Nach einem Gespräch am 23. Dezember scheint der geplante Griff der St. Getreu-Stiftung in den Klingelbeutel der Gottesdienstbesucher vom Tisch. Wenn auch die Kirchenverwaltung zustimmt, will die Dompfarrei wieder Gottesdienste in St. Getreu feiern.
Der Weihnachtsfrieden zwischen der Stadt und der Dompfarrei scheint wieder hergestellt. Bei einem eilends anberaumten Gespräch am gestrigen Montag hätten sich beide Seiten über die Bedingungen für die weitere Nutzung der St. Getreu-Kirche geeinigt. Das teilten Ulrike Siebenhaar für die Stadtverwaltung und Bistumssprecher Harry Luck für die Dompfarrei am Nachmittag mit.
Es war Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), der auf die Dompfarrei zugegangen ist und um eine klärende Unterredung bat. Anlass waren Medienberichte über einen aus Sicht der Dompfarrei inakzeptablen Nutzungsvertrag für die St.Getreu-Kirche.
Er sah neben einer Monatspauschale von 100 Euro vor, dass der Inhalt des Opferstocks und 30 Prozent jeder Kollekte an die Eigentümerin des Gotteshauses abzutreten sind.
Eigentümerin ist die St. Getreu-Stiftung, welche von der Stadt verwaltet wird.
Das besondere Besitzverhältnis geht auf die Enteignung kirchlichen Eigentums vor gut 200 Jahren zurück. Damals fielen der Stadt noch zwei weitere Gotteshäuser zu: St. Elisabeth und St. Michael. Als städtischer Finanzreferent ist Bertram Felix in Personalunion der Stiftungsreferent.
Felix wohnte der gemeinsamen Pressemitteilung zufolge dem Gespräch bei, zu dem Dompfarrer Gerhard Förch und Kirchenpfleger Andreas Steck ins Rathaus kamen. Über den Inhalt der "vorläufigen Einigung" wurden keine Details bekannt. Siebenhaar versicherte auf Nachfrage jedoch, dass der geplante Griff in den Klingelbeutel vom Tisch sei.
Man habe zudem vereinbart, "konstruktiv im Gespräch zu bleiben, um die Nutzung der St.
Getreu-Kirche für die Gläubigen auch in Zukunft zu ermöglichen".
Laut Luck und Siebenhaar stellten die Repräsentanten der Stadt in dem Gespräch gegenüber der Dompfarrkirchenstiftung klar, dass die St. Getreu-Stiftung einen angemessenen Beitrag zu den Betriebskosten verlangen müsse, wenn sie nicht gegen stiftungsrechtliche Vorschriften verstoßen wolle. Es gehe darum, das Stiftungsvermögen, in diesem Fall eine der bedeutendsten Bamberger Kirchen, zu bewahren.
Außerdem heißt es in der Pressemitteilung, dass man bisher "lediglich Vorschläge ausgetauscht habe und keine unverhandelbaren Positionen eingenommen worden waren".
Allerdings hatten der Dompfarrer und die Kirchenverwaltung angesichts der ihnen präsentierten Vereinbarung entschieden, ab 2014 auf Gottesdienste in der St. Getreu-Kirche zu verzichten. Ersatzweise sollen diese in der Kirche St. Jakob stattfinden.
Eine entsprechende Medieninformation hatte die Erzbischöfliche Pressestelle am Freitag verbreitet.
Und dabei bleibt es vorerst auch, bis die Kirchenverwaltung der Dompfarrei dem vorläufigen Gesprächsergebnis zugestimmt hat. Sie tagt erst wieder nach den Weihnachtsferien.
CSU reagierte empört Mit dem offenbar erzielten Kompromiss nahm Starke der CSU-Fraktion einigen Wind aus den Segeln. Sie hatte umgehend auf den FT-Bericht "Stadt will an den Klingelbeutel" vom Samstag reagiert, von einem empörenden Ansinnen gesprochen und den Antrag an den OB gestellt, "von diesem unsinnigen Nutzungsvertrag abzulassen".
