Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick kritisiert Halloween als "unchristlich" und schlägt eine weltfremde Alternative vor. Wer was feiert, geht niemanden etwas an, auch nicht den Erzbischof. Ein Kommentar.
Wir leben im Jahr 2021. Das heißt, wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Das ist allgemein bekannt. Vielleicht sollte man das dem Bamberger Erzbischof Schick trotzdem noch einmal mitteilen. Der scheint noch in einem der letzten Jahrhunderte steckengeblieben zu sein – in welchem, sei dem Urteil jeder einzelnen Person überlassen.
Jüngst hat er mal wieder Halloween-Feiern kritisiert. Dieser Brauch sei „unchristlich“ und die Gepflogenheiten seien mit „christlichem Leben unvereinbar“. Er zeichnet in einem Interview ein Bild des Grauens, dessen Grundlage man aktuell in Berichten etwa der Polizei vergebens sucht. Aber sei es drum – es ist sicher richtig, dass Halloween kein christliches Fest ist.
Wer was wann feiert, geht niemanden etwas an
Aber genau das ist ja der Punkt: Wir – zumindest die meisten von uns – leben in einer säkularen Gesellschaft, in der viele Entwürfe nebeneinander existieren können und damit auch viele Traditionen. Nur weil Katholik*innen – in ganz Deutschland nur etwa ein Viertel der Bevölkerung – am 1. November ein Fest feiern, heißt das ja nicht, dass alle anderen dies als absoluten Maßstab für ihr Leben nehmen müssen.
Wenn dem Erzbischof das Gruselfest am 31. Oktober, das auf vorchristliche Wurzeln zurückgeht und beileibe nicht ein bloßer Marketinggag der Süßwaren- und Bekleidungsbranche ist – nicht gefällt, ist das sein gutes Recht. Er muss auch nicht die Tür öffnen, wenn es an seiner Tür klingelt. Seine Vorstellungen davon, wie man den Vorabend eines christlichen Festes begeht, das für die meisten Menschen keine Bedeutung hat, weil sie keine praktizierenden Katholik*innen sind, sind an Weltfremdheit aber kaum zu überbieten.
Es bleibt die Frage, warum es inzwischen zur skurrilen Tradition geworden ist, alljährlich darum zu streiten, ob nun Halloween hierzulande gefeiert werden sollte oder nicht. Die normative Kraft des Faktischen gibt Orientierung: Es gibt Menschen, denen dieses Fest Freude bereitet und sie begehen den Tag – schnitzen Kürbisse, dekorieren Haus und Garten und ziehen um die Häuser. Das mag gefallen, das mag missfallen. In einer pluralistischen Gesellschaft hat dies aber ebenso eine Berechtigung wie religiöse Feierlichkeiten am Tag darauf. Was ich am 31. Oktober gerne tue, geht niemanden etwas an, auch nicht den Erzbischof.
Herr Görz, woher kommt plötzlich ihre Offenheit für andere Meinungen, die sie von Herrn Schick einfordern? Ich kann mich noch an ihre absolutistischen Kommentare zum Donaulied oder zur Abschaffung der kostenlosen Tests erinnern. Hängt die Offenheit vielleicht damit zusammen, dass plötzlich Ihre eigene Meinung nicht mehr das Maß aller Dinge ist? Dass jemand, der immerhin 25% der deutschen Bevölkerung vertritt, Ihre Freiheiten einschränken und Ihre Meinung als falsch darstellt? Herr Görz, wie wäre es mal mit etwas Selbstreflexion?
Die sollen doch endlich mal ihre Livestreams der Gottesdienste aus dem Bamberger Dom professional machen. Das heißt unter anderem auch: Endlich mal ein gescheiter Ton. Das kostet natürlich was wenn man die Livestreams professionell produzieren lässt, will man sich aber anscheinend sparen.
Schick regt sich doch jedes Jahr darüber auf, wenn ich mich nicht irre.
Aber natürlich, lieber Herr Görz. Es geht ihn nicht an. Es geht niemanden etwas an. Warum sollten wir keine amerikanischen "Feiertage" feiern? Zumal sind sie überhaupt nicht wirklich amerikanisch, sondern ursprünglich europäisch, nur von den Amerikanern genommen, bis zur Unkenntlichkeit verdreht, kommerzialisiert und zu einer Spötellei unserer hundertjährigen Glaubenssätze und Traditionen gemacht. Ein billiger Kitsch, der den Umsatz verschiedener Unternehmen ankurbeln soll. Gehen wir doch einen Schritt weiter, warum nicht die "wahren amerikanischen Feiertage" feiern? Wie wäre es mit Thanksgiving? Lasst uns alle einen Truthahn essen in Erinnerung an die unzähligen Indianer, die den Fehler gemacht haben, die frühen Pilger zu retten, damit sie sie alle umbringen und ihr Land erobern können. Die Indianer selbst, die die übrig geblieben sind, halten es für die ultimative Hipokrisie, aber es geht sie nicht an, wie Sie sagen. Was ist mit dem Unabhängigkeitstag? Wie wäre es wenn wir einfach alles amerikanishes übernehmen und heiligen. Lasst uns alle die Klappe halten und alles feiern, was der große Bruder auf der anderen Seite des Ozeans auf uns wirft. Denn wir befinden uns im 21. Jahrhundert. Das ist grund genug. Wen interessieren noch unsere eigenen Traditionen und Werte, die Hunderte von Jahren existierten, bevor irgendjemand überhaupt davon träumte, Amerika zu erschaffen. Lasst uns alle den amerikanischen Kitsch feiern. Und da wir da sind, warum nur die amerikanischen? Schnappen wir uns einfach alle, machen das ganze Jahr zu einem wunderbar kitschigen Fest und feiern, weil wir im 21. Jahrhundert leben. Wer kümmert sich noch um Traditionen, Kultur und nationale Identität. Das geht uns nicht mehr an.
Wann verklickert jemand mal diesem Himmelskomiker, dass "Halloween" eine sprachliche Verballhornung von "All Hallow' s evening", zu deutsch in etwa "Allerheiligenabend", ist, womit ein christlicher Zusammenhang SEHR WOHL gegeben ist? Diskussionswürdiger finde ich eher, WIE man dieses Fest begeht, besonders hinsichtlich der Süßigkeitenabpressung: selbst in den USA ist die nur dort legitim, wo im Fenster oder vor der Haustür ein Jack O' Lantern steht, kurz: jene kunstvoll geschnitzten Kürbislaternen. NEIN, die sind nicht nur bloße Deko, sondern eben auch ein Zeichen. Ich habe ja weiß Gott nichts dagegen, wenn man ein Fest aus einem anderen Kulturkreis übernimmt, dann aber bitte komplett mit allen Erscheinungen, und nicht mit der dummdeutschen Rosinenpickerei.