Vor zehn Jahren trat der Bürgerparkverein mit dem Ziel an, das Bewusstsein der Bamberger für "ihren" Hain zu schärfen. Viele wüssten die Anlage ja zu schätzen, sagt Vereinsvorsitzender Alfred Schelter, aber leider noch nicht alle.
Jedes Kind in Bamberg kennt den Hain. Dass er ein einzigartes Gartendenkmal und wertvolles Artenschutzgebiet ist, hat sich noch nicht zu allen herumgesprochen. Noch immer gibt es Vandalismus, bleibt Müll achtlos liegen, wird die Natur gestört.
Das Bewusstsein der Menschen für "ihr" grünes Wohnzimmer stärken will der Bürgerpark-Verein Bamberger Hain. Was wurde schon erreicht, welches sind die neuen Herausforderungen? Darüber sprachen wir anlässlich des zehnjährigen Bestehens mit dem Ersten Vorsitzenden, Museumsdirektor a.D. Alfred Schelter.
Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die Wertschätzung des Hains durch seine Nutzer zu steigern. Wo stehen Sie auf dem Weg dahin?Alfred Schelter: Wir sind auf einem guten Weg.
Auch wenn wir mit unseren Veranstaltungen manchmal nur 15 oder 20 Leute erreichen, so sind das doch wertvolle Multiplikatoren, die in der Familie und im Freundeskreis weiter geben, dass der Hain mehr ist als irgendeine öffentliche Grünanlage.
Was ist das Besondere am Hain? Das ist nicht mit einem Satz zu beantworten. Der Hain ist eine der ältesten Bürgerparkanlagen Deutschlands, entstanden ab 1803. Mit seiner im Stile englischer Gärten angelegten Natur, den Bauwerken, Gewässern und den Blickverbindungen, die nach einem idealen Naturbild streben, ist er schlicht und ergreifend hohe Gartenkunst.
Gleichzeitig stellt er ein artenreiches FFH-Schutzgebiet (
FFH steht für Fauna-Flora-Habitat, die Redaktion ) dar.
Einzigartig ist auch, wie Viktor Luster in den späten 1920er Jahren den Botanischen Garten und das Umfeld des Hainweihers in die historische Gartenanlage integriert hat und, dass sie uneingeschränkt zugänglich ist. Nicht zu vergessen: Für die Bamberger ist "ihr Hain" zurecht das unverzichtbare und gut erreichbare "grüne Wohnzimmer".
Was gab 2005 den Ausschlag zur Vereinsgründung?Vor zehn Jahren hatten wir die verrückte Situation, dass selbst vielen Fachleute nicht mehr klar war, wie weit der Hain schon die typischen Gestaltungsmerkmale eines englischen Gartens verloren hatte. Zudem wurde damals gerade das Parkpflegewerk für den Hain fertig, das die Stadt in Auftrag gegeben hatte, damit künftig sowohl der Natur- als auch der Denkmalschutz zu seinem Recht kommen.
Es war Robert Neuberth, der heutige Leiter des städtischen Garten- und Friedhofsamts, der feststellte, dass ohne die Einbindung der Menschen die Umsetzung des Pflegewerks schwierig würde.
Es ist doch so, dass die Menschen nur das schätzen, was sie kennen.
Was waren die bisher wichtigsten Erfolge der Vereinsarbeit?Wir haben einiges geschafft. Hervorzuheben ist die Komplettierung des Eichenrings rund um die Schillerwiese. Heute besteht er wieder aus über 140 Eichenarten- und sorten, wie bei seiner Schaffung durch die Naturforschende Gesellschaft zwischen 1872 und 1875. Unser Ziel war es gewesen, das so genannte Eichenarboretum bis zur Landesgartenschau 2012 zu vervollständigen.
Dank einer überwältigenden Spendenbereitschaft waren wird damit früher fertig.
Auch für neue Ruhebänke ließ sich die Öffentlichkeit begeistern: Es gab und gibt so viele Sponsoren, dass schon fast alle Standorte bestückt sind.