Kontrovers wird das Thema von unseren Lesern auf Infranken.de diskutiert. Einige stärken der Kirche den Rücken, andere finden es in Ordnung, wenn die Stadt bzw.
die St.Getreu-Stiftung Geld für die Bereitstellung eines ihr gehörendes Bauwerks haben will. Nachfolgend einige Auszüge aus den Online-Kommentaren.
Kommentare pro und contra So schreibt J. Wildenauer: "Manches ist da etwas eigentümlich, aber . . . ich finde, dass z.B. die zweckbestimmten Kollekten nicht durch eine zweckfremde Abgabe abgeschöpft werden dürfen - hier z.B. 30 Prozent an die Stiftung. Und die ,peinliche Idee' ist sicher in Köpfen hochgebildeter Juristen aber ohne Sozialkompetenz gewachsen."
"ebrueckner41" findet: "Herr Starke sollte sich schämen, dass solche Vorschläge mit Griff in den Klingelbeutel überhaupt aus seiner Verwaltung entspringen können."
Infranken-Leser "Obacht" schlägt der Stadt vor, "ihre St.-Getreu-Kirche als Museum zu betreiben und zu verwerten.
Dazu gehört es, Eintrittsgeld und Nutzungsentgelt zu kassieren. Das Ansinnen, am Opfergeld der Besucher beteiligt zu werden, ist unverschämt, es sei denn, die Kollekte (oder der Opferstock) ist ausdrücklich für den Unterhalt des Gebäudes bestimmt".
Der "Durchblicker" verteidigt Kommune bzw. St.Getreu-Stiftung: "In Deutschland knöpft die Kirche, ob evangelisch oder katholisch, jedem Arbeitnehmer monatlich Geld ab, nur weil die Eltern dies im Kleinkindalter beschlossen hatten. . . Dann soll die Kirche sich auch nicht zieren, einen Obolus für Gebäudenutzung zu entrichten, wenn diese Gebäude nicht in ihrem Besitz sind."
Leser "kwz" fragt: "Wo ist das Problem? Jeder, der städtische Einrichtungen nutzen will, muss dafür bezahlen. . . statt einer festen Gebühr oder Pauschale ist eine Einnahmen bezogene Beteiligung mehr als gerecht".
Andreas Stenglein schlägt vor: "Die Stadt soll die Kirche der Dompfarrei schenken - dann ist sie aus dem Dilemma heraus."
es geht um 100 Euro mtl und evtl. um 20 Euro zusätzlich. Eine Vergeutung von Arbeitszeit, so kann man auch Geld vernichten. Effektivität sieht anders aus.
mit dem empfundenen und dem gesetzlichem Recht.
♦ Was soll uns dieser inhaltsleere Beitrag sagen?
Es wurde angedacht, vereinbart im Dialog zu bleiben, gefordert von
unsinniger Nutzung ab zu lasen .....
Wenn Vorschläge "ohne weitere Angaben zu einem Konsens"
ausgetauscht wurden?
- Bei dem Griff in den Opferstock gebe ich allen Kritikern recht, das ist
wirklich ein "Schwank" der Stiftung und ja offenbar intelligenter gelöst.
♦ Hat der OB Starke nichts besseres zu tun, als der Kirche Nachhilfeunterricht
zum gesetzlichen Auftrag und Verhalten von Stiftungen zu geben?
♦ Wie anmaßend will sich die Kirche denn noch geben? Alles fordern, vieles
nutzen und die Hände bei den "Schäfchen" aufhalten.
♦ "CSU reagierte empört" - hat jemand von den schwarzen Polithansels
etwas anderes erwartet.?
Ich bin gespannt, ob wir vom Ausgang der Beratungen noch 'mal was hören.
Wohl eher nicht, da die Kirche wohl ab 2014 auf die Nutzung von "St. Getreu"
verzichten will.
m.f.G.