Bamberger Michelskirche: Zustand noch schlimmer

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Von außen ist ihr der extreme Sanierungsbedarf nicht anzusehen: Die Bamberger Michaelskirche mit (v. l.) Bambergs Finanzreferent Bertram Felix , Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Werner Hipelius (CSU). Foto: Matthias Hoch
Von außen ist ihr der extreme Sanierungsbedarf nicht anzusehen: Die Bamberger Michaelskirche mit (v. l.) Bambergs Finanzreferent Bertram Felix , Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Werner Hipelius (CSU). Foto: Matthias Hoch
Dieser Schaden im Gewölbe von St Michael zog im November 2012 die Schließung der Kirche nach sich. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Dieser Schaden im Gewölbe von St Michael zog im November 2012 die Schließung der Kirche nach sich.  Foto: Ronald Rinklef/Archiv
 

Auf dem Michelsberg droht die teuerste Kirchenbaustelle Bambergs. An anderer Stelle des ehemaligen Klosters läuft die Sanierung.

Die wegen Bauschäden geschlossene Michelskirche droht zur teuersten Kirchenbaustelle weit und breit zu werden. Im Rathaus rechnet man damit, dass die Sanierung kostspieliger und womöglich auch langwieriger ausfällt als es die der Bamberger St. Getreukirche und der ehemaligen Ebracher Klosterkirche waren.

Zum Vergleich: Erstere wurde 15 Jahre lang in Stand gesetzt und kostete 2,7 Millionen Euro, in Ebrach wurden in elf Jahren rund 12 Millionen Euro investiert.

Der Zustand der Michelskirche ist noch schlimmer als befürchtet. Finanz- und Stiftungsreferent Bertram Felix beruft sich auf rund 30 Fachgutachten, die bei der Stadt inzwischen vorliegen und Aufschluss geben sollen über die Ursachen der massiven statischen Schäden, die die ehemalige Klosterkirche aufweist.


Demnach gibt es so gut wie "nichts, was noch ganz ist und was nicht einer grundlegenden Restaurierung bedarf". Von "Totalschaden" zu sprechen ist laut Felix nicht übertrieben.

Dauer der Sperrung unabsehbar

Seitdem Anfang November 2012 ein Teller großer Putzbrocken aus dem Gewölbe ins Kirchenschiff fiel, ist das im Barock umgebaute Gotteshaus für die Öffentlichkeit komplett geschlossen. Nur Fachleute dürfen das für die Denkmalstadt Bamberg so bedeutsame Bauwerk bis auf weiteres noch betreten. Auch das nur mit Bauhelm, weil Gefahr in Verzug ist.

Wann in St. Michael wieder Gottesdienste gefeiert und geheiratet werden kann und Besucher den "Bamberger Himmelsgarten", das einmalige Deckengemälde mit seinen über 600 Pflanzendarstellungen, bewundern können? Niemand weiß es.

So wie es aussieht, kann frühestens Anfang bis Mitte 2015 überhaupt erst mit der konkreten Planung der Vorgehensweise begonnen werden. Anschließend müssen die genauen Kosten ermittelt werden. Erst danach folgen die vermutlich langwierigen Gespräche mit potenziellen Geldgebern.

Eine riesige Herausforderung

Dass die Stadt beziehungsweise die von ihr verwaltete Bürgerspitalstiftung als eigentliche Eigentümerin der ehemaligen Klosterkirche mit dieser Aufgabe überfordert sind, ist kein Geheimnis. Schon die "normale" Sanierung der Kirche, die seit Jahren im Gespräch ist, hätte die finanziellen Möglichkeiten der Institutionen vor Ort gesprengt und wäre nur mit Hilfe von Sponsoren zu stemmen gewesen.

Seit November 2012 hat die Herausforderung eine neue Dimension bekommen. Sicher ist: Das zweisprachige Schild "Betreten der Treppe und der Kirche verboten! Keep off!", das am Fuß der Freitreppe montiert ist, wird auf noch unbekannte Zeit gebraucht werden.

Die geschlossene Kirche war am Mittwoch der Treffpunkt zu einem Rundgang, zu dem Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Werner Hipelius (CSU) Medienvertreter eingeladen hatten.

Nicht das Sorgenkind St. Michael stand im Mittelpunkt, sondern gute Nachrichten: Die Stadtspitze stellte vier, so Starke, "herausragende Projekte" vor, die mit Millionen aus dem Investitionsprogramm Nationale Unesco-Welterbestätten in Angriff genommen wurden:
1. das ehemalige Benediktinerkloster St. Michael, soweit es die Gebäude im Umgriff der Kirche angeht,
2. die ehemalige Benediktiner-Propstei unterhalb der St. Getreu-Kirche, die am 26. September als neue städtische Musikschule eingeweiht werden soll,
3. die "Tabakscheune" samt Gartenhaus, ein einmaliges Kleinod zwischen Weide und Graf-Stauffenberg-Platz, und
4. das barocke Wohnhaus Nürnberger Straße 2.
Laut Finanzreferent Felix fließen fast 18 Millionen Euro in diese Projekte. Das Geld aus den Konjunkturförderprogrammen des Bundes hatte in Bamberg seinen Worten zufolge den gewünschten Erfolg: Es werden wichtige Denkmäler saniert und die Baubranche erhielt - nach der größten Wirtschaftskrise, die die Welt seit 1945 erlebte - lukrative Aufträge, die sonst ausgeblieben wären.

Wo die Millionen wie verwendet wurden - das veranschaulichte der Rundgang recht eindrucksvoll. FT-Leser kennen jede der vier Baustellen aus bereits im Lokalteil erschienenen Berichten. Dem aktuellen Stand der Arbeiten werden wir eine kleine, reich bebilderte Serie in den nächsten Tagen und Wochen widmen.