."


Stolz auf die Kollegen

Der scheidende Polizeichef ist stolz auf "seine" Leute: Die Kollegen müssten schnell umschalten können. Wenn es etwa bei einem Einsatz darum gehe, Schlägereien zu schlichten. Beim nächsten ist dann, etwa bei Abschiebungen, ein besonders sensibles Vorgehen gefragt. Ein bis zwei Mal pro Woche ist die Polizei mit rund 60 bis 70 Beamten in der ARE, um Abschiebungen durchzuführen. Morgens um halb sechs. Das heißt auch: "Koffer packen und Windeln wechseln", sagt Skrzypczak.

Die ARE nennt er nicht auf die Frage, welche Erlebnisse ihm in seiner rund sechsjährigen Dienstzeit negativ im Gedächtnis geblieben sind. Stattdessen: "Belastend waren Versammlungslagen. Besonders, was die rechte Szene angeht." Man habe stets mit Störungen und Spontanaktionen rechnen müssen. "Außerdem mussten wir der Bevölkerung klar machen: Wir schützen nicht bestimmte politische Richtungen, sondern das Versammlungsrecht."

Auch etwas anderes, was kaum nach außen dringt, hat den 55-Jährigen bewegt: Er spricht von "tragischen Ereignissen im Mitarbeiterbereich". Da waren Kollegen, die im Einsatz verletzt wurden. Aber auch solche, die Suizid begangen haben. Skrzypczak: "Auch Polizisten sind Menschen. Wenn man nicht mehr weiter weiß, darf man das sagen."

Trotzdem sei der Beruf nach wie vor attraktiv. Auf eine Stelle kämen sechs Bewerber. Skrzypczak mag "die Arbeit am Menschen" und dass es "kein Schreibtischberuf" sei. Auch als Leitender Polizeidirektor war er regelmäßig draußen, vor allem bei politischen Versammlungen oder Sondereinsätzen, wie dem Besuch des Bundespräsidenten vor kurzem.

Wo man Skrzypczak ebenfalls regelmäßig antraf: Beim Basketball. Die Antwort kommt sofort auf die Frage nach schönen Erlebnissen während seiner Bamberger Zeit. Ob in der Brose-Arena oder beim Public Viewing, bei den Basketball-Großveranstaltungen seien Aggressionen so gut wie nicht vorhanden. In der Arena will sich Skrzypczak, der nach eigenen Worten erst in Bamberg von der Basketball-Begeistertung "infiziert" wurde, weiterhin blicken lassen.

In guter Erinnerung behält er die Landesgartenschau 2012, der zwar ein aufwendiges Sicherheitskonzept vorangegangen war. Umso schöner sei aber dann die Schau gewesen.
Doch warum verlässt Skrzypczak Bamberg überhaupt? Weil er gefragt wurde. Von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, der einen Nachfolger für Werner Mikulasch suchte, der in den Ruhestand geht.

Mit dem Posten des Polizeivizepräsidenten in Bayreuth übernimmt Skrzypczak auch dessen Aufgaben. Da geht es um die Weiterentwicklung der polizeilichen Strategie für Oberfranken, was zum Beispiel Themen wie Wohnungseinbrüche, den Drogenschmuggel über die tschechische Grenze oder die "Kriminalitätsroute A9" betrifft. Natürlich wird auch die Flüchtlings- und Integrationsfrage eine Rolle spielen. "Aber man muss auch dafür sorgen, dass in Regionen wie dem Frankenwald oder dem Fichtelgebirge der Weg des Bürgers zum nächsten Polizeibüro nicht zu weit ist", sagt Skrzypczak.


Sicherheit in der Stadt

Als Bamberger Polizeichef war er dagegen verantwortlich für "alle polizeilichen Sicherheitsbelange in der Stadt". Streifendienst, Ermittlungen, Verkehrsunfälle, Großveranstaltungen und Personaleinsatz standen auf der Agenda. "Wir hatten mal ein Jahr, da waren acht Kolleginnen zeitgleich schwanger", erinnert sich Skrzypczak - eine besondere Herausforderung in Hinblick auf Schichtarbeitszeiten und Teilzeitwünsche.

Doch mit solchen Fragen wird sich Skrzypczaks Nachfolger in Zukunft beschäftigen. Um wen es sich handelt, ist noch nicht offiziell. Skrzypczak jedenfalls blickt zufrieden zurück. "Es war eine sehr wichtige und schöne Zeit in Bamberg."