Bamberger Klimabotschafter im Neuschnee

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BN-Kreisvorsitzender Heinz Jung dankte in Badehose den Wettkandidaten (von links) Paul Maar, Godehard Ruppert, Hans-Martin Lechner und Marietta Eder. Foto: Marion Krüger-Hundrup
BN-Kreisvorsitzender Heinz Jung dankte in Badehose den Wettkandidaten (von links) Paul Maar, Godehard Ruppert, Hans-Martin Lechner und Marietta Eder.  Foto: Marion Krüger-Hundrup

Der Bund Naturschutz und seine Bamberger Bündnispartner haben ihre Wette gewonnen. Trotzdem stand der BN-Kreisvorsitzende in Badehose auf dem Domplatz.

Jetzt war gerade am Samstagvormittag so gar nichts von Klimaerwärmung zu spüren. Die Temperaturen waren frostig, es schneite. Nur einen fröstelte es anscheinend nicht: Heinz Jung, Vorsitzender der Kreisgruppe Bamberg des Bund Naturschutz in Bayern.

Unverdrossen stand er auf dem Domplatz in Badehose und kurzärmeligem T-Shirt: "Als ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen, die bereits unter dem Klimawandel leiden und deren Leben eben auch verdammt unangenehm geworden ist, bis hin zum Tod", erklärte Jung seinen halbnackten Auftritt.

Dabei hätte es - streng genommen - so einer Demonstration gar nicht bedurft. Denn der Bund Naturschutz und seine örtlichen Bündnispartner wie Greenpeace, Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft oder Attac hatten ihre Wette anlässlich der Weltklimakonferenz in Paris (vom 30. November bis 11. Dezember) klar gewonnen.


Mutiger Wetteinsatz

Der Wetteinsatz war ebenso eindeutig: Wenn nicht mindestens drei Persönlichkeiten als Klimabotschafter aufgetreten wären, wäre die Wette verloren, und die Vorstandsmitglieder der beteiligten Organisationen hätten unabhängig vom Novemberwetter in Badekleidung eine eigene Botschaft an die Politiker richten müssen.

Es fanden sich gleich vier Promis am einstigen symbolischen "Mittelpunkt der Welt" ein, an dem früher die Tattermannsäule auf dem Domplatz stand: Kinderbuchautor Paul Maar, Universitäts-Präsident Godehard Ruppert, der evangelisch-lutherische Dekan Hans-Martin Lechner und die Regionssekretärin des Deutschen Gewerkschafts-Bundes (DGB), Marietta Eder.

Die beiden weiteren Wunsch-Botschafter, Erzbischof Ludwig Schick und Bachmannpreisträgerin Nora Gomringer, hatten sich aus terminlichen Gründen entschuldigt. Der Erzbischof etwa war als einer der Schirmherren des Ökumenischen Pilgerweges für Klimagerechtigkeit in Paris.

In der französischen Hauptstadt wollen sich von heute an 195 Staaten auf Maßnahmen zur Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs verständigen. Der Verhandlungsprozess war bereits 1992 in Rio de Janeiro gestartet worden, seit 1995 gibt es jährliche Konferenzen. Die Erderwärmung gilt als eine der wichtigsten Ursachen für Umweltkatastrophen, etwa Überschwemmungen und Dürreperioden, sowie in der Folge für globale Flüchtlingsbewegungen.

Der Bund Naturschutz und seine Mitstreiter forderten im Rahmen ihrer Wette die Regierungen dazu auf, schnellst möglich die energetische Nutzung der fossilen Energieträger Kohle, Öl und Gas zu beenden. Die weltweite Verringerung der Kohlendioxid-Emissionen sei die "schwierigste umweltpolitische Aufgabe", hieß es in einer Stellungnahme. Hauptopfer der Wetterextreme seien Menschen aus den ärmsten Regionen der Welt.

Klimabotschafter Hans-Martin Lechner führte in seinem Statement rund 20 Millionen Menschen an, die in diesen Tagen klimabedingt auf der Flucht seien: "Wenn die Erderwärmung ungebremst weiter geht, dann steigt diese Zahl bis 2030 auf bis zu 200 Millionen an", prophezeite der Dekan.
Es gehe darum, der Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung im gesellschaftlichen Handeln und im persönlichen Lebensstil gerecht zu werden: "Das gilt für alle Christen und Mitbürger, in gleicher Weise für die leitenden Personen in der Staatengemeinschaft."

Auch Paul Maar sieht beileibe nicht nur die Regierenden in der Pflicht zu handeln, sondern jeden einzelnen. Kurz und knackig formulierte der Schriftsteller und "Vater" des "Sams" seine Forderung: "Ich plädiere für das Tempolimit 130 auf Autobahnen, auch wenn es nicht populär ist."

Godehard Ruppert nannte die Wissenschaft "die Instanz, die der Menschheit die richtigen Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise aufzeigen kann". Ein Problem sei nur, dass diejenigen, die Forschungsprojekte bezahlen würden, diese auch umsetzen müssten.

Das eigentliche Problem schlechthin ist nach den Worten des Uni-Präsidenten aber ein ganz anderes: "Jeder empfindet sich als Nabel der Welt, das muss an diesem historischen Ort gesagt werden."

DGB-Frau Marietta Eder warnte davor, Klima und Menschen gegeneinander auszuspielen. "Es ist fünf vor zwölf, um Gerechtigkeit herzustellen." So gebe es zum Beispiel keine guten Arbeitsbedingungen bei den Auswirkungen des Klimawandels.