Nicht gleich zu erkennen ist, was der Verein im Stillen leistet. Ich denke da an die vielen Gespräche, auch Interventionen unsererseits, als etwa der Fischpass im Hain angelegt wurde oder eine gastronomische Nutzung des historischen Schleusenwärterhauses zur Landesgartenschau angedacht war. Kurzum: Der Bürgerparkverein hat sich den Status eines Trägers öffentlicher Belange erarbeitet. Darauf sind wir schon ein bisschen stolz.
Wo besteht weiterer Handlungsbedarf?Den sehen wir nach wie vor in der Bewusstseinsbildung. Wir müssen weiterhin versuchen, die Bürger von den Stärken und Qualitäten des Hains zu überzeugen und ihr Interesse dafür zu wecken.
Wir veranstalten pro Jahr drei Vorträge und zwei Exkursionen und bieten auch Führungen durch kompetente Mitglieder an.
Welche größeren Aufgaben hat sich der Bürgerpark-Verein als nächstes vorgenommen?Wir werden uns verstärkt dem Botanischen Garten widmen, damit er diese Bezeichnung auch wieder verdient.
Dabei stehen zwei Dinge im Vordergrund: Erstens muss der Garten so angelegt werden, dass seine Pflege durch das städtische Garten- und Friedhofsamt ohne personellen Mehraufwand möglich ist. Zweitens, soll es neben der klassischen Beschilderung zeitgemäße Informationsmöglichkeiten wie QR-Codes und Apps zur Pflanzenbestimmung geben.
Was kostet die Wiederherstellung des Botanischen Gartens und wer bezahlt das?
Nach der vorliegenden Machbarkeitsstudie gehen wir von über 800 000 Euro aus.
Der Verein beteiligt sich nach seinen Möglichkeiten mit 10 000 Euro. Die Stadt wird etwas beisteuern und hat für die fehlenden Mittel Förderanträge an verschiedene Stiftungen gestellt.
Dankbar sind wir der Messerschmitt-Stiftung: Sie finanziert die Sanierung des so genannten Metznerhäuschens und seine Umwidmung zu einem Mini-Museum.
Wenn Sie sich von den ungezählten Besuchern des Hains etwas wünschen dürften: Was wäre das?Die meisten Nutzer lieben und schützen "ihren" Hain. Es wäre schön, wenn jene, die ihn als ihr grünes Wohnzimmer und ihren Partyraum betrachten, nach dem Fest selbst aufräumen würden . . .
Wünschenswert wäre überhaupt mehr gegenseitige Rücksichtnahme, auch auf die Natur. Aktuelles Beispiel: Es gibt gemähte Liegewiesen im Hain, speziell auch für die Sonnenanbeter.
Sie sollten aber, bitte, nicht ins hohe Gras gehen; dort soll die Natur zu ihrem Recht kommen.
Das Wichtigste zum Bürgerpark-Verein in Kürze
Anliegen Der gemeinnützige Verein will die weitere Sanierung, Wiederherstellung und Pflege des Bamberger Hains als Erholungsstätte sowie als gartenhistorisches Denkmal und gleichzeitiges FFH-Schutzgebiet fördern. Mitglieder zahlen 15 Euro Jahresbeitrag, Schüler, Studenten und Auszubildende nur 5 Euro.
Veranstaltungen Zu den Vorträgen und Exkursionen sind immer auch Nichtmitglieder eingeladen. Bei der nächsten Veranstaltung am 20. Mai geht es um den Fischpass. Treffpunkt ist dort (Parkplatz Hainstraße) um 18 Uhr.
Internet Unter www.buergerparkverein.de gibt es mehr Informationen, das Jahresprogramm und Aufnahmeanträge.
Kontakt Die Vereinsgeschäfte führt der Leiter des städtischen Garten- und Friedhofsamts, Robert Neuberth, Hallstadter Straße 28, 96052 Bamberg, Telefon 871350.
damit der Hain wieder gepflegt aussieht? Und nicht durch wilde Grillpartys mit Unmengen von Müll verunstaltet wird. Das Geld für einen 3. Bürgermeister hätte man sich sparen können zugunsten einer Parkaufsicht. Ich befürchte, es wird sich nichts signifikant ändern. Eine Freude ist es schon lange nicht, durch den Hain spazieren zu gehen.