Bamberger Erzbischof: "Den Mohr wird es weiterhin geben"

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Unter den Sternsingern, die zum Auftakt der 59. Aktion Dreikönigssingen am Wochenende in den Dom kamen, waren auch ein paar Kinder, die als afrikanischer König geschminkt waren. Dass es nicht mehr waren, führt das Erzbistum auf die kurze Dauer der Aussendungsfeier zurück. Foto: BDKJ Bamberg
Unter den Sternsingern, die zum Auftakt der 59. Aktion Dreikönigssingen am Wochenende in den Dom kamen, waren auch ein paar Kinder, die als afrikanischer König geschminkt waren. Dass es nicht mehr waren, führt das Erzbistum auf die kurze Dauer der Aussendungsfeier zurück.  Foto: BDKJ Bamberg

Angeblich waren unter den 500 Sternsingern im Bamberger Dom keine Kinder zu sehen, die schwarz geschminkt waren. Das stellt sich als unwahr heraus.

Es gab einige Aufregung um die Sternsinger-Aussegnung, die am Freitag, 30 . Dezember, im Dom stattfand. Manche Beobachter hatten festgestellt, dass unter den rund 500 Teilnehmern kein einziger Mohr war. Doch dieser Eindruck sei falsch, sagt nun das Erzbistum Bamberg: "Unter den zahlreichen Sternsingern waren wie in jedem Jahr natürlich auch viele mit schwarz geschminkten Gesichtern zu finden", heißt es aus der Pressestelle.

Es waren zwar nicht viele, doch sind auf den Bildern zum Auftakt der 59. Aktion Dreikönigssingen tatsächlich einige Kinder zu sehen, die sich das Gesicht schwarz geschminkt hatten. Somit waren die Heiligen Drei Könige komplett vertreten.


Repräsentanten aller Kontinente

Nach der Aussendungsfeier hatte es zum Teil empörte Reaktionen gegeben. Eine Diskussion entspann sich unter anderem darüber, ob das Erzbistum vorgeschrieben habe, dass es keinen Mohren-König mehr geben dürfe. Das hat selbst Erzbischof Ludwig Schick dazu veranlasst, sich zu Wort zu melden: "Den Mohr wird es weiterhin geben. Die drei Könige repräsentieren alle Kontinente", äußerte Bambergs oberster Hirte auf Facebook.

Auch der Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Ordinariat, Peter Wünsche, äußerte sich: "Es gab und gibt keinerlei Anweisung über das Schminken bei der Sternsinger-Aussendungsfeier - weder vom Herrn Erzbischof noch vom Jugendamt noch vom BDKJ." Das Erzbischöfliche Jugendamt, das die Aussendungsfeier veranstaltet, gehört zum Dienstbereich Wünsches. Er habe auch noch mal Rücksprache mit dem Jugendpastoral gehalten: "Es stimmt nicht, dass keine Beteiligten schwarz geschminkt waren. Dass es weniger waren als sonst, ist kaum jemandem aufgefallen - wenn es denn wirklich weniger waren; das hat niemand nachgezählt."


Schwarzer König kein Muss

Es stimme ebenso nicht, dass "von oben" irgendwelche Zusammenhänge mit der Diskussion ums "Mohrenhaus" gesehen wurden, so Wünsche weiter. Um das alteingesessene Geschäft an der Oberen Brücke war vor einigen Wochen eine Diskussion um "political correctness" ausgebrochen. Die Inhaber wurden sogar teilweise angefeindet, haben aber von der Mehrheit Rückendeckung bekommen.

Laut Peter Wünsche ist der Grund ein anderer, dass an der Aussendungsfeier nur wenige Mohren-Könige als solche zu erkennen waren: "Manche Sternsingergruppen verzichten für die relativ kurze Aussendungsfeier auf das Schminken, weil der Aufwand für das Anmalen und Abschminken recht hoch ist. Wer schon einmal ein voll geschminktes Gesicht hatte, weiß, dass man ohne Dusche oder Badewanne kaum alle Farbe wieder abbekommt. Im oder um den Dom gibt es dazu keine Gelegenheit." Dagegen sei beim eigentlichen Sternsingen in den Gemeinden fast immer einer der Könige schwarz. "Aber auch das ist kein Muss, es ist so Brauch. In der Bibel steht nichts von einem schwarzen König; der taucht erst auf spätmittelalterlichen Darstellungen auf", so Wünsche.


Klimawandel im Fokus der Aktion

Rund um den Jahreswechsel sind in Deutschland traditionell wieder die Sternsinger unterwegs. Das Leitwort lautet in diesem Jahr "Segen bringen, Segen sein. Gemeinsam für Gottes Schöpfung - in Kenia und weltweit!" Damit machen die Gruppen in erster Linie auf die Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam. Träger der Aktion sind das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Im Erzbistum Bamberg haben die Sternsinger im vergangenen Jahr über 1,6 Millionen Euro gesammelt.


Kommentar von Sebastian Martin: "Schminke ist nicht entscheidend"

Wenn das Erzbistum um Ludwig Schick sagt, es gibt bei den Sternsingern keine Direktive von oben, dann darf man das ruhig glauben. Ohnehin sind die Gründe, warum es hin und wieder keinen Mohr unter den Heiligen Drei Königen gibt, meist viel banaler: Manche Kinder haben schlicht keine Lust, sich das Gesicht zu schminken. Soll man sie dazu zwingen? Nein, ein Kind kann trotzdem in die Rolle des afrikanischen Königs schlüpfen. Mit Rassismus hat das Ganze nichts zu tun. Dennoch findet die Diskussion um die "political correctness" in den Familien statt. Das zeigt auch ein Blick nach Österreich. Dort hatte erst kurz vor Jahreswechsel die Kronen-Zeitung vermeldet, dass die Sternsinger im Nachbarland immer öfter ohne schwarzen König unterwegs seien. Es soll dazu aber keinen direkten Beschluss der Katholischen Jungschar gegeben haben. Dennoch sei wohl bereits darüber diskutiert worden. Auch einige Eltern lehnten demnach den dunkel geschminkten König ab. Grundsätzlich bleibt festzuhalten: Die Schminke ist nicht entscheidend. Was zählt sind vielmehr die Spenden, die durch die Sternsinger für den guten Zweck zusammenkommen.